Lange Abende

Gestern war es dann endgültig vollbracht. Die offizielle Vorbereitung (wie jetzt offiziell?) für den Ultramarathon auf dem Röntgenweg rund um Remscheid fand ihre Vollendung im 5x1km Tempogefühlslauf. Alles lief einfach zu perfekt. Nachdem ich am Dienstag noch einmal fern der Heimat laufen durfte, gings gestern um die Tempofindung für den kommenden Sonntag. Na ja. Es wurde noch mal geschaut, wies denn so läuft. Und ich war sehr, sehr zufrieden mit mir.

Gemeinsam mit 447 gemeldeten Ultraläufern werde ich mich auf die reizvolle Strecke rund um Remscheid begeben. Gut, dass ich das Laufgebiet nicht kenne, so kann mich auch nichts abschrecken. Einzig bekannte Werte sind die Gesamtlänge von 63,3 Kilometern und die nahezu 900 Höhenmeter, die zu absolvieren sind. Es wird durch das herrliche Bergische Land gehen. Eine große Freude überkommt mich bei der Vorstellung an die „Aufgabe“.

Ich habe die Runde natürlich schon auf dem Armlaptop

Die läuferischen Anforderungen hielten sich gestern in Grenzen, denn die 5 „Intervalle“ im angestrebten Tempo waren doch mehr eine Aufwärmeinheit, denn eine Herausforderung. Somit konnte ich ein Trainingshalbjahr Revue passieren lassen, dass irgendwie richtig viel Freude bereitet hat.

Ich durfte Distanzen laufen, von denen ich zuvor gar keine Vorstellung hatte. Zur mentalen Vorbereitung wagte ich mich bereits an die knapp 77 km rund um Deutschlands größten Binnensee. Dass es in der anvisierten Zeit auch zum Finish kam, erfüllte mich mit unbeschreiblicher Freude. Solch besonders intensive Momente der Freude am Lauf habe ich noch nie zuvor so intensiv erleben dürfen, wie auf meinen Ultraläufen. Wieder und wieder neue Motivation zu erlangen erlebt man einfach nur beim lange laufen. Im „Training“ lernte ich mit Distanzen umzugehen, die zuvor per Rad zurückgelegt wurden. Ich erlebte am eigenen Körper, was 50 km laufen bedeutet. Ein Tempolauf über 30 km empfand ich als total abgefahrene Kiste. Nach der Arbeit nach Hause zu laufen … allein der Gedanke daran verschafft mir immer noch Gänsehaut.

Lange Läufe waren bis zum letzten Jahr eine Domäne der speziellen Marathonvorbereitung. Ich laufe die damaligen Distanzen heute fast jedes Wochenende. Dabei gehts jetzt um lange, bergige Läufe jenseits der Marathondistanz. 4-5 Stundenläufe sind zu besonderen Erlebnissen unserer Wochenenden geworden. Man ist das abgefahren. Ultra-langes-Laufen ist einfach unbeschreiblich. Bis heute habe ich immer noch nicht realisiert, wie man das muskulär verkraften kann. Meine 15 langen Läufe (>30km) seit dem Oberelbemarathon am 8. Mai diesen Jahres haben sehr viele neue Erfahrungen gebracht. Fast 30 lange sind es seit dem 1.1. diesen Jahres.

Nun heißt es noch 3 Abende geduldig sein und dem Körper ein bisschen Zeit zur Entspannung und Regeneration zu geben. Wieder wird die Rennschnecke meine treue Begleiterin sein, wenns am Sonntag um 08:30 Uhr auf die große Runde geht. Danke für die Geduld mit mir und Deine tolle Unterstützung. Dabei ist dieser so viel gepriesene Höhepunkt eigentlich nur noch das i-Tüpfelchen auf die Läufe der letzten 6 Monate. Viel zu viele schöne Erinnerungen und Eindrückte haben die Laufsaison geprägt. Es wird auch nach dem Sonntag fast nahtlos weitergehen. Die Ziele für das kommende Jahr sind hoch gesteckt, oder erscheinen sie jetzt nur so? Die Lauffreude steht nach wie vor im Mittelpunkt und der Weg dahin ist das wirkliche Ziel. Ein Ultraläufer zu werden, besonders vom Kopf her, das dauert sicherlich noch eine Weile. Aber ich arbeite daran.