Wir sind Deutschland und ich habe ein „Bein“ verloren

Mensch, sind wir im Fußball-Wahn.

Für mich galt es heute aber erst mal, eine ordentliche Leistung im Gelände abzuliefern. Dabei kann mir kein Team helfen, das musste ich schon alleine tun. So hieß es, wie gewohnt an Laufsonntagen, zeitig aufstehen.

Sechs Uhr klingelte der „Wecker“ und ich freute mich auf einen schönen Laufvormittag. 20 km sollten gelaufen und mindestens 50 km geradelt werden.

Nach mehr als einem Jahr gönnte ich meiner Muskulatur ein bisschen mehr Waldweg und wählte die Runde entlang des Rützenfelder See’s. Natürlich erhielt ich Unterstützung von meiner lieben Corinna, die mich vor dem Verdursten bewahrte und die Trinkdepots bestückte. Lieben Dank und alles hat wie immer gut geklappt. Was würden wir Läufer nur ohne unsere kleinen Helferlein machen?

Halbmarathon um den Rützenfelder See

Der morgentliche Frühnebel, den ich am Schreibtisch noch bewundern konnte, hatte sich zum Start um kurz vor acht verzogen und trotz Sonnenschein war es angenehm kühl – 16°C. Zum Lauf gibt es nichts wirklich Spektukuläres zu berichten, denn um diese frühe Zeit sind alle noch in ihren Betten. Nach 1:52 Std. hatte ich den Halbmarathon absolviert und auch das Umziehen für die Radeinheit wurde im Fahrradkeller fix erledigt.

Halbmaraton – die Auswertung

Kurz nach zehn Uhr startete ich die zweite Etappe und wollte pünktlich zum Mittag wieder in der Weststadt sein. Es sah gut aus und ich fühlte mich auch so. Das Rad lief prächtig  (Marathon Racer sei Dank) und nach einem kurzen Stop zur Aufnahme der hinterlegten, leeren Trinkflaschen von der Laufstrecke gings auch mit Siebenmeilenstiefeln der ersten Stunde entgegen. Doch ich hatte gerade den Anstieg – puh … im 4. Gang – in Gielow hinter mich gebracht, lahmte meine linke Pedale. Anfangs glaubte ich, meine Sohle vom Schuh hätte sich gelöst, und den unrunden Tritt verschuldet.

Nach näherer Analyse, fahrend versteht sich, war aber irgendwie der Pedalarm lose. Sicher hatte ich zu stark beschleunigt und meine Muskulatur war so enorm gewachsen, dass nicht mal ein Fahrradteil vor ihr sicher war.

Ich gelangte recht zügig nach Gessin und konnte in der Dorfstraße 6b einen netten Herren mit 14-er Steckschlüssel finden. Zuvor durchsuchten wir seine komplette Werkzeugkiste. Mann hatte sich das was angesammelt. Alles war wieder verschraubt und ab ging die Post hinab nach Basedow-Höhe. Hinunter zum Ortskern war’s wie immer eine wilde Fahrt, doch die 50 km/h waren mir auf Grund von Mann mit Hund auf der Piste nicht vergönnt.

Die erste Stunde konnte ich mit 27 km/h abschließen, was mich zu einer Streckenkorrektur veranlasste. Auf Grund der schnellen Zeit sollte es über Grammentin nach Hause gehen.

55 km Radrunde (beide Bilder Copyright by SportTracks)

Doch kurz hinter Malchin war schon wieder ein „linkes Bein“ lose. Ich hoffte auf ein Wunder Gottes und fuhr weiter. Die „Eierei“ wurde immer größer, bis mir in Grammentin der Pedalarm vollständig abfiel.

Wieder begab ich mich auf die Suche nach Hilfe. Nachdem ich Werkzeug besorgt (Opa hatte noch nen alten, verrosteten Steckschlüssel von vor 50 Jahren) und die lose Schraube bestaunte, musste ich den Totalschaden dieser diagnostizieren. So wanderten wir beide , Opi und ich, durchs Dorf, um den Schraubensammler seines Vertrauens zu suchen. Doch auch hier gabs keine Hilfe.So was neues gabs hier nicht.

Mein genialer Plan, die rechte mit der linken Pedalarmfesthalteschraubi zu tauschen schien zu funktionieren. Ich kam bis zur B194, dann hoffte ich nur noch. Es war ein wirklich beeindruckendes pedalieren, als ob Du bei jedem Tritt von hinten einen Schubser an den Fuß bekommst.

Jede freie Strecke zum Rollen wurde genutzt, denn „mein Bein“ wackelte zwar bedenklich, hielt aber noch am Tretlager. Zumindestens bis zu Postkreuzung in der Reuterstadt, dann lag der „Stein des Anstoßes“ wieder auf der Straße. So legte ich den letzten, und zum Glück nur diesen, schiebend zurück.  Das war sozusagen die Höchststrafe für einen Sportler. Doch machen kannste trotzdem nix. Nach 3,5 Stunden war dann meine Radtour beendet. Die Fahrzeit betrug für die 55 km betrug 2:12 Std. – angesichts des „geeiers“ die letzten 15 km schon ganz beachtlich.

So endete also meine ersten Koppeltrainingseinheit – der defekte Pedalarm liegt jetzt im Flur und lechzt nach Neuerwerb. Ich habs ja schon immer gewusst, das Beste am Triathlon ist das Laufen ….

55 km Radeinheit – die Wahrheit

Für die gesamte MULTISPORT-Einheit: 04:10:11 Std. – 75,5 km – Puls: 76% HFmax – 3785 Kalorien verbraucht.