Totalausfall

Heute nun gabs das erste längere Joggerchen im neuen Plan. War letzte Woche bereits kurz vor der Halbmarathondistanz Schluss, so sollte es in dieser Woche gleich eine 30%-ige Steigerung geben. Da wir aber alle folgsame Läufer sind und den heiligen Lehren unserer Trainer und ihrer noch heiligeren (gibt’s das, oder ist das wie schwangerer?) Trainingspläne vertrauen, versuchte ich mein Glück.

Kurz nach dem Mittag wurden die Reiseutensilien zusammengepackt, der MP3 Player bereits 30 min vor ‚m Start aufgeladen und auch die Uhr kam schon am frühen Morgen an die „Zapfsäule“. Und da ich heute für den Einkauf verantwortlich gemacht wurde, gab’s auch Wasser ohne Kohlensäure für die Trinkblase.

Um zwei stand ich dann in voller Montur im strahlenden Sonnenschein und nach kurzer Dehnung gings dann auch schon los. Auf Grund der aktuellen Schneelage im Wintersportort Stavenhagen wollte ich nach Duckow und von dort über Jürgenstorf zurück. Hmmm, ich fand die Idee genial.

Nach 2 Kilometern musste „Yeti“ schon wieder an die Sohle. Irgendwie hatte ich mir das anders vorgestellt. Doch die strahlende Sonne trügte den Schein. Es waren immer noch -4°C und die Straße vom Schnee bedeckt. In Gülzow war’s nicht besser und auch hinter der Ortslage, Kilometer 5 war erreicht und die erste Getränkeaufnahme erfolgt, setzte sich der unerwartete Wegezustand fort. Was hatte ich mir bloß gedacht?

Kurz vor Kölpin wollte ich nach Scharpzow abzweigen. Ich wollte, doch diese Straße gab es nicht mehr. Was tun, sprach …. Weiter nach Maxfelde, was blieb mir anderes übrig, außer umzukehren. Der Waldweg lief sich wirklich prächtig und ich spürte die Spikes kaum. Nach 9 Kilometern wurde der Weg etwas rustikaler, aber durchaus gut zu beflitzen.

Plötzlich … und … völlig unerwartet. Bewegung am Ende des Weges. Ein Baum wiegte im Wind? Ein Reh suchte nach Nahrung? Nein … ein Mensch, noch dazu ein joggender. Mitten im verschneiten Winterwald. Ich traute meinen Augen nicht und tauschte Höflichkeiten aus. „Hei“ mit ge- (nicht er-) hobenem Zeigefinger.

In Maxfelde gings weiter Richtung Wüstgrabow und was mich hier erwartete, war ein wirklich tolles Stück Winterlandschaft. Nur zum Laufen völlig ungeeignet. Ein Traktor mit grobem Reifenprofil hatte eine Loipe gespurt und darin versuchte ich zu laufen. Na ich kann euch sagen … Meine Pace brach auf 6:30 zusammen und ich hoffte hinter jeder Kurve die Wegverbesserung zu sehen.

Oben: "Hm lecker", unten "145% Tagesbedarf an Vitaminen"

Leider musste ich laaaange 2,5 Kilometer darauf warten, bis ich endlich die Yeti’s lösen und ein leckeres Stück Fensterkitt verspeisen durfte. Leider hielt die Freude nur einen Kilometer an, das waren wieder Spikes angesagt. So ging es dann noch ums ein oder andere Mal. Ich glaube, insgesamt 4-mal die „Schuhe“ gewechselt zu haben.

So wundert es dann nicht, dass ich nach dem letzten Mal eine Strecke entlang der L273 wählte. Nachdem ich mein zugefrorenes Mundstück der Trinkblase enteist hatte, konnte ich auch noch das eine oder andere Tröpfchen eiskalten Mineralwassers naschen. Die Halbmarathondistanz erreichte ich nach gut 2 Stunden. Ich war ein wenig im Verzug, nicht, was den Puls, wohl aber die Pace betraf.

Nach der  letzten Zwangspause war ich dann auch beleuchtet und als Geisterfahrer unterwegs. Alle „platzten“ brav und ich bedankte mich artig dafür. Ich pegelte mich wieder bei ’nem 5:30-er Schnitt ein und konnte so den heimischen Hof nach 2:31 Std. erreichen. Nicht ganz, denn die 26 Kilometer reichten nicht bis nach Hause. So gab’s nach einer kurzen Verschnaufpause noch ein außerplanmäßiges Austraben bis in die Weststadt, die ich dann gegen fünf erreichen sollte.

Nun sitze ich im Arbeitszimmer, habe bereits spürbaren Muskelkater am hinteren Oberschenkelansatz. Tchja, wer wie ein Weihnachtsmann durch den Winterwald stapft… Hätte ich doch bald den Totalausfall verschwiegen. Mein Trinkschlauch war leider nach 2 Stunden komplett eingefroren und nicht mehr zum Leben zu erwecken. Da nützt einem das ungefrorene Wasser auf dem Rücken auch nicht viel. Es sei denn, man süffelts direkt aus dem Schraubverschluss.

So … jetzt muss ich aber los … Samstagabend in Familie und so. Morgen gibts nur ein kleines 16 km Sauerstoffläufchen, da bin ich zum Mittag wieder zu Hause.

Winterwald Tour am 04.12.2010

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