Formbildung

Die Trainingswochen vergehen und der Ticker meiner Website zählt gnadenlos herunter. Mit dem heutigen Tage habe ich noch ganze 7 Wochen Zeit, einen verletzungsfreien Lauf über meine Lieblingsinsel im Atlantik vorzubereiten.

Ein Blick auf die Trainingsstatistik zeigt erheblichen Nachholbedarf an langen Läufen und absolvierten Bergeinheiten auf. Also wurde kurzfristig der Entschluss gefasst, der Einladung des LSV zu folgen und die geplante längere Hügelrunde um eine Woche vorzuverlegen. In der Gemeinschaft und noch dazu in dieser, läufts einfach besser.

Die Laufwoche befor #Elbi wurde ein wenig auf die Bremse getreten. Ganze 2 Laufeinheiten standen auf dem aktuellen Zettel. Schonung der angeschlagenen Muskulatur war angesagt. Zwickendes linkes Knie, Prellung am rechten Handgelenk und die Dauerkandidatin Plantarfasziitis können mich natürlich nicht wirklich hindern, ins favorisierte Trainingsgebiet zu reisen. Die Anfahrt bis Dresden ist immer schnell erledigt, reist man gleich von Arbeit in den Süden. Ein paar Tunnel später verlässt man dann die Autobahn und zweigt in die Hauptstadt der Sächsischen Schweiz, nach Pirna ab.

160313-0630Am Samstag dann klingelte das Handy nach unruhiger Nacht gegen halb sechs. Schnell war das georderte Frühstück gesackt und es ging hinab zum Bahnhof. Hier brachte mich die S1 pünktlich zu den LAuffreunden nach Pirna. Bekannte und neue Gesichter wärmten sich im Busbahnhof in Pirna auf, als ich erst mal den Treffpunkt überlief. Schnell war ich zurück gepfiffen. Wenige Augenblicke später bussten wir nach Liebethal. Wohl einem Ortsteil, hoch lebe die Eingemeindung, von Pirna, dem offiziellen Startpunkt des Malerweges.

Recht schnell gings den ersten Bachlauf (die Wesenitz isses, ja, Wesenitz-Kräuter aus Dürrröhrschdoorf 😉 ) entlang. Die Muskulatur wurde ohne Vorwarnung erwärmt, hatten doch die Spitzenläufer die zu absolvierende Gesamtdistanz ausgeblendet … und traten erst mal drauf. Jut, Anschluss halten war angesagt. Nach 3,5 Kilometern der erste Fotostopp. Wir genossen die strahlende Sonne und wollten gar nicht wieder los. Immer noch recht flott, aber sinniger gings dem ersten Elbkontakt entgegen, der phänomenalen Aussicht von Wehlen aufs Elbtal. Schnell wurde der Verpflegungspunkt wieder verlassen und der erste Anstieg, der zur berühmten Bastei, folgte. Das Läuferfeld hier bereits 3 geteilt. Jedoch wurde keiner zurückgelassen.

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Nach 73 Kilometern siehts ganz gut aus

Ein Balanceakt bei den unterschiedlichen Leistungsniveau und angestrebter Distanz der Läufer. Von 14, über 30. 40, 50 und 70 Kilometer Läufern war alles vertreten. Auf der Bastei angekommen natürlich DAS Foto, bevor es zur Feldenbühne hinab ging. Meine Störenfriede hatten sich ganz gut mit der Situation arrangiert. Das Knie meldete sich gar nicht zu Wort, die Handgelenke hatte ich in Radhandschuhe gesteckt, man war auf eventuelle Stürze vorbereitet. Der linke Fuß war komplett zugetapt und hatte eigentlich auch nicht wirklich eine Chance. Gut, es muckerte schon ein wenig, aber ich kannte „den Vogel“ und wußte um seinen Geltungsdrang.

DSC_2831_smallAn der Felsenbühne im Amselgrund erwartet die Rennschnecke das Läuferfeld. So bekam wenigstens (fast) jeder aus der Startformation ein Foto. Auch der Überflug oder eher Abflug wurde getestet … es wird. An die 18 Kilometer waren wir bereits unterwegs, die Sonne bisher unser ständiger Begleiter. Unser Ausflug stellte, zumindest zu diesem frühen Zeitpunkt, keine großen Ansprüche an die NAvigation. Wir mussten nur dem Malerwegszeichen folgen. Ja, wir hatten uns bereits zwei Mal kurz verlaufen. Aber was heißt eigentlich verlaufen. Wir genossen den herrlichen Weg und ließen uns in kein Muster zwingen 😉 Auf ein paar km mehr oder weniger kommt beim Trailen nun wirklich nicht an. Und der Weg war ein Trail. Kaum ein Weg, der nicht durch den Schnee zum besonderen wurde.

Schnell war der Hockstein erreicht, die Höllenschlucht durchquert und der Panaoramaweg zum Brandaussicht schob sich unter den Füßen durch. Leider gab es hier bereits die erste Verabschiedung … jeder Lauf ist anders und 30 km musste auch erst mal durch den Schnee renn. Am Brand gönnte ich meiner Fußmuskulatur dann endlich mal die ersehnte erste (und letzte) Lüftungspause. Ganze 10 Minuten ließen wir uns die Sonne auf den vermummten Pelz brennen. Der Wiederanlauf um so hölzerner. Dafür aber gabs gleich den leckeren Anstieg nach Waitzdorf hinauf. Eins war sicher, die Schneedecke war höher, als ich sie vor 14 Tagen hier kennengelernt, lief sich aber wesentlich entspannter. Frischer Schnee, kaum Vereisung und nicht verharscht ließen wirkliche Lauffreude aufkommen. Das neue Schuhwerk, gerade noch rechtszeitig eingetroffen jobbte hervorragend. Auch ohne Spikes war es ein machbares Laufen.

Asics GEL Trail Sensor 5

Obwohl sie sensor heißen, hab ich sie selbst bezahlt 😉

Kurz vor der Kohlmühle, meiner Abflugstelle 2 Wochen zuvor, wurde noch mal ein wenig gepaced, bevor sich wieder 3 nette Laufkollegen verabschiedeten. Sechs „kleine Negerlein“ hatten wir bereits verloren. „The Core“ hingegen strebte nun Altendorf entgegen. Hier wurden frische Kräfte nachgeführt. 4 oder 5 (?) neue Läufer wollten die verbleibenden 30 Kilometer mit uns laufen. Nicht ganz so ideal, so „agiles Blut“ im Feld zu haben. Aber schön wars in jedem Fall, ein paar neue, teils bekannte Gesichter zu treffen.

Nun verließen wir das „Flachland“. Begonnen wurde mit der Besteigung der Schrammsteine. Hier spürte ich die Oberschenkel schon recht heftig. Was schmerzt, lebt noch und was lebt ist zu Leistung fähig. Nur wie sollte ich sie davon überzeugen, diese schmerzenden Muskeln? Erst mal klettern, ne kleine Pause auf dem Gipfel und weiter zu den Affensteinen. Hier hatte sich das Feld bereits verdächtig auseinandergezogen. Ich übernahm die Absicherung nach hinten 😉 lief aber recht entspannt und auch konstant, der Sinn das Laufes. Nach ein wenig Wegsuche auf der oberen Affensteinpromenade, alle GPS-Tracks zeigten in den gleichen falschen Wald, trennten sich schließlich die Wege. Drei weitere Lauffreunde machten die Socken scharf in Richtung Elbe. Unser 300km Läufer (Berlin-Dresden 7 Tage zuvor beendet), der Sebastian musste der enormen Leistung der Vorwoche Tribut zollen. In jedem Fall unglaublich, dass er bis hierher gekommen war, Hammer. Unsere beide TransGranCanaristi juckte das wenig, weniger.

Meine Ortskenntnis war nun leider erschöpft. Sicher erkannte ich den ein oder anderen bewanderten Steig und Weg. Der zunehmende Schnee ließ aber auch den Widererkennungswert sinken. Wir liefen einfach. Es wurde „gefachsimpelt“, geflaxt und es wurde immer wieder aufeinander gewartet. Mittlerweile waren nur noch 5 Läufer aus der Startformation im „Rennen“ dazu gesellten sich 4 Spätberufene. Der Uwe stellte schließlich bei Höhenmeter 1900 das Gleichgewicht wieder her.

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Kuhstall

Der Kuhstall lag bereits hinter uns und in der Neumannsmühle füllten wir unsere Getränkevorräte wieder auf. Ich gönnte mir noch einen halben Liter Cola, die innerhalb von 10 Sekunden für neue Energie sorgten. Die Welligkeit des Geländes nahm zu. Die Wegesituation wurde immer traumhafter und unberührter. Die langen Anstiege nun nur noch im langsamen Galopp zu bezwingen. Die Uhr hatte die 10. Laufstunde bereits überschritten.

Auf dem Weg zum ZeughausDas Preibischtisch in fühlbarer Weite erreichten wir mit dem Sonnenuntergang den Großen Winterberg. Der Weg hier wunderschön verschneit. Die Pace irgendwie unterirdisch, obwohl wir trabten. Doch soetwas zählt bei solch tollem Lauf, den wir erleben durften, überhaupt nichts. Alle waren geschafft aber gesund und unverletzt. Meine Querulanten waren alle verstummt. Sogar die Fußsohle fühlte sich irgendwie tot an, als wir vom Winterberg hinunter zur Elbe stürzten. Die Wegesituation belkannt und der Flak-Scheinwerfer (zum Glück hatte ich den „Blender“ mit) war auch für 2 Läufer ausreichend.

Am Ufer der Elbe wurde ich bereits sehnsüchtig erwartet. Doch ich hatte eine gute Tat vollbracht und einen unbeleuchteten Lauffreund sicher runter gebracht. Das war knapp…für ihn.

Als die Fähre übersetzte fuhr auch bereits die S1 in den Bahnsteig ein. Wildes gestikulieren und rufen ersparte uns eine Stunde Wartezeit oder wären wir noch ein Stück gejoggt??? Ab Bad Schandau fährt der Zug dann halbstündlich. Wir mussten es nicht herausfinden und saßen zufrieden, warm und trocken.

Am Ende vom Tag standen verschiedenen Zahlen zur Auswahl, die den Tagesausflug nur messtechnisch beschreiben können.

Startzeit Liebethal: 07:31 Uhr
Endezeit Schmika:  19:37 Uhr
Laufstrecke: 70,xx km
Höhenmeter: 4324 m (+2145 /-2179) [barometrisch.: 5350m (+2680/-2670)]
Energieverbrauch: 5154 cal
 

Ich musste den Zug leider vor allen anderen verlassen. Stand mir ja noch ein auslaufen ins 120 Meter höher gelegene Hotel bevor. Der Ehrgeiz hatte mich verlassen, die alte Weißiger Straße als Gradmesser der Leistungsfähigkeit zu verstehen. Langsamen Schrittes gings unter die Dusche.

Laufen Malerweg Etappe 3 16.03.2013, Höhe

Der halbtrockene Portugiese nach der Hackepeter-Orgie war wohl verdient und auch die Trainingsstatistik hat sich nach dem Powerwochenende, am Sonntag gings natürlich noch mal auf eine kleine 800 hm Runde, in den gefälligeren Bereich entwickelt. Ich arbeite weiter zielorientiert. Das nächste Trainingscamp steht auf dem Plan, auch Urlaub genannt. Es soll nach Weißig gehen und ein paar super lange Läufe sind auch schon auf der Uhr. Noch 3x da hin gehen, wo das Geld her kommt, dann ist erst mal Urlauben angesagt, aktives, versteht sich.

Jahresstatistik Stand 18.03.2013

Unseren Trail auf Garmin Connect gibts: hier