Ultratrail de Barcelona oder Long Trail de Barcelona

Nach meiner Ankunft auf dem Flughafen El Prat hieß es, Bus suchen. Durch Flugverschiebung war ich in die missliche Lage geraten, dass alle Autovermieter bereits geschlossen haben. Also mit dem Bus zum Hotel im nur 8 km entfernten Castelldefels.

Schnell hatte ich das Ziel erreicht. 18 Haltestellen. Die meine kannte zwar googlemaps, nicht aber der Busfahrer. Garmin-Navi sei Dank, Onlinekosten gespart und perfekt ausgestiegen … Schlafen. Um 01:30 Uhr war es dann endlich so weit. Nach einer langen Woche, Kraft tanken. Der Wecker stand auf 08:00 Uhr. Natürlich war ich vorher war. Frühstück im Hotel. Kleine Wanderung in der näheren Umgebung mit abschließenden Bustransfer zum Autovermieter am Flughafen. Ultralange dauerte es. Aber ich hatte Zeit und nichts weiter vor, als die Startnummer zu holen. Für das kleine Geld, das mich der Wagen für 2,5 Tage kostete wurde noch Außenterminal geshuttled. War ja klar. Aber zu verschmerzen.

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Begues … gegenüber der Startnummernausgabe

Anschließend reiste ich gleich nach Begues, wo ab 14:00 Uhr die Startnummern ausgegeben wurden. Etwas schwierig zu finden. Aber dennoch in der Nähe der Navi-Ermittlung.

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Ortskirche … Orientierungspunkt Start und Ziel

Startumschlagausgabe mit Eventshirt

Startumschlagausgabe mit Eventshirt

Das Prozedere dauerte genau 1 Minute. Andrang, Fehlanzeige. Bei 2000 Gesamtstartern über alle 5 Distanzen, wobei alles außer Ultra auch am Samstag noch startnummern konnte, war das abzusehen. Kurzer Abstecher zum Start- Zielbereich, der an der wunderbaren Dorf (oder Stadt???) Kirche des Ortes lag beendeten die Vortagesaktivitäten.

Lageplan

Lageplan

Auf der Rückreise wurde ein bissl gewandert und Teile der Strecke inspiziert. Ja, das war recht ordentlich, was zum CP Bruguers (km 76) da ausgesucht wurde. Ich hatte es aber auch so erwartet. Das schwierigere letzte Drittel, wenn man den Aussagen glauben soll.

Die Nacht war außergewöhnlich lang, für einen sonst üblichen Ultra eher ein Novum. Es wurde nicht in den Tag, sondern in die Nacht hinein gelaufen. Start um 07:00 Uhr hieß für mich bis fünf schlafen. Ich war natürlich vorher wach. 😉 Wollte auch endlich los. Diese Warterei ist so gar nicht meins.

Mein Roadbook

Mein Roadbook

Es geht zum Start

Überpünktlich gab es das obligatorische Foto im Zimmerspiegel. Gute Tradition. Muss sein.

fertig für die Schlacht

fertig für die Schlacht

Alles und noch ein bischen mehr

Alles und noch ein bischen mehr

Und weil ich so pünktlich war und noch endlos Zeit hatte, wurde erst einmal in die falsche Richtung gefahren. Schuld war nicht der Regen allein. Denn den gab es auch Meereshöhe noch nicht. Je näher ich dem Startort kam, umso schneller wurde der Scheibenwischer gestellt. Das versprochene Wetter trat ein.

10 min vom Startgelände fand ich einen sicheren Parkplatz. Dropbagbeutel, Laufrucksack und Läufer in Regenjacke sockten los. Um 6:15 Uhr sollte die Ausrüstungskontrolle stattfinden. Doch wo? Start- Zielgebiet wurden noch aufgebaut. Tische wurden gerückt. Pavillons neben diesen platziert. Alles war typisch spanisch. Etwas wild und unkoordiniert scheinend. Doch das ist es nicht. Irgendwie passt am Ende alles. Ich fand die Abgabe für den Dropbag. In der nahen Turnhalle einer Schule. Dafür gibt’s den Lageplan vom Zielgebiet. Leider nicht im Starterbeutel L Ich wechselte dort auch gleich die Socken gegen die regendichten. Und auch die Ausrüstung wurde noch geprüft. Jede einzelne, meine sogar zweimal. Perfekt. Ich hatte alles mit und durfte teilnehmen 😉

Viel Zeit blieb nicht mehr, bis der Startschuss endlich fiel. Das Starterfeld mehr als übersichtlich. Bluetrail-feeling kam auf. Es sollen etwas mehr als 250 Läufer gewesen sein, die sich um 7 Uhr auf den Weg in den Garraf begaben.

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Dropbag und Zielbeutel abgeben … Beutel bitte selbst mitbringen !!! Möglichst schon gut beschriften, sonst gibts hier auch eine Lösung

Irgendwie war es, wie beim Straßenlauf. Vielleicht lag es daran, dass wir die ersten 1000 Meter asphaltierten. Losstürmen, als gibt es kein Morgen. Immer leicht bergan. 3% zeigte die Fenix, die im Höhenmetermodus lief. Unter 6 Minuten ging der erste km weg. Doch nicht so schnell. Ich wurde aber auch gut durchgereicht. Mir war es Banane … Man sieht sich im Ziel, sage ich da nur.

Ich hatte die Bonatti im Vollschutzmodus aktiviert. Also auch die Kapuze war im Einsatz. Es regnete so vor sich hin. Nichts dicket. Aber spürbar. Nachdem wir den Ort vermessen ging es auf einer Kieselsteinautobahn weiter. Erste Geher waren auszumachen. Sollten wir doch auf dem ersten Teilstück, VP1 wurde nach 16 Kilometern erreicht, den höchsten Berg des Parkes erklimmen. Knapp 600 m hoch.  Ich schaute auf die Garmin 10% Steigung. Das kann man gut laufen, in der Anfangsphase eines langen Ausfluges immer.

Füsse hoch und bloß nicht stürzen

Füsse hoch und bloß nicht stürzen

Endlich die ersehnte Abzweigung auf den Trail. Es war feucht, matschig, schlecht laufbar. In einem steten Auf- und Ab näherten wir uns der Höhe, die den Aufstieg beenden sollte. Ich war überrascht, dass es entgegen dem eingeprägten Höhenprofil stetig hinauf UND wieder hinunterging. 50 hm hoch 30 hm runter. Mühsam erklimmt der trailrunner die „Berge“.

Ich lag super in der Zeit. Zu gut fast. Aber wenn alles laufbar war, dann tat ich es eben. Streckenbilder … Fehlanzeige, denn IPhone im regendichten Beutel auf dem Rücken.

Der höchsten Streckenpunkt

Nach gut 10 Kilometern erreichten wir den höchsten Punkt. Extrem Steiging war angesagt, den imposanten Gipfel zu erreichen. Doch alles von kurzer Dauer und Rundumblick gab es auch nicht. Suppe hieß das, was der Himmel zu bieten hatte. Sollte das die ganze Zeit so weiter gehen? Meine Fenix zeigte 595 m üNN.

Abwarten. Erst einmal lief ich weiter. Der Regen hatte nachgelassen. Dennoch kein Grund, sich von der Regenjacke zu trennen. Es war kalt, hier oben. Es folgten längere Downhills. Eigentlich gut laufbar. Nicht jedoch bei Regen. Unsere Laufschuhe glichen Kuchenblechen. Wenn hatte nur den ganzen klebrigen Lehm hier verteilt. Schwer wie Blei hingen die Schuhe an den Beinen. Das wenige Gras reichte nicht, die Schuhe zu erleichtern. Ätzend. Ich war ein wenig angenervt. Immer und immer wieder versuchte ich ein Grasbüschel zu überreden sich meines Klumpschuhes anzunehmen. Fehlanzeige.

Garraf Nationalpark

Garraf Nationalpark

Besonders lustig wurde es, als wir wieder trailen sollten. Immer wieder mussten wir eine Verbindungsstraße zum nächsten Trail benutzen. Lehmige Verbindungsstraßen. Recht flott erreichte ich VP1. Kilometer 16 war nach 2:10 Stunden gerockt. Geht doch. Die Beine tonnenschwer. Der Regen hatte aufgehört. Am VP trank ich kaum. Auch aufzufüllen gab es noch nichts. Weiter ging es, nur 6 km sollten es werden. Kaum Höhenmeter, aber Trail. Ich packte meine Jacke in den Rucksack. Oder war das erst später? Keine Ahnung.

Wegmarkierungen für die Trailabschnitte - keine Rettung!

Wegmarkierungen für die Trailabschnitte – keine Rettung!

Recht unspektakulär erreichten wir den VP2 bei km 22. Irgendwie war viel Gesteige dabei. Der Wegezustand noch machbar. Auch die Lehmfüße verwandelten sich vom Teller zum schuhumfassenden Klumpen 😉 Nicht weiter wild. (Nervte tierisch)

Am Verpflegungspunkt gab es nur ein paar Flüssigkeiten. Leider keinen Tee und ich hatte auch wieder vergessen, welchen einzupacken. Hmmm. Wir liefen nach dem VP auf einer Asphaltstraße entlang. Die Schuhe wurden gesäubert. Alles gut zu rennen, was den Anstieg betraf. Bis zum Abzweiger auf den Trail

Der kleine Steingarten.

Da war er wieder. Zwischen km 23 und 25 muss es gewesen sein. Wildes Kieselsteiging, immer leicht ansteigend, teils verwachsen, Da schlägt kein Trailherz höher, das verfinstert es sich. Zu gern hätte ich jetzt meine Stöcke gehabt. Es war nicht immer leicht, die Balance zu wahren. Tief gebeugt, die Körperschwerpunkt weit unten, kämpfte ich mich durch den Barranco. Die Kiesel recht klein. Dafür die Steinstufen umso leckerer. Mann kannte es und war nicht sonderlich überrascht. Schneller, als erwartet …

… war es irgendwann vorbei und es kamen neue Herausforderungen. Ich fing, zeitiger als üblich, auch schon mit der Rechnerei von Ankunftszeiten am nächsten VP an. Macht man doch nicht. 😉 Tausend Sachen gingen mir durch den Kopf. Erstmals auch die Idee, im Zweifelsfall nur 70 Kilometer zu laufen. Auch eine der angebotenen Strecken. Man spart sich halt die letzte Schleife. Passiert auch den Zielort. Alles möglich. Doch vorerst hieß das nächste Ziel km 34. Mein Highlight, auf das ich mich wirklich freute. Zunächst aber kletterten wir auf 480 Meter hinauf. Klingt recht einfach, die Wege dorthin waren es keines Wegs. Immer wieder geröllte es gar mächtig. Kannte ich irgendwie aus der Tramuntana. Ich verglich … Endlich war der höchste Punkt erreicht. Jedoch kein Gipfel. Diese gab es nur wenige. Kurz unterhalb ging es wieder hinab. Acht Kilometer downhill. Doch so richtig schnell kann man nicht laufen, es sei denn, Mann ist Spanier und auf Geröll geboren.

Auch solche Wege waren zu meistern ...

Auch solche Wege waren zu meistern …

Ich ließ Vorsicht walten. Immer wieder wurde beim Verlassen der befestigten Verbindungswege, meist Kieselautobahn, auf die fehlende Abbruchmöglichkeit hingewiesen. Das beruhigte. Wer will hier schon abbrechen?

km 74 - Tags zuvor besichtigt

km 74 – Tags zuvor besichtigt

Ins Blick kam ein riesiger Tagebau, der uns noch 20 km begleiten sollte. Nicht wirklich schön, hatte er doch riesige Ausmaße und war ein wahrer Landschaftskiller. Was habt ihr euch nur dabei gedacht? Es wurde wärmer, je kleiner die Zahl der aktuellen Höhe wurde. Schließlich kam Garraf in Sicht. Der kleine Küstenort, der dem Nationalpark seinen Namen lieh. Sonne!!! Herrlich. Endlich konnte ich die Sonnenbrille auf die Nase klemmen. Das wertet so einen Lauf gleich ungemein auf. In der Sonne zu rennen ist ein Traum. Transpiritranspirah lief zur Hochform auf. (Ich schwitzte wie S..).

Wir unterquerten die Autobahn, unterquerten auch die alte und noch vorhandene Küstenstraße und erreichten die ersten Häuser des Küstenortes. Auf der Straße (Ohne Absperrung, übrigens beim ganzen Lauf nicht eine Absperrung 🙁 ) zum Strand hinab. Noch ein Tunnel und jeder wurde mit Extraapplaus begrüßt.

Vierunddreißig Kilometer waren im Sack. Das erste Drittel nach knapp 4:45 Stunden. Das war schnell. Zu schnell? Wieder die Hochrechnung. Ich war im Soll. 15 Stunden war das Ziel, das A-Ziel sozusagen. Doch nun fing das Rennen erst an, wie sich herausstellen sollte. Am VP gab es Bänke, die allerdings immer hier stehen. Die Gelegenheit, mal ein paar Augenblicke zu lockern. Alles perfekt. Es gab auch ein bissl Wasser aufzufüllen. Das Speisenangebot nicht mein Fall. Ich glaube, drei Apfelstücken und ein Stück Banane gegessen zu haben. Weiter ging es. 485 m im Aufstieg stand auf der kleinen Tafel.

ein Traum

ein Traum

Das war nicht so viel. Aber wie würden die sich gestalten? Mann kannte nichts von der Strecke. Ich hatte keine Ahnung, was mich erwartet. Beste Voraussetzungen also 😉

Strandfeeling beim Ultratrail – herrlich.

Zunächst rannten wir am Strand entlang. Ein kleiner Abstecher meinerseits zum Wasser musste sein. Wenigstens mal die Hände ins Salzwasser halten. Perfekt. Weiter im Sand. Die Streckenmarkierung ungewöhnlich aber im Nachhinein betrachtet … perfekter geht es kaum. Kein Flatterband, keine Schilder. Einfach fluoreszierende Punkte auf dem Boden und bei Abzweigern Pfeile. Ich hatte meine Aufmerksamkeit auf die orangenen Punkte eingestellt. Bis auf einen gab es auch keinen Verlaufer!!! Und der hätte auch nicht sein müssen. Wählte hier einfach den breiten Kieselweg, anstatt den markierten schmalen Trail hinterm Gebüsch 😉

Am Bahnhof rechts

Am Bahnhof rechts

Wir folgten den Pünktchen durch den Ort. Ein verstohlener Blick ging zu einem Straßencafé hinüber? Pils-chen? Jetzt noch nicht. Als die Asphaltstraße endete waren wir nur einen Steinwurf von dem Weg entfernt, der uns zum Strand hinunter brachte. Wieder war der Steinbruch in Sicht. Bei seiner Dimension auch nicht verwunderlich. Betonstraße hinauf und dann endlich wieder Trail. Schmaler, mit kleinen Steinen gespickter Pfad. Herrlich. Bis auf 310 Meter sollten wir uns erst einmal hinauf arbeiten. Orangepoint hier teilweise etwas blass. Trailrunner schlurfen gelegentlich und das mag die orangene Wegmarkierung gar nicht. Meine Armlinge hatte ich nun runtergestreift. Immer bereit für den erneuten Kälteeinbruch. (Er kam nicht mehr, während meine aktiven Zeit auf dem Trail).

Wieder galt es, eine 13 km lange Etappe zu absolvieren. Die km Angaben stimmten übrigens perfekt mit der meiner Fenix überein und auch die angeschlagenen Höhenangaben waren verlässliche Parameter. Dickes Lob!!! Das schafft Sicherheit.

Mein nächstes Ziel hieß Marathon. Hatte ich anfangs mit 6 Stunden geliebäugelt, musste ich auf Grund des technischen Anspruchs auf 6:30 Stunden korrigieren. Am Ende kam ich bei 6:10 Stunden durch. Dieses Tempo war nicht zu halten. Soviel stand fest. Der Ermüdungsfaktor war zu berücksichtigen und die Nacht. Aber eigentlich wollte ich nicht viel Nacht. Wenn möglich bei Helligkeit das schwerere letzte Drittel. Aber der Tag war noch lang. Wir erreichten auf schmalem Trail, ein Gebäude passieren, von denen es hier einige gab, eine Fahrstraße. Klar, keine Absperrung 😉 Dieser sollten wir endlos (ca. 3 km) im Downhill folgend. Das war wirklich sehr demotivierend. Hier fiel man von einem Extrem ins andere. Erst gerölliger Single Trail und dann Autobahn. Es nervte. Nach endlosen Kilometern endlos der Abzweiger. Spitzkehre weggelassen und zack, war ich auf dem falschen Weg, wie beschrieben. Nach 100 m merkte ich den Fehler. Die Tröte die mich falsch laufen sah war sicher ein newbie. Das ruft man, Hasi!

Ein ganz schlimmes Bild ...

Ein ganz schlimmes Bild …

Also zurück, klar downhill, wie immer und ab auf den Pfad. Dieser währte nicht lange und wurde von einer Verbindungsstraße abgelöst, die uns ins Tal brachte. An einem Zementwerk oder so war ging es auf Asphalt weiter. 12% Steigung wurden nun nicht mehr gerannt. Die Sonne hatte hier leichtes Spiel. Die Trinkvorräte gingen zur Neige. Endlich erreichten wir den Aufstieg zum VP4. Kilometer 47 wurde auf einem herrlichen Hochplateau erreicht. In einem tempelähnlichen Überbau wurde sogar massiert.

Wir waren ja auf der gleichen Strecke unterwegs, wie die 69km-Läufer, die des LTBCN. Somit kam es immer wieder zu Überholvorgängen und Drängeleien auf schmalem Pfad. Das war teilweise sehr unschön. Geduld, Freunde, Geduld. Der Sieg war längst vergehe. Besonders Bunti fiel mir ins Auge, der an unmöglichen Stellen dringend vorbei musste, und dann rumdehnte oder sich eben, wie hier, massieren lies. Zu jung für diese Aufgabe … 😉

Die Stimmung kippte

Ich setzte mich kurz, knapp sieben Stunden hatte ich bis hier hoch gebraucht. Es wurde anstrengender. Der Kilometerschnitt sank ins bodenlose. Ich rechnete, mal wieder. Böse Sache. Zwölf Kilometer wurden bis zum nächsten VP angezeigt. Dann nur noch 11 bis zum Dropbag bei km 70. Das war überschaubar. Das war ein Ziel. Wir durchquerten die Eremita Trinidat. Hier gab es keine orangenen Punkte. Fand mich aber trotzdem irgendwie. Weiter auf Kieselautobahn bis zum finalen Geröllstieg auf den ersten von drei Gipflein. Hier oben wehte ein angenehm kühler Wind, Die Sonne schien. Es hätte besser nicht sein können.

immer schön hoch (hier km 35-36) tags darauf geknippst)

immer schön hoch (hier km 35-36) tags darauf geknippst)

Dennoch wurde es irgendwie unangenehm. Die Aussichten nicht so prächtig. Immer wieder das Schema Geröllweg. Und über teils verwachsene, von Steinen übersäte Wege hinab. So richtige Lauffreude kam dabei nicht auf. Ich sockte, trabte, rannte tapfer Kilometer für Kilometer. Beim 50. Kilometer freute ich mich, dass der Zähler nun rückwärst läuft.  Doch die Zeit verging gar nicht. Ich sah eine 16 min/km Zeit. Was war das? Klettern, rutschen. Ich sehnte meine geliebten Trailstöcke herbei. „Gib mir Deine Trailrunner, du trägst sie doch eh nur auf den Berg.“ Wilde Gedanken beschäftigten mich. Kurz vorm VP km 59 konnte man diesen bereits ausmachen. Ein 2 km langer Single Trail führte auf diesen zu. Aber man kam bei dem ganze Gehopse und Gespringe nicht näher. Der Planet brannte. Wer hat nur die ganzen Kurven in den Trail gezaubert. Das geht auf die Fußgelenke. Aufpassen, alter Mann und nicht stürzen.

Tolle Trails gab es schon, keine Frage ...

Tolle Trails gab es schon, keine Frage …

Auch der weiteste Weg ist einmal geschafft. Kilometer 59 nach 9:10 Stunden im Sack. Ich musste mich dringend hinsetzen. Beine entlasten. Doch Bänke oder ähnliches gab es auch hier nicht. Sonnenschutz auf der Bordsteinkante auch nicht. Einige Läufer hatten sich auf die Bordsteine gelegt. Ein paar Augenblicke mal nicht rennen, hüpfen, steigen. Eine Wohltat. Knapp 3 Minuten später, Wasser war aufgefüllt und 2 Orangen ausgedrückt, war ich wieder unterwegs. Ich hatte nur Wasser nachgefüllt. Auch meine Elektrolyttablette schmeckte nicht mehr. Mehrere Sorten mitnehmen, weiß ich jetzt. Und Tee gab es auch nicht. Ich jammerte ein bissl über meine eigene Dummheit. Währenddessen sockte ich den letzten großen Anstieg bis zum Dropbag hinauf. Und es wurde richtig zäh. Pausen unterwegs waren hier an der Tagesordnung. Da kaum jemand überholte, war nur ich so schwach. Dieser Aufstieg auf 480 m hatte es in sich.

Ein deutschsprechender Läufer überholte, kam aber auch nicht wesentlich schneller hinauf. Wir freuten uns alle, den Berg geschafft zu haben. Ich schleuderte dem Gipfel ein paar Nettigkeiten entgegen und kommunizierte mit DEM Finger. Dieser alte Sack wollte uns in die Knie zwingen. Nun hieß es downhill zum km 65, wo das nächste Wasserfass stehen sollte. Wieder kamen wir nur langsam voran. Es war ein Graus. Langsam verlor ich die Lust an der Sache. Die Rechnerei ging wieder los. Ich wollte auf keinen Fall in der Nacht auf diesem Geröll rumhopsen.

Cutoff war überhaupt kein Thema. Endlich erreichten wir den letzten Wasserstand vom Dropbag. Ein spartanischer Stand. Wieder nahm ich nur Wasser. Ohhh. Ein Stuhl. Meiner. Ich zog mein roadbook aus der Tasche. Nix dicket mehr bis km 70. Ich rechnete wieder.

Mein letzter VP?

für mich heute nicht diesen Weg

für mich heute nicht diesen Weg

Erst mal wieder laufen. Mühsam schälte ich mich aus dem Stuhl. Weiter gings. Die Strecke ganz gut beschaffen. Keine technische Schwierigkeit. Kieselautobahn. Teilweise Single Trail durch den Wald. Das war angenehmes Laufen. Ich rechnete erneut. 11:15 Stunden bis dropbag … 30 min Pause … 11:45 Std. … dann noch 30 Kilometer. Gegen 8 Uhr wird es dunkel. Also eine Stunde im Hellen, wenn es gut läuft und dann 4 – 6 Stunden in der Nacht. Dieses Geröllhopsing? Wollte ich das wirklich?

Ich lief weiter. Ich musste eine Entscheidung treffen. Nicht erst am Dropbag. Nein. Das war es mir nicht wert. Ich wäre 5-7 Stunden vor Cutoff im Ziel. Das ist doch was? Nein. Kein Nachtlauf. Das war so nicht gedacht. 18 Stunden waren mir zu viel. Ich holte das IPhone aus der Tasche. Ich whatsappte meinen Abbruch in 3 Kilometern. Ich musste es entscheiden, jetzt. Es war die LTBCN Distanz. Es war ein Zieleinlauf, wenn auch ein 100 km DNF. Aber es war genug für heute. Ich zweifelte keine Sekunde.

VP km 70 ...

VP km 70 …

Ich lief die 3 Kilometer sauber zu Ende. Hatte keine Schmerzen (was man so keine Schmerzen nennt nach 11 Stunden Ultratrail 😉 ) Da war der Abzweiger. Ultra nach rechts und alle anderen Distanzen nach links zum Ziel. Ich lief zum Ziel.

An der einzigen Straßensperrung fiel mir mein Dropbag ein, der ja noch am VP 70k lagerte. Die nette Volontärin holte ihn mir und ich lief den letzten km mit 2 Rucksäcken.

Mit Applaus wurde ich bis unter den Zielbogen getragen. Immer wieder winkte ich ab, hatte meine Startnummer nach hinten gedreht. Nur ins Ziel, ohne Ehre. Einfach durchlaufen. Keine feuchten Augen. Keine Emotion. Einfach nur fertig gemacht. Medaille umhängen. Nein Danke, hab ich heute nicht verdient. (Woher sollten die auch wissen, dass ich abgebrochen habe. Kam als „7.“ UTBCN-Starter ins Ziel)

"Als Erinnerung", sagte der "Chefe de medal"

„Als Erinnerung“, sagte der „Chefe de medal“

Das war mein erster DNF in Worten. Mehr und weniger gibt’s nicht zu sagen. Leider war ich der Loser heute. Muss ich mit leben. Die Momententscheidung war richtig. Mit dem Rest muss man klarkommen. Denn heute sieht man das ganz anders. Völlig logisch, denn die Umstände, die zu der Entscheidung führten, sind verblasst. Dennoch stehe ich dazu und würde es NICHT wieder so machen. Beim nächsten Mal würde ich gar nicht erst starten …

Immer wieder eine spannende Situation nach einem Ultratrail … Schuhe und Socken aus. 😉

Meine Laufaufzeichnungen von offizieller Stelle

Meine Laufaufzeichnungen von offizieller Stelle

Da haut es dich aus den Schlappen. Noch 30 km und die kleinen roten Unterlagen wären weg gewesen. Schwein gehabt ?

Anstatt Urkunde ... und die Scheibenbremsensicherung des 29-er hatte ich auch mit, wie der Abdruck zeigt ;-)

Anstatt Urkunde … und die Scheibenbremsensicherung des 29-er hatte ich auch mit, wie der Abdruck zeigt 😉

 

Alte Sack-Wertung und Gesamtergebnis hier: utbcn_2016_classement_UTBCN

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Blick auf VP km76 (Bruguers) tags zuvor

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Nachfolgende Fotos unterliegen dem Copyright des Veranstalters

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VP Kilometer 47 - massache

VP Kilometer 47 – massache

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