Best of Müritz-Nationalpark

Meine (vorläufig) beste Laufrunde auf dieser Müritzseite

Endlich Wochenende. Neben der notwendigen Regeneration, nicht nur sportlicher Ursache, steht immer ein langer Lauf im Trainingsplan. Nach meinem Deja-vu-Erlebnis des letzten Samstags wollte ich dieses Mal nicht nur entspannter, zügiger nein auch etwas weiter laufen. Fünfundvierzig lockere Kilometer sollten bei herrlichem Sonnenschein und fast wolkenlosem Himmel fürs Training gesammelt werden.

Weite Läufen haben den Vorteil, dass man sich mal einen Ausflug mit vielen Highlights zusammenstellen kann. Seit meinen Läufen im Müritz-Nationalpark war ich ja bereits ein wenig rumgekommen und konnte gute von schlechten Pfaden trennen. Somit konnte ich aus meinen Bisherigen das Beste zusammenfassen und auch ersehnte Laufstreckenerweiterungen einbauen. Mit dem Letzteren wurde es leider nichts, dazu sind die 45 km noch zu kurz … aber muss ja nicht das Ende sein.

Der Plan sah vor, gegen 12:30 Uhr zu starten, um noch bei Tageslicht das Ziel zu erreichen. Trotz aller Freiheiten, die eine Laufvorbereitung dieses Anspruchs braucht, kam ich nicht pünktlich in die Strümpfe, nein wechselte diese auf Empfehlung vom SteMi noch mal. Ich traute dem Neuerwerb, trotz positivem Test am Mittwoch, dann doch nicht an die Wade und so wurde auf Altbewährtes zurückgegriffen.

Kurz nach eins gings dann aber endlich los, ohne korrektes Roadbook, denn dieses war auf die Strecke in entgegengesetzter Richtung ausgelegt. Ich wollte mir bei einbrechender Dunkelheit dann doch nicht das Unterholz zumuten und setzte auf den sicheren Asphalt, die letzten 5 Kilometer. Wie Recht ich hatte, sollte sich zeigen.

Mein Reisegepäck war heute etwas umfangreicher. Nicht, was die Kleidung betraf. Hier hatte ich mich gefühlt zu dünn bekleidet, was sich aber nach der Warmlaufphase (zum Glück) nicht bewahrheiten sollte. Nein, der Energie- und Getränkevorrat wurde heute etwas reichhaltiger bemessen. Knapp 2 Liter Wasser, 2 RedBull-Cola, 3 PowerBar-Gels und 1 PowerBar-Energize-Riegel beinhalteten gleich das Abendbrot, wenn ich mal wieder abschweifen sollte, von meine geplanten Route. Somit summiert sich, betrachtet man noch die üblichen Utensilien, die Rückenlast auf 3,5-4 kg. Die wollen dann erst mal ausgehalten sein. 😉

Meine "Belohnungen" werden natürlich öko-entsorgt

Ich empfand das Gewicht als besonders erdrückend heute, hatte ich dabei noch nicht mal den großen Tornister mit, der wegen der zusätzlichen Flaschen noch mal 1,5 kg auf die Hinterachse bringt (MdS lässt grüßen). Sicher aber nur der Tatsache geschuldet, dass ich anfangs permanent nach einer Ursache für meinen Leistungseinbruch letzten Samstag suchte. Schnell kam ich in mein Tempo, dass heute so um die 5:25-5:30 min/km liegen sollte. Es war sehr wichtig, dass ich von Anfang an meinen Schritt fand, das Wohlfühltempo sozusagen. Dies lag anfangs bei einem 5:20-er Schnitt, wobei ich die üblichen Verdächtigen (Knie, Wade, Fußsohle und Leistenbeuge) gar nicht murrten. Es passte also und das war, besonders mental, sehr wichtig.

Schnell waren die ersten Kilometer am Ufer der Müritz abgespult, das erste Waldstück hinter mir gelassen und es ging hinauf zum Wienpitschsee. Hier hatte ich noch eine Brückenquerung offen, die ich bei meinem letzten Besuch infolge Glätte ausfallen lassen musste. Schnell hatte ich den See erreicht und auch auf neuem Pfad die vermeintliche Brücke gefunden.

Die Sperrung machte mich etwas stutzig. Da wir(!) soetwas aber gewohnt und auch deren Ignoranz Standard zu sein scheint, na wenn man sich schon mal den weiten Weg gemacht hat, wurde der offene Ausflug natürlich abgearbeitet. 🙂 Auf der anderen Seite angekommen sah ich ein zweite Brücke, diese etwas länger und wohl die vermeintlich Gesuchte. Somit ein neuer Grund, noch mal vorbei zu schauen.

Nun gings auf „neuen“ Wegen zum alten Trail. Dabei hatte ich neben den herumliegenden Bäumen, die den Hauptweg übers Unterholz führten, einen hochstehenden „Zweig“ übersehn und besah mir den Waldboden erst mal aus der Nähe. Man war das ne „Katze“. Verletzungsfrei und auch die Kleidung hatte überlebt … weiter gings auf verwachsenem Pfad zum befestigtem Waldweg. Wie ich diese Teilstück mit Kopflampe schaffen wollte? (Stichwort: Rabenschüssel). Die Sonne schien, der stürmische Wind verfing sich in den Bäumen und so herrschten ideale Laufbedingungen. Das Geläuf war nun wieder bekannt, was es irgendwie immer angenehmer, nicht aber zwingend leichter macht.

Mein nächster Wegpunkt hieß Müritz-Radweg, den ich nach einigen Schlamm- und Sandpassagen nach ca. 13 Kilometern erreichen sollte. Eine gewisse Vorstellung, wie sich die Entfernungen gestalten, waren selbst durch das „falsche Roadbook“ vorhanden. Pünktlich kam ich auf dem Splitweg an, der nun die nächsten 7 Kilometer mein Begleiter sein sollte. Ein erstes GEL verschwand kurze Zeit später in meinem Inneren. Die Stürme der letzten Wochen hatte sehr viel Geäst auf dem Weg verloren, was für Abwechslung sorgte. Gleichfalls verhinderte es auch den immer wieder beliebten, wenn auch sehr kraftsparenden, Schlappschritt.

Ich hatte mittlerweile meine kritische Phase der letzten Woche erreicht, die sich so bei km 15-16 andeutete. Heute kämpfte ich bewusst dagegen an und hielt die Laufgeschwindigkeit oben. Ja, ich zwang mich förmlich zu einer 5:20 min/km. Sechs Abschnitte auf den folgenden 9 Kilometern gingen in exakt diesem Tempo durch. Das machte Mut und so war der nächste Wegpunkt, die Halbzeit bei km 22,5, „schnell“ erreicht. Hier gabs die geplante Belohnung, die erste Dose Energie durfte geöffnet werden. Ohne viel rumgepause gings nun nur noch „nachhause“, so mein Mantra.

Postkarten-Idylle

Schnell noch ein Bild geschossen und weiter gings zum nächsten GEL-Punkt, der auf dem Käflingsberg, so nach 7-8 Kilometern kommen sollte. Das Wetter machte es mir auch leicht, Freude am Laufen zu empfinden. Fürs Radfahren wars ja bei 2 °C definitiv zu kalt, also ging ja nur das Laufen. 😉 Ich erreichte nach einer langen, aber flachen Rampe das Ufer des Priesterbäker Sees. Mein Laufgefühl war trotz des erreichten 26. Tageskilometers ein wirklich Gutes. Mental war heute alles Perfekt, im Rückblick betrachtet. Nun durften nur nicht die Lauforgane versagen, denn bis zum höchsten Punkt wars noch ein Ende.

andere Nationalparks

Die Karte auf meinem Forerunner zeigte dann endlich den Abzweiger auf Nationalparks höchsten Berg, glaube ich, den Käflingshügel. Dabei ist der Anstieg mit seinen 35 hm auf 500m gar nicht so heftig, der Stahlturm auf seinem „Gipfel“ dafür um so imposanter. Wieder waren diverse Ausflügler hier, die mich heute allerdings durch ihr „Gelaber“ nervten.

Schnell waren die zwei „versprochenen“ Gels eingenommen und vorbei an massenweise aufgestellten Warnschildern, gings brav, ohne den regulären Weg zu verlassen, wieder hinab, um nach Speck einzulenken. Die Hinterlassenschaften der GSSD (wers weiß, ist hier aufgewachsen) werden uns wohl noch Jahrzehnte erhalten bleiben.

Für Kurzweil sorgte ein neuer Wegverlauf, herrlich idyllisch am Waldrand entlang, bevor ich in Speck eintraf. Wieder war wiederum keine Menschenseele zu sehen.

Das kurze Straßenstück werde ich auch noch umlaufbar gestalten, Google sei Dank. Als ich dann wieder auf  Wald- und Forstwegen unterwegs, traf ich dann doch noch ein Lebewesen, das mich liebevoll ansah. Ich hätte sogar in den Sonnenuntergang damit reiten können. Der liebevolle Blick konnte leider nicht festgehalten werden, zu lange hatte ich mit dem Kamerasuchen verbracht.

Den Abzweiger, geplant aber doch modifiziert, nach Schwarzenhof ignorierte ich 2 Kilometer später, wollte ich doch schnell meinen nächsten Wegpunkt erreichen. Auch die restlichen Streckenkilometer sollten für das angestrebte Tagesziel ausreichnd sein. Kilometer 35 war für die letzte Dose (RedBull-Cola) vorgesehen. Zehn Kilometer vor Buffalo gabs die letzte Ölung Energieration. Mittlerweile hatte sich auch die Sonne verkrümelt und es dämmerte langsam. Somit war für die nächste Motivation gesorgt, ich wollte den „Asphalt“ vor Einbruch der endgültigen Dunkelheit erreichen. Dies musste so an die 5 Kilometer vorm Ziel sein, als in guten 28 Minuten.

Ich war nun gänzlich im Waldgebiet unterwegs, was die Beleuchtungssituation auch nicht gerade zum Positiven gestaltete. Ich war jedoch guter Hoffnung, das nächste Ziel zu schaffen. Meine Geschwindigkeit brach zwischenzeitig mal auf eine 5:40  min/km zusammen. Diverse Mentaltricks ließen mich aber wieder zurück auf die 5:25 min/km, die ich mittlerweile als ideal empfand.

Sozusagen mit den letzten „Sonnenstrahlen“ erreichte ich den asphaltierten Müritz-Radweg. Mittlerweile war der 40. Kilometer und damit Runde 80 gespeichert und es war Zeit, mal nach der bisherigen Laufzeit zu schauen. Gefühlsmäßig musste ich locker unter 4 Stunden die Marathondistanz absolvieren. Dass es dann eine 3:52 Std. wurde, überraschte schon. Mittlerweile war die Stirnlampe mehr als notwendig. Die Dunkelheit hatte nun alles noch schemenhaft Erkennbare in tiefes schwarz getaucht. Auch erschreckte ich mich ein ums andere Mal, als mir ein Zweig zu nahe kam. Ja, diese wandernden Bäume. 😉

Hügelig, sagt man wohl zu diesem Profil

Endlich sah ich die entfernte Straßenbeleuchtung und mir war klar, keine 2 Kilometer trennten mich vom Ziel. Die erneut eingenommene Startgeschwindigkeit brachte mich nach irre langen 4:06 Stunden zu meinem Startpunkt zurück. Damit lag die Durchschnittgeschwindigkeit bei 5:29 min/km. Und auch der Pulsmesser war heute aktiv und bescheinigte 76% HFmax. Dabei hatte ich nur 2700 kcal verbraucht aber dafür auch 220 positive Höhenmeter auf der Haben-Seite.

Wann wirds endlich Frühling? Lange Läufe ohne Begleitung sind zwar perfektes Mentaltraining, aber eine gelegentliche Begleitung doch auch mal ne gelungene Abwechslung, oder?

Heute früh dann die spannende Frage: Wie hat man den Lauf verdaut? Bislang gibts keine Nebenwirkungen zu beklagen. Man ists ja gewohnt, könnte die oberlehrerhafte Antwort lauten. Doch jeder Tag ist anders und jeder long jogg sowieso. Nach Beenden dieses Artikels gehts ’ne kleine 15-er Runde drehen. Dann kommt die ganze Wahrheit ans Tageslicht.

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