Lange Läufe bereiten stets Vergnügen …

manchmal auch deswegen, weil sie vorbei sind. Verwöhnt vom vergangenen Samstag, wo ich im Elbsandsteingebirge laufen durfte, war es in dieser Woche nicht ganz so romantisch. Auch war die muskuläre Verträglichkeit der dreieinhalb Stunden, die ich unterwegs sein wollte, nach der Reduktion am Mittwoch nicht ganz sicher.

Beim morgendlichen PC-Sitting verschlechterte sich das Wetter zusehends. Konnte ich nach dem Frühstück noch fast bis zur Mecklenburgischen Schweiz blicken, sah ich eine Stunde später nicht mal mehr den 2 km entfernten Maxfelder Forst.

„Am Nachmittag solls regnen“ hörte ich die bekannte Stimme drängen. Na gut, dann wird eben „Vormittag“ gerannt. Ist auch angenehmer, da man noch was vom Tag hat.

Schnell wurde noch eine alte 35-er Runde modifiziert und auf die Zwiebel geladen. Dann konnte es auch schon losgehen mit dem geplanten 40-km-Laufvergnügen. Dreißig Minuten vergehen dann doch noch, bis nach dem „Go“ der endgültige Start erfolgt. Dafür hat man dann aber alles mit, ist komplett verkabelt und hat auch den Reiseproviant auf dem Rücken.

Besonderheit heute: die neuen Stulpen, die besonders intensiv komprimieren und Ermüdungserscheinungen mildern sollen. Vielleicht auch was für den Abend vorm Fernseher.

Nach dem ersten Kilometer, der stürmische Wind war sofort eingeschaltet, begann auch schon der leichte Nieselregen. Ich hatte natürlich vorgesorgt und die Regenjacke an, das wasserabweisende Basecap auf dem Rübchen … Mehr hatte ich nicht als notwendig erachtet.

Land unter auf den Wiesem um Gülzow

Schnell war der erste leichte Anstieg nach Gülzow genommen und nun war Rückenwind angesagt, endlich. Der erste Schluck aus meiner Rückenblase schmeckte ober lecker. Lauwarmer Früchtetee, die neue Geheimwaffe in der Stavenhagener Laufszene. 😉 Mir wurde auch gleich warm, mehr aber von der ausbleibenden Kühlung. Mein weiterer Weg führte mich über Kölpin direkt zum Trail. Unter normalen Umständen läuft man nach Maxfelde einen gepflegten Waldweg, nicht so nach dem Tauwetter der letzten Tage und dem Verkaufserfolg der Traktorverzocker rund um meinen Heimatort.

Der Weg war nicht wieder zu erkennen. Unglaublich, wie man einen Weg bis zum Rande des Unterholzes so verwüsten kann. Zwei der Übeltäter standen dann auch gleich am geschlossenen Bahnübergang, den der laufend Ausflügelnde gern übers Gleisbett umgeht.

Unglaublich

Nach 500 Metern sah ich bereits aus, wie ein Grutenpuster. Einzig ein Wanderschritt hätte halbwegs für saubere Lauflinge gesorgt. Unter diesen Umständen wären die Goretex-Salomon sicher die bessere Wahl gewesen. Nun war es eh zu spät und … die 3 Kilometer bis zum nächsten ScheißWeg würde ich schon aushalten. Irgendwann verließ ich den Hauptweg, aber es wurde noch schlimmer. Wegfüllende kleine Seen schmückten den Wald.

Irgendwie fand ich einen Pfad, der weniger Schlamm enthielt, auch wenn „GARMIN“ia mit „Kursabweichung“ nervte. Weiber.

Der folgende Kieselweg glänzte durch überfrorene Stellen, dafür wars relativ wasserfrei. Na jut. Meine rückwärtige Körperpartie war eh fertig und der Rest nun komplett durchnässt, denn trotz schützendem Blätterdach konnte nicht jeder Tropfen von mir ferngehalten werden. Nach 12,5 Kilometern, ich war bereits über eine Stunde auf den Beinen, folgte endlich mal ein befestigtes Stück Weg. Den Radweg „Hamburg-Rügen“, dem ich Richtung Hamburg folgte, nahm ich erfreut unter die Füße. Kein Schlamm, kein Wasser, kein Eis. Das Läuferparadies war gefunden. Ich hatte aber auch lange gebraucht. Die vergangenen 6 Kilometer hatten an den Kräften gezehrt. Trailrunning ist halt fordernd. Man will es nur nicht wahr haben.

Ende des befestigten Weges

Ein unbekanntes Teilstück des „Kummerower-See-Marathon“ sollte mich von Leuschentin nach Kummerow bringen. Anfangs asphaltiert, folgte das Unvermeidliche auf dem Fuße … Trailrunning, die zweite Etappe. Hier hatte ich zumindest die Möglichkeit, neben dem „Weg“ auf der überschwemmten Wiese zu laufen. Meine anfänglich gute pace war nun im Keller. Mit der 5:37 min/km  konnte ich allerdings in Anbetracht der Lage ganz zufrieden sein.

Der Regen war die einzig Konstante während meines Ausfluges und hielt tapfer durch. Ich natürlich auch, obwohl ich nach dem „Aufstieg“ zum bekannten Radweg, schon ganz gut geschafft war. Die Halbzeit nahte, als ich nach 19 Kilometern keinen Radfahrer traf. Der stürmische Wind, den ich hier glücklicherweise wieder im Rücken hatte, vertrieben den letzten Enthusiasten. Ich zog meinen Plan konsequet durch, es wurde jedoch immer mehr zur Pflicht. Der Spaß war mir irgendwie abhanden gekommen.

ein erster Anfang war gemacht

Aussicht null, Regen, kalter Wind bei 4°C und noch einen Halbmarathon zu rennen, da brauchts schon neuer Mentaltricks, die ich aber noch nicht kannte. Zum Glück war ich am weitesten von Haus und Hof weg, sodass ich da nun durch musste.

Das erste RedBull verschwand in meinem Körper, doch das energetische Problem war nicht mein Hauptsächliches. Irgendwann, nach scheinbar endlosem Laufen auf menschenleeren Straßen und durch Sommersdorf erreichte ich den tiefsten Streckenpunkt. Die Halbzeit war überschritten und … Gegenwind.

Ich musste erst mal ne Runde speedwandern, um damit fertig zu werden. Es war einfach nicht mein Tag. Ich trabte wieder an und folgte dem Anstieg nach Grammentin. Zu gern hätte ich mich in ein warmes Auto gesetzt. Stattdessen wrang ich regelmäßig das Wasser aus den Handschuhen. Dies war aber auch das einzige Kleidungsstück, das ich vom Wasser befreien konnte. Der Rest war durch. Wenn nicht von außen, dann vom Schweiß.

Mein Puls stieg ganz ordentlich für die 5:45-er pace, mit der ich mich durch die Landschaft schleppte. Ich musste tunneln und es half. Wie ein in die Jahre gekommenes Uhrwerk strebte ich dem 30. Kilometer entgegen, der die Erlösung sein sollte … hatte bisher immer geholfen. Man war das ein Brett, dass ich mir da aufgeholzt hatte … Fortsetzung folgt morgen.