Deeeer … Lilienstein

Dieser wunderschöne, alleinstehender Tafelberg fasziniert immer wieder. Besucht man die Sächsische Schweiz, wird er meist als erster wahrgenommen. Es liegt bereits ein paar Jahre zurück, dass wir ihm einen Besuch abstatteten und noch dazu herrschten damals katastrophale Sichtverhältnissen. Nur der Beschilderung war es zu verdanken, dass wir ihn überhaupt gefunden hatten.

Ich hatte heute ein etwas längeres Läufchen in den Trainingsplan geschrieben. Das Motto heißt immer noch Regeneration und langsamer Wiederanlauf. Wie langsam, sollte das allgemeine Wohlbefinden entscheiden.

Bereits mental bist Du super eingestellt, wenn im idyllischen Elbörtchen Rathen geurlaubt wird. Autofrei, von Felsen umgeben, Talwächter und Basteiaufstieg vor dem Fenster der Ferienwohnung. Idylle, die jedes Klischee bedient.

Der späte, urlaubstypische Start in den Tag lässt natürlich auch die Lauffreude etwas später aufkommen. Kurz vorm Mittag, die Rennschnecke hält sich tapfer an die Verdauungspause, wenn das Frühstück vorbei, starteten wir, dick verpackt, bei -10 °C auf unsere Runden. Einer nacht rechts, Richtung Wehlen und einer nach links. Den Kottesteig entlang gings zunächst an der Elbe bis zum „Cafe Einsiedler“ um dann dahinter, stets Höhe gewinnend, in den Lottersteig zu verzweigen.

Etwas verlottert war er auch, doch mit dem passenden Salomon-Schuhwerk an den Füßen konnte nix schiefgehen. Mein Puls muss recht hoch gewesen sein, als ich im 7-er Schnitt die ersten Treppen nahm. Weiter ging in 6-er Pace zum Nordaufstieg des Lilienstein.

Ich genoss das herrliche Wetter und vor allem, den lange nicht mehr gespürten „Anstieg im Oberschenkel“. Herrlich, wenn der „Schmerz“ nachlässt und irgendwann (endlich) der „Gipfel“ erreicht wird. Ich verzichtete auf die letzten 50 Hm und folgte der Beschilderung nach Prossen.

Moderat gings durch verschneiten Wald in bekannten An- und Abstiegsregionen, bevor die Superneigung nach Prossen, etwas unscheinbar markiert, fast verpasst wurde. Man war das ein Weg. Mit gefühlter Leichtigkeit wedelte ich durchs Laub, denn die hauchdünne Schneeschicht, die das Elbsandsteingebirge momentan bedeckt, war hier bereits untergepflügt.

Eine kleine Wandergruppe passierend traf ich nach knapp 6 Kilometern einen alten Bekannten wieder: den Elberadweg, der Bad Schandau mit Königsstein verbindet. Hier rechtselbisch folgte ich im stetigen auf und ab dem asphaltierten Weg. Dass ich hier landete, war nicht wirklich geplant. Ohne Karte auf der Uhr, wohl aber im Laufrucksack verließ ich mich auf mein Gefühl. Mir wars nicht unangenehm, einen neuen Weg „entdeckt“ zu haben. Der gewollte Abstieg nach Ebenheit war eh bekannt. 😉

Nach wunderschönen, autofreien Laufabschnitt entlang der Elbe sollte ich die Fähre erreichen, die mich auf die andere Elbseite brachte. Froh, über jeden Gast, der den eisschollenbedeckten Fluss überquert, dauerte die Alleinfahrt auch keine 2 Minuten. Das nenne ich ja mal Service. Danke Fährmann.

Kurz hinter dem Start des Oberelbemarathons gings auf die bekannte Strecke des Elberadweges. Kilometer 9 piepste, als ich die ersten Bögen der unterbauten Eisenbahnlinie passiert. Etwas neidisch schaute ich auf die rechtselbische Seite, die um diese Tageszeit mit Sonne bedacht war. Ja, nach der kleinen Zwangspause war mir anfangs sogar etwas kühl. Keine 2 Kilometer später, die Elbe windet sich hier permanent durch Tal, war auch mein Laufschatten vor mir. Die Wegführung ist hier völlig unkritisch, nicht nur, weil ich hier auch bereits mehrfach wettkampfmäßig unterwegs war. Zum 15. Jubiläum in diesem Jahr ist es bereits (2 davon nur Halb) mein fünfter Start an der Oberelbe.

Ich genoss die Landschaft, die, je weiter man vorankommt, um so beeindruckender wird. Besonders die Sonne ließ die Felsen noch märchenhafter erscheinen. Bei diesem Anblick weiß man, warum langes Laufen soooo schön sein kann. Wandern im Zeitraffer, so könnte man es nicht treffender beschreiben. Reizüberflutung inclusive.

Ich durchlief den kleinen Weiler „Strand“ und wenig später kamen „Talwächter“ und „Gans“ ins Blickfeld. Schade, ich hatte bereits 14 Kilometer hinter mich gebracht, als ich Oberrathen erreichte, wo ich mit der Fähre zu meinen Urlaubsdomizil übersetzen sollte. Nein, das konnte es noch nicht sein. Die geplanten 17 Kilometer erlaubten noch, den schönen Rathener Anstieg in die Beine zu kriegen und den „Wellen“ nach Pötzscha, wenigstens eine kleine Weile, zu folgen.

Zu meiner rechten präsentierte sich die „Bastei“ im „Scheinwerferlicht“. Zum wiederholten Male wurde das Handy gezückt, wegen der endlosen Motive gar nicht mehr im Laufrucksack verstaut. Meine Muskulatur fühlte sich immer noch hervorragend an und auch das Umschalten der Trittfrequenz am Berg klappte noch bestens. Ich hatte ein 5:10-er Tempo auf der Ebene gewählt und lief dieses auch problemlos und konstant durch. Der ganze Körper war erfreut, über den herrlichen Ausflug, denn keiner der üblichen Verdächtigen muckte auf.

Besonders interessant, dass meine leichten Achillessehnenbeschwerden seit dem letzten 50-er wie weggeblasen sind. So kanns gehen? Zur Herzfrequenz gibt’s keine Aussagen, denn ich hatte den Bruststraffer zwar angelegt, leider aber nicht neu eingelernt. Der Erstgurt durfte diesem Mal nicht mit, hing er doch triefend vom gestrigen Heimatlauf an seinem Regerationspunkt. Da man ja eh das ein oder andere Mal nach Gefühl laufen soll, war diese Mal eben HEUTE.

Meinen geplanten Wendepunkt, der mich zur bereits passierten Fähre zurückbringen sollte, wurde ohne auch nur den Versuch einer Wende zu unternehmen, passiert.

Lauf, wenns Spaß macht, einfach mal noch ein Stück … so tat ich es.

Genoss jede kleine Steigung, den Blick auf Wehlen und die ersten Häuser von Pötzscha, die ich nach gut 17 Kilometern Tagesdistanz erreichte. Schnell war der kleine Ort durchlaufen, die Bahnschranken öffneten sich und gaben der Weg zur Fähre frei.

Sie kam, als wäre es abgemacht, gerade auf „meine“ Seite, als ich das Elbufer erreichte. Ein kurzes Gespräch, ein verstohlener Blick und im Nu hatte ich hier die andere Elbseite erreicht. Die Sonne lockte auch den ein oder andere Spaziergänger auf meinen Laufweg, der mich nun von Wehlen zurück zum Ausgangspunkt brachte.

Das Tempo war immer noch erfreulich konstant, die Laufbewegung dazu locker und ich fühlte mich auch sehr gut dabei. Am Fuße der Bastei laufend erreichte nach 1:57 Stunden, 22,2 km Sightseeing hinter mir, meinen Startpunkt.

PS.: Bilder mit meinem Notebook und der Schnürsenkel-Verbindung leider nicht machbar.