Gute Idee – laufen um die Mittagszeit?

Aus der Ferne sah alles so nach optimalen Laufbedingungen aus, was sich während unserer 12-tägigen Deutschlandabstinenz so vernehmen ließ. Obwohl wir das Wetter nicht wirklich verfolgt haben. Interessanter war ja das Eigene und das lief nach dem großen Gewitter vom letzten Samstag zur Hochform auf. 30 °C waren Minimum. Meistens lagen wir zwischen 32 und 33 Grad. Durch die vorteilhafte Lage der Stadt am Meer empfindet man es jedoch nicht als störend. Ganz im Gegenteil.

Das große Gewitter ist ausgeblieben und die 20 °C wurden dann auch zu 27 °C, als ich gegen 10:38 Uhr auf die lange Runde ging. Ausgestattet mit neuestem Equipment startete ich vollgepackt mit 3 Liter Läufersaft und kam mir vor, wie einer, der heute nicht mehr nach Hause kommt. Das zusätzliche Gewicht ist anfangs lästig, doch auf meinen momentanen Routen ist Radbegleitung, selbst wenn gewollt, unmöglich. Also heißt es Zähne zusammenbeißen und durch.

Ich wählte meine Runde durch die Mecklenburgische Schweiz. Dabei renn ich überall hoch, was wie ein Huckel aussieht. Der erste Weg war der Holzweg. Nicht, weil ich mich mal wieder verlaufen hatte, sondern sein wahrer Name auch so ist. Vom Abzweiger zur Fähre beim Mohrbauern, kurz hinter Jettchenshof, gehts durch den Wald, immer bergan und immer im knappen 6 Minutentempo. Schneller schaff ichs momentan nicht, besonders in Anbetracht der Restdistanz. Keine zwei Kilometer später war ich in Gülitz und die Laufmontur komplett durchnässt. Das hatte ich dann also auch bereits geschafft, eine Sorge weniger 😉

Immer der Nase nach und ohne die Uhr aus den Augen zu lassen, war meine Zielvorgabe am Fuße des höchsten Berges bereits zu den Akten gelegt. Viel zu hügelig stellte sich das Terrain dar, um im lockeren Schritt bei 75-er Puls auf den Sand- und Erdwegen unterwegs zu sein. Ich setzte dem Treiben noch die Krone auf und rannte den Hardtberg hinauf. Die umgekehrte Richtung hatte ich ja bereits absolviert. Aber hinauf knallte es schon mächtig im Oberschenkel. Das war ein wirklicher Anstieg (für unsere Verhältnisse).

Oben angekommen gab es wieder keinen Verpflegungsstützpunkt. Eine Cola hätte ich auch ganz gern genommen. Also wurde das eigene Depot angezapft, noch ein schnelles Bild vom bevorstehenden Abstieg gemacht und weiter gings durch die Wälder.

Abstieg vom Hardtberg

Trailschuhe sind hier die ideale Fußbekleidung. Doch wohin damit auf den Asphaltabschnitten? Also gings mit den „Fortitude“ durchs Unterholz, über dem Unwetter zum Opfer gefallene Bäume, unter herabhängenden Zweigen hindurch bis ich den ausgeschilderten Weg nach Hohen Mistorf (auf Anhieb, also sofort) fand. Das Teilstück ist wirklich nicht zur Nachahmung empfohlen. Ein Wunder, dass ich es selbst wiederfand, obwohl nur einmal umgekehrt geflitzt, bisher.

Weiter nach Hohen Mistorf und ich war fix und foxy. Die Temperaturen hatten scheinbar ihren Höchststand erreicht und ich durfte jetzt ein Sonnenbad genießen. Den Bahnübergang passierend gings dann vom letzten (oder ersten) Haus Hohen Mistorfs im steten auf und ab auf zwei Kilometern lang nach Neu Panstorf. Hier wurde dann auch die Halbmarathondistanz erreicht und ich gönnte mir erst mal eine(n) PowerBar. Auch die Getränke (Bier, Schnaps, Weins) wurden vom rück- in das brustseitige Depot umgetröpfelt. Flaschentrinken ist einfach besser, weiß jeder 13-jährige.

Es folgte der Abschnitt Panstorfer Forst, der sich eigentlich, hat man ihn erst mal erreicht, meist flach oder abschüssig anfühlt. Ein paar kleine bergan Passagen potenzierten die Höhenmeter auf ein neues Hoch. Leider konnte ich auch dieses Mal die 400 m im Aufstieg nicht erreichen. Kommt Zeit, kommt Einfall. Irgendwo werde ich schon noch einen Hügel entdecken, der meine Fußspuren braucht.

Als ich den Wald verließ und das Ziel meines samstägigen Ausfluges vor Augen hatte, kam keine wirkliche Freude auf. Es war einfach noch verdammt weit und nun begann der fast komplett schattenlose Teil des Weges. Zum Glück hatte ich keine Wahl und musste mich da durchbeißen. Es waren ja nur noch 9 Kilometer. 😉 Puhhh. Auf dem Bergabstück nach Remplin-Siedlung konnte ich mein geplantes Tempo wieder aufnehmen und auch komplett durchhalten. Der Kopf schien wieder klar, nur das Fleisch wurde immer schwächer. Am Abzweiger nach Pisede musste ich erst mal den Flutwiesen des Malchiner Sees einen Besuch abstatten und den Schweiß von der Haut spülen. Ich hinterließ nun meine Fußspuren auf dem topfebenen Radweg, der mich bis zum Auto brachte.

Heute hätte ich wirklich nur sehr ungern ein paar zusätzliche Kilometer abgespult. Ich war froh, am Auto zu sein. Das Versorgungsdepot hat super funktioniert, die Vorräte bis zum Ende gehalten. Doch selbst eine zusätzliche 2 Liter Trinkblase kannste in dem „Riesenteil“ noch unterbringen.

30 Sekunden nach Zieleinlauf

Glück, wer immer eine Flasche mit brauner „Säure“ im Auto hat. Und so war das kleine unscheinbare Fläschlein wieder der verdiente Lohn (und zwischenzeitliches Mantra) für den langen Lauf Nummer xx. Keine Ahnung. Nur die reine Marathonvorbereitung ist ja bereits seit Langem nicht mehr das primäre Ziel. Also genieße ich es einfach, mal wieder eine längere Distanz auf den Strümpfen, heute mal wieder sack nass, gewesen zu sein.

Die monatliche Auswertung (Stand Juli) konnte ich heute auch endlich mal durchführen. Es entwickelt sich. Gefühlt, natürlich wie immer, viel zu langsam. Aber es wird und ziehe ich meinen Lauf von letzter Woche mit vergleichbaren Höhenmetern zurate … es sieht gut aus. Ich blieb im Tempo unter einem 6 min/km Schnitt (10 sec/km schneller als letzte Woche bei marginal höherem Puls) – HFmax im 75-er Bereich.

Morgen wird regeneriert, natürlich mit Laufschuhen unter den Füßen. Neunzig Minuten werde ich mal wieder ein platteres Stück Laufgebiet raussuchen.