Sterben bei Kilometer 31

Mein ersten langer Lauf über mehr als 3 Stunden war auf meiner weiten Reise nach Sachsen Anhalt am Sonntag angesagt.

Vorteilhafterweise feierte meine Schwägerin am Abend zuvor ihren 36x-ten Geburtstag. Es bestanden also ideale Voraussetzungen, am Folgetag einen 35-km Lauf zu absolvieren. Das nahe Ziel vor Augen hielt ich meinen Alkoholkonsum im Rahmen, nur soviel, um nicht als Antinichttrinker 😉 durchzugehen.

So schafften wir es, zum Glück, nicht bis um Mitternacht wach zu bleiben und ich konnte doch noch rechtzeitig in die Falle hüpfen.

Bereits um kurz nach 6 Uhr weckte mich die innere Uhr. Der Planet war bereits angenehm vorgeheizt. Um 7 Uhr hatten sich dann alle um den Frühstückstisch versammelt, sodass ich pünktlich um 8 Uhr zur Saale nach Bernburg aufbrechen konnte.

Kurz nach halb neun startete ich am Tierpark. Um diese „frühe“ Zeit waren die meisten Bewohner im „Land der Frühaufsteher“ noch in ihren Kojen. Nach 1 Kilometer fing es an zu nieseln. Herrlich, dachte ich. Die zu diesem Zeitpunkt bereits anstehenden 19°C kühlen sich doch noch ab. Doch meine Freude währte nicht lange, denn 10 Minuten später wars dann schon wieder vorbei mit der Erfrischung.

Meinen  „Brotkasten“ hatte ich mit der Laufstrecke gefüttert und brauchte der Route nur noch folgen. Keine Zettel mitschleppen, die man nach kurzer Zeit eh nicht mehr lesen kann und  keine Straßenschilder suchen, die man nur dann findet, wenn man sich bereits gnadenlos verlaufen hat.

So folgte ich dem Lauf der Saale, befand mich mittlerweile auf dem Saaleradweg und war vom guten Weg sehr überrascht. Am Ortsausgang Gröna, Kilometer 7 war erreicht, wurde die Wende eingeleitet. Die Saale wurde über eine wirklich tolle, nur dem Fußgänger- und Radfahrerverkehr gewidmeten Brücke überquert. Nun gings vom Bitumen auf Waldweg über, endlich. Die dauernde Asphaltlauferei kann nicht gut sein für die „untrainierte“ Muskulatur. Ich begegnete einigen Läufern und vielen Radlern. Meinen „Patronengurt“ hatte ich mit 2 Trinkflaschen gefüllt, die ich nach jeder Runde am Auto gegen die volle Dröhnung austauschen wollte.

Ich folgte dem Weg am Fluss und wich von der Strecke auf der „Karte“ ab. Fand jedoch (zum Glück) wieder auf die gespeicherte Route. Nach 13 Kilometern und 1:07 Std. war ich wieder am Auto und konnte mein Trinkdepot auffüllen. Flaschen auf, Minerales rein und nach 1 Minute gings weiter..

Ich hatte das Gefühl zu schnell zu laufen und nahm ein wenig raus. Nun belebte sich die Laufstrecke zusehends. Sicher auch der bereits erwachten Sonne geschuldet, die glücklicherweise nur selten den Weg durch die Baumkronen fand. Mehrere Hundebesitzer rissen an den Leinen, als ich kam oder schicken den Hund in die Saale: „Hol Stöckchen“. Ich tat ihnen gleich und nahm des öfteren eine Kappe Wasser.

Nach dem Wechsel auf die gegenüberliegende Flussseite folgte ich in dieser Runde dem „richtigen“ Weg, was im Nachhinein aber einen Mehrweg von ca 750 m darstellte. Kurz vor Ende der 2. Runde nahm ich noch mal ein „richtiges Bad“, denn der Planet brannte mittlerweile erbarmungslos. Nach ca 26 km und 2:15 Std. Laufzeit, gabs nun die Energie-Nuckelflaschen für die finale Runde. Einen Schluck Cola gönnte ich mir zusätzlich., Wie gut, dass man alles im Auto hat. Bereits nach weiteren 4 Kilometern merkte ich die Energieumstellung. Da ich den langen Lauf ohne zusätzliche GELs oder andere Energiespender absolvierte, schien jetzt wohl die radikale Umstellung auf die Fettreserven gekommen zu sein. Ich trank im Gehen und konnte mich gar nicht zum Weiterlaufen motivieren. Doch lieber langsam, als Stöckchenzieher ohne Knüppel, dachte ich und so „schleppte“ ich mich die nächsten Kilometer minutenweise weiter.

Meinen Tiefpunkt erreichte ich in Runde 62 (km 31) mit 8:30 und einen drauf setzte die nachfolgende 63. mit 8:44. Der mich zuvor überholende Läufer, der mit geschätzten 6 Minuten lief, hatte auch zum Gehschritt gewechselt. Ein eben solch gequälten Jogger kam mir entgegen. Wenn ich auch so elend aussah, Gute Nacht Laufszene.

Glücklicherweise konnte ich mich nach einem „Saalebad“ wieder stabilisieren und den Lauf mit Tempo 6:00 min – 06:30 min/km fortsetzen. Der heilige Trainingsplan hatte ja das letzte Drittel in 5:00 min/km vorgesehen. Wie sollte das denn gehen, lieber Hubert Beck???

Plötzlich und unerwartet, nach 3:21 Std. wurde der 35. Kilometer erreicht und es war vorbei. Endlich.

Doch wo war ich? Bis zum Auto warens nach Forerunner Karte noch ca. 2 Kilometer. Also blieb mir nur eine Wahl – lockerer Jog. Nach ausgiebiger Gehpause konnte ich diesen dann auch in einem 6:15-er Tempo durchziehen.

Seelig, endlich das Auto und die verbleibenden Trinkreserven erreicht zu haben, ging meine erste große Longrun Erfahrung zu Ende. Doch schon nach 37 Kilometern und 3:35 min Laufzeit.

Streckenübersicht: 35 km immer an der Saale entlang

So also sieht scheinbar der Mann mit dem Hammer aus, den ich heute wohl zum ersten Mal traf. Ich denke aber, aus dieser Erfahrung schöpfen zu können. Am kommenden Sonntag wird wieder ge-long-jog-t. Hoffentlich erfolgreicher. Zumindest weis die kleine „Erbse“ jetzt, was nach 3 Stunden passiert.