Nach den herrlichen, trotz Windstärke 12, Urlaubstagen auf dem „Mond“ hieß es gestern erstmals wieder langer Lauf.
Ich befand mich ja auf Grund der auszukurierenden Erkältung bereits in Trainingsplan Woche 3 und somit stand der erste, von insgesamt 6, gaaanz langen Läufen an. An die 35 Kilometer sollten es sein, wobei die Streckenwahl auf Grund des langanhaltenden Winters nicht so ganz einfach ist.
Der Morgen wurde mit alltäglichen und doch notwendigen, zumindest nach einer Woche Internetabstinenz, Dingen verbracht. Das zeitige Mittagessen erlaubte den Start zum langen Lauf kurz nach 14 Uhr. Wenn man dann mehr als 3 Stunden auf den Beinen sein darf, ist das um diese Jahreszeit auch höchste Eisenbahn. Und ich wollte noch vor dem Einbruch der Dunkelheit ankommen.
Die Temperaturen um den Gefrierpunkt erlaubten das vermummungsfreie Laufen. Trotzdem musste ich, vor der Haustür angekommen, noch eine Hose „nachordern“, denn der Wind blies doch recht frisch. Ich joggte auf sicheren Wegen nach Gülzow und von dort über Kölpin in Richtung Maxfelde. Dabei hatte ich optimistischerweise auf die Spikes verzichtet, warum kann ich nicht sagen. Und dieser „Übermut“ wurde nach der B104- Querung auch gleich böse bestraft. Der Waldweg, bis zum Bahnübergang und den dortigen Häuschen noch zu belaufen, erwies sich anschließend als fast nicht begehbar. Glätte und Schnee ließen mich mehr rutschen denn laufen.
So entschloss ich mich einem unbekannten, aber beräumten Waldweg, wohin auch immer er führte, zu folgen. Ich hatte keine Ahnung, wohin ich wirklich lief. Ich hatte zwar eine Vermutung, doch nachdem ich den ersten Kilometer im Niemandsland unterwegs war, kamen dann doch Zweifel auf. Diese verflogen, als ich eine hundeausführende Familie traf. Hier muss eine Ortschaft kommen, doch welche? Ich erreichte den bereits bekannten Weg zwischen Maxfelde und Wüstgrabow und hatte ca 2 km gespart. Zweitausend Meter, die ich weniger auf vereisten Wegen laufen musste. Nach weiteren 500 Metern war die Beräumung vorbei. Ein Meter Schnee türmten sich auf dem „Wald“weg. Doch ein Trekker hatte eine Spur auf Feld gelegt, der ich folgte. Ich erreichte Wüstgrabow und hatte wirklich genug vom Laufen im Schnee. Was hatte ich mir bei der Streckenwahl nur gedacht? Zum Glück waren ja nur noch 22 Kilometer zu laufen, welch ein Trost. 😉
Ein echter Trost erwartete mich in der Ortsmitte. Der erste Getränkestand war errichtet und ich konnte das erste Wasser fassen. Danke an die Bodencrew, die mich kurz vor Basepohl erneut wässerte. Weiter gings nach Ivenack und durch den Ort in Richtung Eierhof-Wackerow. Dieses Teilstück hatte es wirklich in sich und bereits nach 22 Kilometern hatte ich ein ersten Motivationsloch. Ich hatte zwar den höchsten Streckenpunkt erreicht – doch das motivierte auch nicht wirklich. Jetzt war Gehirnmanipulation angesagt…
Glücklicherweise konnte ich mein Tempo beibehalten und auch der Laufuntergrund verschaffte mir nicht zusätzlichen Ärger. Als ich die B104 bei Ritzerow überquerte, hatte ich den fühlbar höchsten Streckenpunkt erreicht und mit km 24 warens auch nur noch 11000 Meter bis nach Hause, in die warme Wanne.
Das nächste Highlight wartete am Bushäuschen von Krummsee. Mein zweiter und letzter Getränkestand. Würde die Flasche noch da sein und wie siehts mit dem Aggregatzustand des Flascheninneren aus? Bei dem leichten Frost keine abwegige Frage. Corinna hatte jedoch heißes Wasser eingefüllt, sodass ich gute Chanche für die flüssige Nahrung hatte. Man war ich dehydriert. Ich schaffte es bis zur Flasche und war wirklich heilfroh, den ausgebrannten Körper zu wässern.
Bis Jürgenstorf hatte ich mich wieder einigermaßen erholt. Am Ortsausgang hatte ich bereits den 30. Kilometer erreicht und der erwartete Leistungseinbruch blieb zum Glück aus. Irgendwie schiehn sich der Astral an die Belastung nach 3 Stunden zu erinnern und hielt durch. Als ich dann endlich den Ortsrand der Reuterstadt erreichte, war die Sonne bereits untergegangen und meine sonnenbebrillten Augen hatten Mühe, die Rundenzusammenfassung auf dem Forerunner zu erkennen. Nun folgte noch ein beschwerliches Stück durch gefrorenden Schnee am Zuckergraben bis ich den Tannenweg erreichte. Hier war der Untergrund wieder belaufbar.
Ich drehte noch eine kleine Runde um den Sportplatz, um die 35 voll zu machen und war nach 3:30 Std. geschafft, aber hoch zufrieden wieder zu Hause. Man hatte es das Läufchen in sich. Jedoch werden so die „Helden“ von morgen gemacht (glaub ich). Mit 6 min/km und nem 75-er Puls war ich auch ganz gut unterwegs.