Ultralanger Osterlauf

Ostersonntag 7Uhr15

Da haste nun zu Ostern schon mal lieben Besuch, ich meine den, der nicht beim Gehen Vergnügen bereitet und auf dem Zettel steht ein langer Lauf. Aber es nützte alles nichts. Verschoben, verschoben … bis ich endlich gegen drei auf die lange Runde ging. Ich hatte mir ein besonders welliges Profil zusammengestellt, alles noch als Runde, wie ich es mag. Unglaubliche 900 Hm sah der Entwurf vor. Eine neue Höhenmarke in der Endmoräne sollte gesetzt werden.

Die Ehrfurcht vor der Anstrengung war hoch und so ließ ich es erst einmal ein bissl langsamer angehen. 50 Kilometer wollen erst mal verkraftet sein, der etwas flottere Hügellauf vom Vortag steckte mir noch in den Beinen. Die Vorbereitung des Ausfluges ging recht schnell von der Hand. Während der Tintenklekser seine Arbeit verrichtete wurden noch fix ein paar Eckdaten aufgeschrieben, Laminator an und fertig war der „Seelentröster“.

Nach den ersten Kilometern gabs bereits die erste Korrektur. Ich hatte mal wieder den Weg verloren. Aber alles halb so schlimm und eigentlich auch immer ne willkommene Abwechslung. Schade nur, wenn es gleich am Anfang passiert. In Retzow war der erste von insgesamt 10 „Bergen“ erreicht und es ging erst mal wieder hinunter, auf Meeresspiegelhöhe. Die nun folgenden Kilometer waren bekannt. Ich hingegen fühlte mich irgendwie ein wenig schlapp. Die zusätzlichen 4 Kilo „Reiseproviant“ auf dem Rücken sind immer gut für eine Ausrede. Nach 11,5 Kilometern gings erst mal in den Panstorfer und anschließend in den Niendorfer Forst, wo ich die kommenden 11 Kilometer verbringen sollte.

Meine wars nicht

Anfangs noch ganz gut, so verschlechterte sich der Laufuntergrund zusehends. Bis zur völligen Auflösung des Weges im Nichts war alles dabei. Somit war wieder einmal Trailrunning vom Feinsten angesagt. Die Pace im Keller, der Laufspaß auf dem Höhepunkt. Jedes Reh hätte mich zu den seinen gezählt, so springend und hüpfend wie ich mich über die abgestorbene Vegetation bewegte. Die Anstrengung ignoriert man anfangs. Als ich nach 15 Minuten Unterholz den Weiterweg fand, merkte ich, dass ich etwas angeschwächelt war, vom ungewohnten „Laufen“. Aber eigentlich müsste ich mich doch langsam anpassen, durch meine immer wiederkehrenden Abstecher?

Ich setzte nun in die „Mecklenburgische Schweiz“ über, 7 Kilometer über Feld- und Betonwege. In Ponstorf war der 30. Kilometer erreicht, das 3. Mini-GEL wurde verputzt und auch eine Redbull-Cola verlagerte ihr Gewicht vom Rücken in den Bauch. Es ging hinein in den Wald und als erster Fixpunkt sollte der Hardtberg, wie bereits in der vergangenen Woche, zweimal erlaufen werden. In Anbetracht der bisher angesammelten Mehrkilometer verzichtete ich darauf und lies es beim einmaligen Gipfelsturm bewenden. Sauber joggte ich hinauf. Sicher war ich heute etwas langsamer unterwegs, dafür lief ich aber kontinuierlich mein Tempo. Im ruhigen Schritt erreichte ich Hagensruhm und war wenige Augenblicke später auf dem vorerst letzten „Gipfel“ vor der Friedrich-Franz Höhe.

Friedrich Franz Hoehe vom Wasser (ein Tag nach dem Lauf)

Wieder teilweise weglos lief ich hinüber in den Neukalener Stadtwald. Ich passierte den „Schwarzer See“, die L21 wurde gequert und ich rannte hinunter zur Rampe, die mich auf Gipfel Nummer 8 bringen sollte. Hier wurde der 41. Kilometer gespeichert und ich war wirklich schon ein wenig geschwächt. Trotzdem gings noch mal auf den Heesterberg hinauf, um das herrliche Panorama auf den See zu genießen. Augenpflege. Das nahe Ziel vor Augen, die Restdistanz ausgeblendet und den Sonnenuntergang im Nacken beschritt ich mal wieder Neuland. Auch hier ging es nicht ohne eine Trailabfahrt ab. Dieser fiel dann, wie ich zum Leidwesen zuhause feststellen musste, mein geliebter Food-Pad zum Opfer. Schade, einmal neu bitte, denn auch eine großangelegte Suchaktion am nächsten Tag förderte ihn nicht wieder zu Tage. So wird der Umsatz angekurbelt, durchs Trailrunning.

immer auf und ab - eigentlich herrlich

Ich hingegen hatte nach der „Abfahrt“ wieder bekanntes Terrain erreicht, die Kilometer wurden wieder fassbar und so auch das Ende meines Osterspaziergangs. In Gülitz wurde der letzte Gipfel hinauf gekrochen, bevor es nur noch bergab ging. Eine kleine Extrarunde galt es noch nach Jettchenshof zu absolvieren, denn die 50 stand noch nicht im Display. Dabei wurde mir fast noch ein funktionierender Weidezaun zum Verhängnis. Man war das ein fieser Blitz, der meinen schweißgetränkten Körper durchzuckte. Ich war wieder wach und konnte den Restkilometer entspannt auf dem Kummerower-See-Radweg beenden.

In den vergangenen 5 Stunden war ich 50,8 km unterwegs. Zu meiner großen Freude kamen immerhin noch fette 885 Höhenmeter zusammen, die ich alle laufend erschlossen hatte. Meine Energiebilanz sah mit 2500 Kalorien recht ordentlich aus und die 73 % HFmax stimmen mich ebenfalls zuversichtlich. Ein wirklich schöner Ausflug (nach einem Tag Abstand betrachtet wunderschön) bei herrlichen Sonnenschein, der jedoch die kühlen 2°C zum Schluss auch nicht wirklich besser machte.

Heute dann, nach 36 Stunden Regeneration der erneute Hügellauf. Mann ging mir das schlecht … Sollte ich wirklich wieder in den Hügeln rennen? Erst mal wurden ein paar Eiweiße verputzen und dann wollte ich entscheiden, so der Plan. Aber dazu morgen mehr …