Der 7. Streich (lange Flitzen)

Gestern nun wars, als ich den 7. langen Lauf auf dem Plan hatte. Bisher hatte ich das besondere Vergnügen immer am Wochenende. Ausgeruht und entspannt konnte ich auf die Strecke gehen und anschließend in aller Ruhe regenerieren.

Gestern war alles anders. Morgens gings wie immer dreiviertel sieben aus dem Haus, um meiner entgeltlichen Beschäftigung, namens Arbeit, nachzugehen. Zum Glück lief alles nach Plan und ich war nicht allzu spät mit der Tagesaufgabe fertig.

Ich konnte kurz vor Vier die „Stadt meiner Träume“ verlassen und mich an die Getränkeverteilung für meinen 32-er Abendlauf stürzen. Vier kleine Fläschchen galt es auf dem Rundkurs zu verteilen. Mein treuer Getränkeversorger konnte mich leider nicht unterstützen, also musste ich selber los. Ich richtete bei km 10, 15, 21 und 25 ein Geheimdepot ein.

Als ich dann endlich zuhause ankam, war die Uhr dann doch schon fünf. Ich hüpfte fix in meine Laufsachen. Hier konnte ich erstmals mein postgelbes Shirt und die ober-praktischen und sehr angenehm zu tragenden Ärmlinge anziehen. (Nach fünf Wochen kam dann endlich mein DECATHLON Paket an.) Würde es auch nicht zu kalt werden? Ich vertraute auf meinen Instinkt und der wolkenfreie Himmel versprach Sonne bis zum Ende meines Jogs gegen 20 Uhr. Also griff ich zu guter Letzt zur bewährten Sonnenbrille- nun konnte mich keiner mehr identifizieren. Gut das ich kein Posthorn auf dem Rücken hatte, sonst hätte ich vermutlich ein paar Briefe bekommen.

Alles lief zu gut an. Ich pegelte mich auf eine 5:30 min/km ein. Wollte heute ‚eh ein wenig zügiger Laufen, wenn denn der Puls passt. Und der machte mir keine Schande. Die ersten 10 km legte ich im 5:33-er Schnitt zurück. Herzilein natürlich mit 75% HFmax im Soll. Mein erster Getränkepunkt war noch befüllt. Die wilden Tiere des Waldes hatten mein Flasche nicht gefunden und auch wasserlüsterne Wanderer konnten das Versteck des Oberostereierversteckers nicht finden.

Weiter gings Richtung Wüstgrabow und anschließend nach Basepohl, dem Ort meiner schlaflosen Nächte in der „Jugend“. Kurz hinter der Ortschaft kam ich mit nem 5:33-er Schnitt zu km 15 und Süffelstand 2. Alles war im Plan und die kommenden Kilometer, sozusagen der Aufstieg dieser Laufstrecke, sollten das gelernte zeigen. Hier gehts in 30 min von 40 auf  86 Hm. Das ist schon beachtlich in unserer flachen Gegend. Ich schnaufte ein wenig, konnte aber weiter punkten. Die Halbmarathonmarke war nach 1:57 Std. erreicht. Es lief heute einfach perfekt. Mein kleiner Pumpapparat war immer noch auf 75-er Durchschnitt und nun gings bergab. Zuvor wühlte ich noch mein 3. Fläschchen aus seinem Versteck. Es tat mir scheinbar gut, regelmäßig zu trinken.

Durch den Wald gings Richtung Klockow. Diesen Teil des Weges hatte ich (fühlbare) Ewigkeiten nicht mehr belaufen. Doch alles war beim alten. Selbst der höchste Streckenpunkt war noch immer mitten im Wald erreicht. Als ich das „Dickicht“ verließ, verwöhnte mich die Sonne mit einem herrlichen vollen Gesicht. Ich lief dem hellen (Sonnen)Ball entgegen und genoß die „Aussicht“ in vollen Zügen. In diesen Momenten weiß man, warum laufen so schön sein kann. Ich „sah“ bereits den 25. km vor mir, alles lief wie am Schnürchen und bis auf die üblichen Zicken tat nicht mal was weh oder ich spürte irgend eine Ermüdung. Die Vielzahl der Langen hatte das gewünschte Trainingsziel erreicht.

Den 25. Kilometer erreichte ich bei gleichem Tempo und gleichem Herzschlag wie bisher (5:33/75) und der 4. Getränkestand war noch bestückt. Immerhin war die Flasche bereits vor 3,5 Stunden hier vergraben worden. Die Routengänger hatten sie jedoch nicht gefunden und so genoss ich das kühle Nass.

Kurze Zeit später, ich war bereits zweieinhalb Stunden auf den Beinen, erreichte ich unseren geliebten Ivenacker Wald. An seinem Ende war Gefahr im Verzuge … Stöckzieher … 2 Stück an der Zahl … den ganzen Weg einnehmend.

Glücklichweise wurde ich bemerkt und man (also die am Stock gehenden) sprangen zügig zur Seite. Huhhh. Glück gehabt. Ich hatte mich nicht verletzt 😉

Der kurze Weg durch die Stadt in deren Westteil war eine einzige Freude. Nach 2:59 Std. hatte ich mein Tagwerk vollbracht: 32 km in 5:35 bei 75% HFmax. Besser gehts kaum.

Da wurde wieder ordentlich Höhe gemacht

Der abruppte Tempowechsel in den Gehschritt zeigte mir das ganze Ausmaß des Ausfluges. War beim Laufen alles bestens, spürte ich jetzt die Muskelgruppen, die ich vorher nicht kannte.

Auch die Badewanne brachte nur bedingt Heilung. Ich spürte den ein oder anderen Schmerz im Beckenboden und Verspannungen im Rücken. Auch mein Fußgewölbe war mit Strumpf und Schuh unzufrieden.

Ich kann aber Entwarnung geben. Es hat sich alles wieder eingeränkt. Nur mein Fußspann drückt noch ’ne Weile. So gabs heute erst mal ein Paar neue Laufsocken, die ich wohl in den verbleibenden 9 Tagen fit kriegen sollte. Die neuen XSocks sind irgendwie zu dick, oder ist es mein Fuß? Verfettung am Fußgewölbe? Hatte ich unbemerkt zugenommen?

Morgen gibts wohlverdient noch einen Ruhetag, bevor es am Sonntag noch mal „ein Paar vor den Bug gibt“. Ein paar 1000-er Intervalle läuten dann die letzte, sogenannte Oberschlaffi-Woche ein, wo sich alles noch mal richtig entspannen und erholen kann.

Endspurt zum Elbdeichlauf