Einfach nur genießen, meinen zweiten Bluetrail

Es sind schon wieder 8 Wochen ins Land gegangen. Vergangen seit meinem letzten großen Ultratrail. Und es wird dieser der wohl letzte in 2016 sein. Bereits vor einem Jahr flog ich an einem Donnerstagabend nach Madrid, um tags darauf auf die Kanareninsel Teneriffa überzusetzen. Der Insel mit dem höchsten Ultratrail Spaniens. Geht es doch fast auf den Gipfel des höchsten Berges im Land und seinen angeschlossenen Inseln.

„Mussten“ im letzten Jahr noch 3 Punkte für den Start beim UTMB gesammelt werden, sieht es in diesem Jahr ganz anders aus. Meinem Start im nächsten Jahr kann eigentlich nichts mehr aufhalten. Schon gar nicht mangelnde Punkte. Es werden wohl 20 Punkte nach diesem Wochenende sein, mit denen ich mich bewerben kann. Die ich in den vergangenen zwei Jahren „gesammelt“ habe. Aber vielleicht klappt es auch anders J

Ich freue mich, wie ein kleines Kind auf diesen letzten Ultra in meinem wohl schönsten Jahr. Mein erstes großes Trailrunning-Jahr. Fast ausschließlich wurde getrailt. Ja, es gibt noch Restpotential. Ich kommenden Jahr wird DAS Jahr. Gesundheit bleib bei mir!!!

Das Jahr begann recht durchwachsen. An langes Laufen war nicht zu denken. Wadenschnupfen oder was auch immer verhinderte Läufe, man sonst nach dem Abendbrot läuft. Mein Fernsehprogramm sozusagen. Natürlich lief ich trotzdem. Forcierte dann auch rechtzeitig das Training, mit all den Nebenwirkungen, die diese scheinbare „Unvernunft“ nach sich zieht. Thats trailrunning.

Die Vorbereitung auf den Ultratrail de Sierra de Tramuntana führten wir im Februarurlaub durch. Eine Woche in wärmeren Gefilden laufen war schon recht angenehm. Bereit zwei Monate später folgte mein erster Ultratrail über 100 km. Es waren 119 km mit moderaten 4500 Höhenmeter im Anstieg zu bewältigen. Keine drei Wochen später folgte die Transvulcania Nummer 3. Die Regeneration recht kurz, die Hitze wie immer pünktlich auf der Isla Bonita zum Saisonauftakt der internationalen Skyrunningszene eingetroffen. Das kleine Nagetier mitten drin, zwischen all den Cracks der Trailrunningszene. Immer wieder ein tolles Laufen auf UNSERER Insel. Und immer gern wieder. (Nach dem Bluetrail geht es wieder für eine Woche rüber nach La Palma, muss 😉 ).

Kaum von der Insel zurück stand die Horizontale rund um Jena auf dem Plan. Keine drei Woche hatte ich Zeit, mich auf das Event einzustellen. Doch ohne die Traditionsveranstaltung, an der ich seit 2009 lückenlos teilnehme geht es dann auch nicht. Gut 100 Kilometer sind hier mit 2400 Höhenmetern im Anstieg zu bewältigen. Fast alles laufbar. Fast. Und es sollte mein Lauf des Jahres werden. Völlig überraschend muckte ich in 11:47 Stunden durch die Kernberge. Das war ganz großes Kino und sicher eine einmalige Kiste für das alte Nagetier. 1:45 Stunden schneller als noch im Jahr zu vor. Ich kann es immer noch nicht erklären. Auch nach dem 100-er blieb nicht viel Zeit für das große Durchatmen, was Mann ja auch nicht wirklich will. Laufend regenerieren heißt nun mal das Motto im Ultratrailsport. Und so lief ich und regenerierte, um knapp 4 Wochen später in Chamonix an der Startlinie zu stehen.

Mont-Blanc-80 Kilometer hieß der Ultratrail, an dem ich unbedingt teilnehmen wollte und das Losglück mir schlussendlich auch hold war. Ich sollte mein Deija Vue erleben. Trotzdem gefinished, wie es sich gehört. Die Erfahrungen, die ich in den über 20 Stunden gesammelt habe sind einfach  unbezahlbar.

Anschließend hieß es wieder. Offseason, die nach einer Woche für beendet erklärt wurde. Lächerlich, dieses Wort. Noch … seine Entsprechung. 😉 Wat mutt dat mutt.. Knapp 2 Monate blieben bis zum Jahreshighlight. Dem TDS im Rahmen des UTMB. Ein 120 km Lauf mit 7300 Höhenmetern im Anstieg. Es war teils technisch sehr anspruchsvoll und es war warm, nein es war heiß. Und es war mein Jahreshighlight in jeder Hinsicht. Wochenlang war ich geflashed von den Erlebnissen dieser unendliche scheinenden Stunden rund um den fetten weißen Klotz. Ein wahres Topevent in meinem Laufkalender. Muss ich auf alle Fälle wieder tun. Es tat so weh, war mental wirklich anspruchsvoll und dann am Ende doch (wieder) sooooo geil. (Ob ich den Bericht noch mal fertig kriege? Kriegen muss?)

Wie schnell die Zeit vergeht. Wieder acht Wochen habe ich recht überlegt und zielorientiert trainiert. Weniger Höhenmeter, mehr Tempo und Techniktraining standen auf dem Plan. Muss auch mal sein. Natürlich gab’s auch ein paar lange Läufe, neun an der Zahl und (kum.) 16000 Höhenmeter sind besser als nichts. Zwei kleiner Wettkämpfe, die unterschiedlicher nicht sein konnten.

Nun aber ist es geschafft. Aber was heißt geschafft. Laufen wir nicht immer, ständig, das ganze Jahr hindurch. Ist Laufen nicht die schönste Freizeitbeschäftigung ever. Laufen abseits der schwarzen Tartanbahnen … Also geschafft ist gar nichts. Nach dem Trail ist vor dem Trail … J

Morgen Nacht werde ich von Los Christianos, im Süden der Insel Teneriffa über den Gipfel des Pico del Teide laufen. Gemeinsam mit 300 anderen Bergverliebten. Es wird ein Traum. Nachdem wir uns die Nacht hindurch auf über 2200 Meter hochgearbeitet haben, werden wir einen Bilderbuch-Sonnenaufgang auf über 3000 Metern erleben. Strahlender Sonnenschein. Staubige Wege, soweit das Auge reicht. Und am Ende werden wir wieder am Meer sein. Nach knapp 100 Kilometern werden (kum.) über 12500 Höhenmeter bewältigt worden sein … es ist Bluetrailzeit. Und im Ziel werde ich erwartet. Besser geht es nicht!!! Ich werde den Flieger sehen, wenn er mit der „Bodencrew“ einfliegt. Auf meinem Weg auf den über 3700 Meter hohen „alten Sack“. Immer noch ein wenig surreal. Vor 12 Jahren stand ich erstmals auf seinem Gipfel. Unvorstellbar, dass ich da mal hoch rennen werde. Das (Trail)leben ist ein großes Überraschungsei. Wir wissen nicht, was noch kommt, aber es wird grandios.

Der Eventplan fürs kommende Jahr ist fast komplett. Zwei Flüge bereits gebucht … Man liest sich, später, nachdem das Finish verdaut ist.

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