Highway to H…

… agensruhm.

Laufgebiet Mecklenburgische Schweiz

Die Laufbedingungen ließen heute keine Wünsche offen. Ein wahres Läuferparadies lag mir heute zu Füßen, als ich gegen 15:30 Uhr zu meiner langen Runde, die wirklich (für meine Verhältnisse) richtig Höhenmeter aufzuweisen hatten, aufbrach.

Ich hatte mir die Laufstrecke zur Sicherheit auf die Uhr geladen. Ich kenne mich Verlaufgünther ja nur zu gut und selbst das ist, bekanntlich, keine Garantie für Eigenmächtigkeiten. Aber so sind wir Löwen wahrscheinlich. Immer ein bisschen übers Ziel hinausschießen.

Die ersten Kilometer verliefen problemlos. Etwas zu schnell für die Zielvorgabe. Jedoch passten Puls und Wohlbefinden. Nur die Wahl des Mittagsgerichtes war für einen langen Lauf nicht die richtige. Daran hatte ich über eine Stunde zu kämpfen. Man lernt eben nie aus.

Nach dem ersten großen Anstieg folgte dann auch bereits der erste Ausflug jenseits der ausgetretenen Pfade. Ich bog 50 m zu zeitig ab, drehte eine große Runde zum eigentlichen Zielweg und musste dann feststellen, dass ich meinen Rosenweg erwählt hatte. Ich entdeckte eine Alternative, die keine Rosen, sondern nur Brennnesseln aufzuweisen hatte. Puhhh … das war noch mal gut gegangen.

Weiter gings nach Retzow auf bekannten Wegen, immer leicht bergan und als ich endlich auf dem Highway nach Hagensruhm angekommen war, fühlten sich meine Beine bereits nach Feierabend an. Ich versuchte, das Tempo zu dosieren. Na ja, klappte natürlich nicht, da ich bereits über eine Stunde unterwegs und meinen Schritt gefunden hatte.

auf dem Weg zum Hardtberg

Das nächste Ziel war der höchste Berg der Mecklenburgischen Schweiz. Ich hatte Pregras, ein Foto vorzuweisen, also musste ich ein wenig suchen, da ich wieder zu zeitig abbog. Die Ausschilderung „Hohen Mistorf“ war einfach nicht für mich, wie ich später merkte. Gut für den, der den Berg immer auf seinem Armlaptop sieht, so konnte ich mich durchs Unterholz heranpirschen und stand dann endlich nach 15 Kilometern auf dem „Gipfel“.

122 m hoch

Mit mir noch ein Sendemast und ein Zaun, der den ganzen Hügel einnahm.

Ich bahnte mir einen Weg durchs hohe Gras. Brennesselresistent bin ich ja nun. Ich fand den geplanten Weg und folgte dem Kopfsteinpflaster bergab, um in großer Runde um den Hügel das wirklich schöne Dörfchen Hohen Mistorf zu erreichen.

Postkartenmotiv

Schnell war die Idylle durchquert. Dabei fand ich auch mein Anfangstempo wieder, denn es ging mal nicht bergan. Was hatte ich mir bei der Streckenwahl nur gedacht kam es mir des Öfteren in den Sinn.

Doch solche Gedanken zeugen nur vom schwachen Fleisch, das noch in mir wohnt und erst an den steilen Anstiegen hart für die kommenden Herausforderungen gemacht werden muss. Die Motivation klappte auch unterwegs ganz prima. Alle Hügel und Berge wurden in einer Pace schneller 6 min/km hochgerannt. Na geht doch. Und es gab den ein oder anderen Huckel zu nehmen.

Der Teterower See war nur 2 km von meiner Laufstrecke entfernt. Der kommt auch noch dran …

Nach Neu Panstorf gings anfangs auf Asphalt bis ich dann auch einem Schotterweg zu B104 hügelte. Die Sonne hatte ich nun aus erster Hand. Glücklicherweise vermittelte der Wind das Gefühl von angenehmen Temperaturen.

„Mein Berg“ wurde immer kleiner und ward bald nicht mehr gesehen. Kurz vor dem nächsten Etappenort gabs noch mal einen Blick zurück. Wie schnell alles sich entfernte, war doch wirklich ein Ereignis, das ich heute bewusster als gewöhnlich wahrnahm.

Mein Trickrucksack fühlte sich bereits verdächtig leicht an, immer öfter rutschte mein Laufshirt an Stellen, wo es nichts zu suchen hatte. Die Last auf der „Hinterachse“ war fast verbraucht. Ich sorgte mich, waren doch erst 23 Kilometer absolviert.

Ich versuchte zu sparen, was aber angesichts des Laufens in der Sonne nicht so leicht war.

schnell war alles „ganz klein“

Nach einem weiteren km war ich im Neu Pansdorfer Wald verschwunden, dessen höchste Erhebung immerhin auch stattliche 115 m misst. Ich verzichtete auf die „Besteigung“ passierte das Forsthaus und hatte auch hier wieder ein paar Berglauftrainingspassagen zu bewältigen. Nach endlos erscheinenden 3 Kilometern hatte ich auch dieses Forstgebiet vermessen und ein herrlicher Blick auf mein Zielgebiet (soooo weit weg) wurde freigegeben.

Mein Ziel, geschätzte 8 km ????

Ich haderte mit mir, welcher der zwei möglichen Wege der passendere (entfernungsmäßig) war. Lies dann aber dem Anstieg den Vortritt. Wie ich mich dazu hinreißen konnte, ist mir jetzt noch nicht klar. Doch trainingstechnisch war es die richtige Entscheidung. Der Rempliner Weg  war platt wie eine Flunder, so gabs über die „Basepohler Höhe“ den ein oder anderen Huckel zu nehmen.

Die Restflüssigkeit, die aus dem Inhalt des Trinkschlauches bestand, hatte ich mir bereits bei km 27 gegönnt, sodass ich mich mit dem Thema nicht mehr befassen musste. Ich fügte mich erstaunlich schnell in meine Lage. Genoss bei km 30 noch einen PowerBar-Riegel. Mehr um mich zu beschäftigen, als noch Energie zuzuführen. Es ging immer schwerer. Meine Beine waren ein einziges Laster. Sicher aber der Dehydration zuzuschreiben, wie ich nach endlosen Kilometern auf dem Radweg am Verpflegungspunkt „Sky“ feststellte.

Das Gold des Sommerläufers

Wie lecker eine Cola nach einer dreiviertel Stunden sehnen schmecken konnte. Sie verschaffte mir die Energie, die ich für die verbleibenden Kilometer brauchte. Die 35 km endeten kurz nach meinem VP, doch kein Auto in Sicht, sodass mal wieder ein paar zusätzliche Schritte getan werden mussten. Angesichts des nahen Zieles war es trotzdem kaum zu ertragen. Ich querte die Stadt von West nach Ost und war nach 37 Kilometern endlich an meiner „Pepsi im Kofferraum“ angekommen. Ich habe auch hier ein Bild gemacht, 30 sec nach Ankunft. Das möchte ich aber keinem zumuten. Man sah ich gut 😉 aus. Ich war dann doch 3:34 Std. laufend auf den Beinen. Ein wirklich schöner Ausflug. Momentan fühle ich mich zwar noch ein bisschen matt. Aber das wird und die „Berge in den Beinen“ spüre ich bereits jetzt auf meinen Flachtrainingsläufen. Alles im richtige Fahrwasser, glaube ich siegessicher. Das muss man einfach ertragen, wenn man wirkliche Berge hochlaufen (!) will.

Mein bisher hügeligster Trainingslauf (+355 Hm / – 355 Hm)

Alles entwickelt sich momentan ganz ordentlich. Selbst eine große Discounterkette hat den Zahn der Zeit erkannt:

aktuelles Werbeprospekt (Copyright by ALDI)

Bis morgen, dann wird nur ein kleines RECOM-Läufchen den Sonntag verschönern.