Schwere Unwetter

sollen rund um den größten See Vorpommerns getobt haben, den ich mir gestern als Zielgebiet für den all wöchentlichen langen Lauf auserwählt. Während andere sich in Kitzbühel, auf dem Erzgebirgskamm oder am Tollensesee die Beine vertraten, wählte ich meine neue Laufstrecke des Vertrauens. Ich hatte den Weg um den See ja bereits am vergangenen Wochenende inspiziert, nun sollte weiter vertieft oder eher verbessert werden. Ich hatte die Transportfrage dann doch irgendwie lösen können (@corinnarennt sei Dank) und war im strömenden Regen in die Stadt an der Südwestspitze des Sees gereist. Kaum kam die alte Kreisstadt in Sicht verflüchtigte sich auch der Niederschlag und ich konnte auf frisch gekühlter Straße starten. Die ersten Kilometer kam ich nicht wirklich in Gang. Ob es an der Sonne lag, an der etwas erhöhten Luftfeuchtigkeit oder weil ich einfach noch nicht auf die „Aufgabe“ eingestellt war? Sicher war es eine Mischung aus allem.

Bis nach Salem verläuft die Strecke recht eben. Ein paar kleine Wellen erinnern an die Endmoräne und wecken die Lebensgeister. Am Ortsausgang Salems, Kilometer 8 ist erreicht gilt es dann die erste nennenswerte Steigung zu absolvieren. Danach war ich wach. Ich konnte den nächsten Etappenort hinter den sieben „Bergen“ bereits sehen und auch den Weg dorthin. Hier folgt man einem herrlichen, jedoch für laufendes und fahrendes Volk viel zu engen Straße im stetigen auf und ab.

Kurze knackige Anstiege, die man besonders an der Achillessehne merkt

Nach 12,5 Kilometern und einem Energieriegel später war ich, wie bereits in der vergangenen Woche, bereits das erste Mal am Ende mit meinen Kräften. Ich verfiel in den gewohnten energiesparenden Schlappschritt, der mich dann im 5:40-er Tempo langsam voranbrachte. Ich lief immer noch in der prallen Sonne, was sicher auch zu meiner angefressenen körperliche Verfassung beitrug. Immer wieder ging es auf und ab und erst als ich den Wald hinter Warsow erreichte, folgte die gewünschte Abkühlung. Trotz Steigungen kehrte die Energie in meinen Körper zurück. Weiter gings über Kützerhof bis zu Fähre nach Aalbude.

Gezeichnet vom "ersten Halbmarathon" - "VERITAS" hatte auch festgemacht

Hier waren die ersten 2 Stunden vergangen und die Halbmarathondistanz erreicht. Ich hatte die Zeit der letzten Woche egalisiert, was mir unterwegs gar nicht so erschien. Ich musste heute eine kleine Weile auf die Fähre warten, die fahrerlos hinter der „Veritas“ vor Anker lag. Mir war es recht, konnte ich so in aller Ruhe zwei Energie-GELs in meinem Körper verschwinden lassen. Am anderen Ufer gönnte ich mir noch eine leckere Cola, so muss ein Laufausflug sein. Die Eiswürfel purzelten nur so aus dem Flaschenhals, sodass es noch eine Restmenge für die Laufweste gab. Hmmm. Ich folgte dem Wanderweg durch den kleinen Ferienort Verchen. Die Anzahl der Ausflugswilligen und an der Strandpromenade Flanierenden hielt sich auf Grund des drohenden Regens in Grenzen. Gut für mich, so musste ich weniger fahrendem Volk, als üblich ausweichen.

Schnell hatte ich den hügeligen Uferweg nach Gravelotte erreicht. Am Aussichtsturm gings dann endgültig auf den Trail und so sollte es auch die nächsten 5 Kilometer bleiben. Teils über Sandwege, Waldwege und Wiesen folgte ich dem „Wanderweg“ bis zum Abzweiger nach Alt-Sommersdorf. Die Steigungen waren höhenmäßig nicht lang, dafür aber kurz und knackig. Doch im Vergleich zur letzten Woche konnte ich bis auf 2 Sandsteigungen alle laufend hochklettern und im folgenden ebenen Teilstück den Puls wieder normalisieren. Besser war das auch. Bei Kilometer 28 musste dann der letzte Energieriegel dran glauben. Ich hatte ein neues Wegstück bis zum Sonnenstand am Zeltplatz Sommersdorf entdeckt und wollte es natürlich gleich ausprobieren. Also, wenn man keinen Gegenwind hat, Trailschuhe an den Füßen und es nicht geregnet hat, kann man den Weg ja anbieten. Meine Laufsituation erfüllte keines der Kriterien und so waren diese 2 Kilometer die besch… des ganzes Laufes.

Die Bäume lagen fast auf dem Boden

Nach 30 Kilometern musste ich mein „Taxi“ über den Abholort informieren. Schwierig, wenn man auf neuem Terrain unterwegs ist und die Entfernungen nicht kennt. Nach ein paar Schnappschüssen bereitete ich mich auf den Schlussanstieg nach Grammentin vor. Dieser sollte den Unterschied zur vergangenen Woche bringen, als ich 60 Hm weniger auf der Uhr hatte. Und es wurde noch einmal verdammt schwer. Bis zur Siedlung Sommersdorf bist Du ja nur am Aufstieg. Das bringts wohl aber, hab ich gelesen 😉 . Nach 33 Kilometern war der Kopf nur noch auf ankommen programmiert und auch die letzte Steigung nach Grammentin ging mit 5:38 dann doch wieder ganz gut.

fettes Gewitter im Anmarsch, ich lief ständig an ihm vorbei - zum Glück

Ich konnte meine „Mitfahrgelegenheit“ bereits sehen, als der Forerunner die letzten 500 m einläutete. Auf Grund meiner anspruchsvollen Ziele wird die 35-er Runde wohl künftig eher eine der kürzeren sein. Heute brauchte ich doch noch 3:26 Stunden dafür, hatte aber mit 180 positiven und 130 negativen Höhenmetern einen guten Anfang gemacht. Da es sich nicht um langgezogene Steigungen handelt, sind sie wohl auch recht trainingswirksam.

Lasse ich den Lauf allerdings Revue passieren, denke ich schon ein wenig zweifelnd an meinen Ultralauf im Oktober. Doch es stellt eine wirkliche Herausforderung dar, die mir in den verbleibenden Monaten einen wirklichen Anreiz schafft und neue Motivation für das nicht immer leichte Training bringt. So muss es sein und nur solche, scheinbar unerreichbaren Entschlüsse bringen mich den viel anspruchsvolleren Aufgaben in den nächsten Jahren ein Stück näher. Der grobe Plan steht, zumindest bis zur M50.

Heute wird erst mal ein wenig regeneriert, um am Nachmittag ein schönens lockeres Regenerationsrennerchen zu machen. Sicher werden wir familiär aufbrechen, auch wenn ich mit 90 Minuten den längeren Part habe.