Zweihundertfünfundvierzigtausendeinhundertelf Komma 1111111111 … UTMB 2021, der Hundermeiler, der so viel mehr ist.

Statistik UTMB 2021 – wichtig, wichtig.

Genau so viele Schritte benötige ich, um einmal um den Mont Blanc zu laufen. Nach meinen Aufzeichnungen sind das 176,48 Kilometer, 10431 Höhenmeter im Aufstieg und 10127 Höhenmeter im Abstieg. Ich habe dafür 44 Stunden, 48 Minuten und 58 Sekunden benötigt. War dafür 61 Stunden auf den Beinen. Ok, ich habe 2 x 10 Minuten an den VPs in Champex/ Lac und Trient ge-power-napped.

Ich habe IHN gefinished. Alles andere ist sowas von … denkt euch etwas aus.

Fünf Jahre nach meinem ersten Versuch, dieses Monster zu bezwingen. Die Strecke wurde seit dem regelmäßig optimiert und verlängert. Ein paar Höhenmeter kamen auch dazu. So wurde aus dem Hundertmeiler eben dieser Hundertmeiler mit Zusatzzahl. Offiziell beträgt diese momentane Glückszahl 10, nach meiner Aufzeichnung 15. Aber was sind schon 5 Kilometer bei dieser (immer noch) unvorstellbar langen, zeitraubenden, höhenmeterfressenden Freizeitbeschäftigung, die dich gefühlt 5 Jahre altern lässt. Bevor also das Ding 200 km lang wird, sollte man also endlich mal fertig werden. Fertig damit werden, endlich seinen ersten Hundertmeiler zu finishen.

U-T-M-B … Ultra Trail du Mont Blanc … Dieser Name sagt gar nichts oder alles, je nach Gusto und Erfahrungslevel. Tausend gut gemeinte Ratschläge kursieren in den Medien. Ein Eliteläufer nach dem anderen versucht (meist durch Druck der Sponsoren) Dir den UTMB zu erklären. Aber das kann man nicht und schon gar nicht einem alternden Trailrunner, der sich endlich seinen großen Traum erfüllen will. Einmal um diesen weißen Klotz, einmal diese 2 Nächte durchstehen, einmal noch dieser unbeschreiblich emotionale Zieleinlauf am Place du Triangle de l’Amitié im Herzen von Chamonix, den Mont Blanc im Blick. Wenn Du einmal hier warst, musst Du einmal rum. So will es das Gesetz.

Bereits im Jahre 2016, nach erfolgreichem Finish von CCC und TDS sowie Mont Blanc 90 in 2015, stand ich am Start des wohl aufregendsten Trailrennens der Welt. Auch 2017 war mir das Losglück vergönnt, wieder starten zu dürfen. Beide male konnte ich den enormen Druck nicht aushalten, war nicht vollumfänglich vorbereitet, hatte nicht alle Nebensächlichkeiten beachtet, wurde krank. Gründe gibt es einige, die dieses Vorhaben recht schnell und unwiederbringlich zum Scheitern bringen. Und erklärbar ist das vor allem, sowieso.

Hinzu kommt die Tatsache, dass mir die Zeit davon läuft. Was man in jungen Jahren nicht wahr haben will, holt dich schneller ein, als dir lieb ist. Die Belastungsresistenz wird geringer, die Regenerationszeiten steigen enorm an. ABER. Du hast eine Menge Erfahrung gesammelt im Umgang mit Niederlagen, das sollte helfen und das tut es auch. „Kenn ich, kann ich mit um“: wird zum Mantra im Alter. 😉

Eine lange Vorgeschichte

Nach dem erneuten Scheitern in 2017 war klar, nie wieder UTMB. Ganz logisch, man muss sich das lange genug einreden, dann glaubt man dran. Bis spätestens Mitte Dezember hält es vor, dann waren alle Reden sowie guten und schlechten Vornehmungen vergessen. Dann nämlich, wenn die Anmeldung zum UTMB des Folgejahres startet. Da ich mit Qualifikationspunkten noch nie wirklich Probleme hatte, war das Anmeldefenster schnell durchgeklickert und mein Name 2018, wie auch 2019 im Lostopf. Nach 2 Absagen hieß es 2020 … garantierter Startplatz für den UTMB 2020. Coronabedingt wurde das Event dann (formtechnisch zum Glück) abgesagt. Wie man das heutzutage so dahinschreibt, Hallo, der UTMB wurde abgesagt!!! Pause … Pause … Pause. Sacken lassen. Abgesagt!!!

Ich entschied mich aber, trotzdem nach Chamonix zu fahren und die Umrundung des Mont Blanc mit Zwischenübernachtungen in 7 Tagen zu erledigen. Finished nach knapp 54 Stunden reiner Gehzeit, glaube ich. Ein erster Anfang war gemacht. Guckst Du mal hier nach: HTMB2020.

Nach dem HTMB, wie ich ihn nannte, begann ich wieder, ein wenig zu laufen. Seit der Absage aller Wettkämpfe ab März 2020 war die Motivation für einen seit Jahren international laufenden Trailrunner im Keller. Ja, das war ein wirklicher Einschnitt in meinem reiseintensiven Leben. Damit musste erst mal klar kommen. Keine Aussicht auf Aussicht. Nach den ersten Laufeinheiten im September 2020 hieß es nach gut 200 Monats-Kilometern … Laufpause. Ich hatte vergessen, dass es von Null auf Voll ein paar Zwischenschritte geben sollten. Aber so bin ich wohl, immer voll drauf halten und gucken, was passiert. Geht ja auch meistens gut. Das musste ich mir abgewöhnen. Ein UTMB stand an. Noch 11 Monate entfernt, aber der Startplatz war sicher. Ich wechselte also für 2 Monate aufs Rad, mehr oder weniger intensiv, um dann im Dezember erneut zu starten.

Unglaublich, was 10 Monate Laufpause mit dir anrichten. Mittlerweile zählte ich Kalorien, da der Gewichtszunahme nicht mehr anders beizukommen war. Knapp 87 Kilogramm Lebendgewicht waren dann mal eine Ansage. Aber es klappte perfekt. Monat für Monat, auch den steigenden Laufumfängen geschuldet, purzelten die Pfunde. Die pace erreichte wieder bekannte Bereiche, aus den stundenlangen Spaziergängen die wir im November und Dezember 2020 unternahmen, wurden wieder längere Laufeinheiten. Es ging mittlerweile nicht mehr um Gewicht, Wohlbefinden, Ausgeglichenheit. All dieses hatte sich zum positiven gewandelt. Ein halbes Jahr vor UTMB, der Monat Februar als letzter Ruhemonat, war vorbei, hieß es, eine Strategie für den Hundertmeiler zu entwickeln.

Du kannst das Ding lauftechnisch noch so perfekt vorbereiten, wenn Dein Kopf nicht klar denken kann, hilft dir deine Laufmuskulatur überhaupt gar nicht. Ich denke, ich habe das leidlich erfahren müssen und kann jetzt hier so oberschlau schreiben. Besonders motivierend kam hinzu, dass ich nach meinem damaligen, und heute nicht wesentlich besserem, ITRA- Index nicht in der Lage sein sollte, den UTMB erfolgreich zu beenden. Das war natürlich Wasser auf mein Windmühlen 😉 Das werden wir ja mal sehen. Attacke … lege dich nicht mit einem „Löwen“ an. 😉

Nach Wochen des systematischen, vorsichtigen Trainings mussten endlich ein paar Wettkämpfe her, vor allen Dingen mussten Höhenmeter her, die ich bisher immer gescheut hatte. Jedenfalls die bösen Sachen, wie 40 x Heesterberg hoch und runter 😉 Was man so tut in jungen Jahren, so mit 50.

Mittlerweile war ich ja altersweiser geworden, liest man, und so hieß der erste Wettkampf nach fast 15 Monaten „Sachsentrail“ rund um die Sporthochschule Rabenberg oder wie es neudeutsch heißt „Trailcenter“. Da man aus dem hohen Norden dorthin schon mal Moooonde mit dem Auto fährt, musste das Event dann auch vollends ausgekostet werden. Vertikal am Freitag, ein 35er als Samstagsbeschäftigung und am Sonntag noch ein Halber hintendran. Das macht dann einen schönen Muskelkater und Schmerzen an den Knieaußenbändern. Alles richtig gemacht, das wollte ich wissen und so konnte ich nun die verbleibenden Wochen bis zur Abreise nach Chamonix ein paar Korrekturen im aktuellen Lauf- und Bewegungsprogramm vornehmen.

Vor allen Dingen galt es, den Kopf so langsam auf die 2 Nächte einzustimmen. 2 Nächte sind in Chamonix dann so von 20:00 Uhr bis 06:30 Uhr. Also 21 Stunden ohne Sonnenlicht die Müdigkeit besiegen. Das tut man ja nicht mit ein paar Laufeinheiten. Man kann dazu hochwissenschaftliche Bücher lesen, die alle den Anspruch auf sich vereinen, der Weisheit letzter Schluss zu sein. Ich kann das auch nicht wirklich bewerten, verließ mich da ganz auf meine Erfahrungen bei diversen langen Ausflügeleien, besonders nachts, von denen es ja schon einige gab. Und, Mann vergisst bestimmte Dinge nicht.

  • Meinen ersten 125 Kilometer Lauf bei der Trans Gran Canaria … nur 2 halbe Nächte, aber sehr gruselig.
  • Meine TDS Erfahrung, nur eine Nacht, aber mit Sicherheit das Schlimmste, was ich an Müdigkeit und Kopfschmerz während eines Laufes erfahren habe und
  • dann der Bluetrail, mein Restpunkteprojekt für die UTMB 2015, der dann zum TDS wurde. Was für ein Gehetze durch die Nacht, um dann 45 Minuten vor cutoff am Fuße des 37xx m hohen Pico del Teide zu stehen, 5 Stunden später auf 3555m am VP sooooo zufrieden mit mir zu sein, dass der restlichen Marathon fast von alleine lief. Klar, mit 50 hat man noch Träume.

Mit 57 ist man dann endlich aufgewacht und muss es nehmen, wie es kommt, ohne viel Traumanteil. Alles wird zur Realityshow.

Und dann war es so weit, die letzten Tage waren angebrochen und es gab nur noch viel falsch zu machen. Einundzwanzig Tage vor UTMB sollte es zum Ottonenlauf in den Harz gehen. Knapp 71 Kilometer von Stiege nach Quedlinburg werden hier gerannt. Samstag früh geht es mit den Hühnern los, den Morgentau aus den Harzer Bergleinwiesen aufsammeln. Aus diversen Gründen fuhr ich dann doch nicht. Im Nachhinein betrachtet, eine sehr schlaue Entscheidung. Ich glaube nicht, das mir der Lauf wirklich geholfen hätte, besser auf meinem Lebenslauf vorbereitet zu sein. Dennoch ist ein Plan erst mal was durchaus empfehlenswertes. Knapp eine Woche später dann der Müritzlauf. 75 Kilometer einmal um die Müritz. Auch hier entschied ich für die kürzere Variante. Ich brauchte Kraft im Kopf, nicht in den Beinen. Die waren mittlerweile ausreichend, wenn auch nicht bestens, trainiert. Das Erfolgserlebnis, das den Glauben an mich selbst auf ein anderes Level heben sollte, dafür war der Citylauf mit seinen 26 Kilometern perfekt geeignet. Nicht zu lang, nicht zu kurz, genug Regeneration bis zum Masterevent. Und es wurde dann auch der perfekte Lauf für mich.

Gehts denn nun mal los?

Nach dem Lauf ist vor dem UTMB. Die Woche bis zu meiner Abreise war angefüllt mit vielen organisatorischen Sachen. An Laufen nicht mehr zu denken. Bringt jetzt auch nichts mehr. Nur ein bissl rumjoggen, des rumjoggens wegen. Ja ich weiß, 10 Tage vorher noch mal einen längeren Lauf. Mittlerweile kenne ich die ganzen Pläne, habe sie auch ausprobiert, buchstabengetreu und auch nicht so getreu. Für ein finish der anstehenden Dimension (Läufer im erfahrenen Laufalter) ist das alles völlig Hupe. Kannste machen, kannste lassen. So meine Erfahrung. 2016 und 2017 alles nach Plan, und was war das Ergebnis? Bestätigt also meine fragwürdige Theorie. Das es nicht ganz ohne geht, war mir schon klar, nur eben sollte noch einmal die Muskulatur trainiert und aktiviert werden, auf die wir Ultraläufer meist nicht genug Wert legen. Spätestens nach 10 Stunden geht das große Gewandere los und was dann kommt, ist meist Untrainiertheit. Mann wird langsamer und langsamer … Mann ist eben untrainiert in der Wandermuskulatur.

So entschied ich mich dafür, noch einmal die halbe Distanz des UTMB mit dem Wanderrucksack zurückzulegen. Schnell war der Plan perfektioniert, die Übernachtungsplätze gebucht, die Tracks auf die Uhr geladen und der Wanderrucksack gepackt. Ob es muskulär so schlau sein würde, war mir nicht so ganz klar. Das es aber für den Kopf eine wirklich nützliche Angelegenheit sein würde, die Strecke dann genau im Kopf zu haben, war unstrittig. Muskulär war die geplante Regeneration von 2,5 Tagen hart an der Grenze, hat aber noch gereicht, dass ich meine Beine wieder hatte. Einen Tag länger, wie vorerst geplant, hätte es vermutlich nicht sein dürfen, um muskelschmerzfrei am Start stehen zu können. Ob es einen Unterschied gemacht hätte, werde ich wohl nie erfahren (müssen/ wollen/ dürfen).

Hier entlang zu den Tagesberichten meines Half-HTMB2021: Tag 1, Tag 2, Tag 3.

Keine wirkliche Endzeitvorgabe, wie noch Jahre zuvor. Das Ziel hieß einfach finish und so lernte ich gleich mal die CutOff-Zeiten auswendig. Sollte man kennen, denn man weiß nie, was dich nach 20, 30 oder 40 Stunden ereilt. Ich hatte mich in Vorbereitung des Laufes mit diversen Rückblicken beschäftigt, Berichte vom Scheitern und „Ich habe keine Lösung“ verunsichert. Am Ende vom Tag besann ich mich auf meine eigenen Erfahrungen, legte Zeiten von 2016 neben die von 2017, analysierte die verlorenen Zeit und legte eine Strategie fest. Da es sich bei den Ausschlusszeiten um eine recht frühe Filterung handelte, musste man also zusehen, recht zügig nach Courmayeur zu kommen, um es dann etwas ruhiger angehen zu können. Das war einfach, das heute ich 2016 beim UTMB- Versuch mit Ziel in Champex schon mal probiert. War in Courmayeur völlig am Ende und nach dem Aufstieg zum Refugio Bertone völlig am Ende. Das sollte mir 2021 nicht wieder passieren. Die erste Etappe bis km 80 war ich Tage zuvor gewandert und kannte jetzt jeden Stein, jeden Anstieg und auch die wenigen Geraden, die man kraftsparend (bei Nacht) laufen kann. Und auch die Anstiege und deren Intensität hatte ich gespeichert. Zusätzlich hatte ich diverse elektronische und analoge Hilfsmittel in meinem Reisegepäck.

Auf der Fenix waren alle An- und Abstiege abrufbar mit Länge, Neigung und Distanz bis zu deren Erreichen. Gleiches gab es für die 20 Abstiege, die es zu bewältigen galt. Zusätzlich hatte ich eine Laufzeittabelle am Rucksack und eine PacePro-Tabelle, die mir die kilometergenauen Zwischenzeiten vorgab. Errechnet wurden diese anhand der Steigungen und des Gefälles. Leider endete die Tabelle nach 28 Stunden bei Kilometer 126. Mehr war bei Garmin nicht vorgesehen. Na denn. Es gibt Arbeit, liebe Programmierer.

Großer Nachteil der „PacePro“ Berechnung. Kommt es zur Streckenänderung, wie in Saint Germain und an der Seilbahnstaion in Courmayeur passiert, kannste den Kram vergessen und nicht mehr benutzten. Nix mit dynamischer Anpassung. Na ja, für den Anfang recht gut, aber in Gänze aufm veränderlichen Trail wenig hilfreich. Dennoch war es gut für den Kopf, nach 50 Kilometern 45 min vor der berechneten Zeit zu sein.

Was hatte ich noch verändert? In 2017 hatte ich schwere Beinkrämpfe nach dem ersten großen VP in Saint Germain. Geschuldet der durchschwitzten Hose und des Auskühlens der Muskulatur an den VPs. Seinerzeit musste ich die Regenhose anziehen, da ich gar nicht mehr laufen konnte, vor Krämpfen. In diesem Jahr gab es aus diesem Grund eine doppellagige Laufhose. Das sollte so etwas verhindern. Ob es daran lag, weiß ich nicht, Krämpfe dieser schlimmen Art gab es jedenfalls nicht. Nun aber los.

Vorerst Startnummer holen und Pflichtkontrolle Ausrüstung. Für den Startnummernempfang wurde vorher im Internet eine Zeit hinterlegt, an der ich erscheinen sollte. Also morgens schnell alle Häufchen für die verschiedenen Phasen des Laufes gestapelt: Laufkram, Pflichtausrüstung, Luxusartikel, dropbag.

Nach ner guten Stunde war auch das erledigt. Ich hatte nichts vergessen, aus der Heimat mitzunehmen und alles passte in den Laufrucksack. Schnell zum Bus und ab von Les Houches, wo sich mein Vorstarthotel befand, fernab dem Wahnsinn einer völlig überlaufenen Stadt am Berg. Auf des 6 rädrige Kistchen musste ich dann doch nicht warten, ein Anwohner nahm mich in seinem Geländewagen mit in die Stadt am Fuße des weißen Riesen.

Ort der Abholung waren bekannt … nur das neue Procedere nicht. Nach 5 Minuten hatte ich bereits alles beisammen, lange Wartezeiten gab es auch nicht und die Pflichtausrüstung wurde auch nicht kontrolliert. Coronabedingt, wie mir von meiner deutschen „Betreuerin“ gesagt wurde. OK. Dann eben der Check unterwegs. Wer wollte, konnte sich die Ausrüstung trotzdem kontrollieren lassen. Ich wollte nicht, glaube alles wie immer dabei zu haben und hatte ich auch.

Nun aber … Die Nacht vor dem Rennen schläft man immer schlecht, so sagt man. Ich nicht so. Meine Aufzeichnung sagte, 8:20 Stunden geschlafen und nur 8 Minuten wach. Na wenn das mal nix ist, denn die nächsten 2 Nächte sollte es mit Schlaf eher schlecht aussehen. Ich fühlte mich ganz gut, nichts schmerzte mehr. Recht schnell hatte ich mein Zimmer beräumt und alles im Auto verstaut, dass nach einer Woche Standzeit dann auch wieder ein wenig Bewegung vertragen konnte.

An geheimem Ort wurde es abgeparkt, um dann gegen 16 Uhr von Le Praz nach Abgabe der Dropbagbeutel zu schlendern. Du gut 3 Kilometer am LÀrve Fluss entlang eine schöne Abwechslung zu dem Stress, der nun entstehen sollte. Der Vorstart befand sich auf dem Gleitschirm-Flieger-Landeplatz, ungefähr einen Kilometer vom Place du Triangle de l’Amitié entfernt. Auch die Dropbagbeutel waren hier abzugeben, wie ich unterwegs erfuhr. All dies ließ mich alles völlig kalt, die mäßige Kommunikation der Franzosen ist ja nix gegen die der Spanier. Alles wird gut, irgendwie und irgendwann. Bis dahin ruhig bleiben.

UTMB 2016, damals noch etwas kürzer – veränert hat sich nichts grundlegendes: 10 Gipfel, nach wie vor

Ich startet in der 3. Welle, hatte als bis 18:00 Uhr Zeit, die Startmatte zu überlaufen. Getränke für die Flask, kurzfristiger Wechsel von Trinkblase auf Knautschbeutel wegen der Gewichtsverteilung, hatte ich wieder mal vergessen. Also schnell noch einen Wasserhahn in einem Imbiss angebettelt. Nun war ich bereit für das große Abenteuer. Warum ich nicht aufgeregt war, mir keine tausend Sachen durch den Kopf gingen, ich nicht zum 17. Mal meine Schuhe zuband, weiß ich bis heute nicht. Ich war irgendwie die coole Socke, die es braucht, um 44 Stunden ontrail zu sein. So war es wohl 😉 Nicht mal Musik hatte ich auf den Ohren. Alles anders, es würde anders werden als sonst beim UTMB.

Irgendwann setzte sich dann der Tross in Bewegung. Geschätzte 600 Läufer hatten sich im Vorstartbereich innerhalb der Absperrung der 3. Welle versammelt. Ein paar Oberschlaue liefen dann von außen in die Gruppe hinein. Einer war aus Stavenhagen und das war auch gut so. Natürlich nicht zur Nachahmung empfohlen. Kurz vor Erreichen des Startbogens dann der letzte und erste große Schreck, der alles hätte beenden können. Beim diagonalen Queren der Treppen an der Kirche rutschte mein rechter Fuß weg, schnell arbeitete das Fußgelenk dagegen und verhinderte Schlimmeres. Alda, das war knapp. Schnell noch mal rumgekreist mit dem Fuß. Alles gut, nix tat weh, nix gezerrt. Läuft …

Ich stand in Reihe 10 hinter dem Startbogen. In dem Eliteblock also, bedenkt man die früheren Jahre. Hier wurde also gleich auf Tempo gegangen dachte ich und so sollte es auch kommen.

Ab geht die Luzie

Pünktlich um 17:58 Uhr wurden wir auf die Strecke losgelassen. Ob eine Song erklang oder runtergezählt wurde oder irgendwas gesagt wurde. Ich kann mich wirklich an gar nichts erinnern. Ich weiß bloß, dass es irgendwann eines Bewegung den Startblock erfasste und ich bewegte mich mit. Und, wir mussten von Anbeginn an laufen, kein gemütliches eingroven, kein rumjubeln und abklatschen, gemütliches wandern durch die Fußgängerpassage. Nichts, stattdessen gleich 6 min/km pace vom Start weg. Ein Gehetze, es ist immer das selbe. Die Kilometerzeit wusste ich natürlich nicht, da meine Garmin auf 5 Kilometerrunden eingestellt war, das Gepiepse jeden Kilometer würde mich weich machen.

Es lief ganz gut, nach gut zwei Kilometern bist du am Kletterpark, der Asphalt hört auf und es geht hinein in den Wald, immer an der L´Arve entlang. Zwischenzeit Kilometer 5: 31:20 min, das war flott. Und es sollte so weitergehen. Solange ich mich fit und frisch fühlte war mir das egal. Ich fühlte so und behielt somit Position und Tempo bei. Nach knapp 8 Kilometern ist die erste Tränke erreicht. Les Houches bejubelt die UTMBler und reicht Mehrwegbecker zum Mitnehmen. Sehr schön und zack, rein in den Rucksack mit dem froschgrünen Töpfchen. Wenig später gehts dann endlich zur Sache. Der Aufstieg nach De Voza beginnt kurz hinter der Seilbahnstation auf den/ die/ das Bellevue..

… Fortsetzung folgt … wann auch immer (Juli 2022)

Kommentare sind geschlossen.