… meine neue Erfahrung … langer Lauf Teil 2

Ich begab mich an den „Aufstieg“ nach Grammentin. Eigentlich nichts wirklich Schlimmes, wenn man die Woche zuvor wirkliche Rampen hochgelaufen war. Völlig durchnässt und den Wind im Gesicht, die Motivation auf dem Nullpunkt war das dann schon ein ganz anderer Schnack.

Schneelauf in Rathen am 09.02.2012

Also hieß es Kopf runter, meine Methode einfach nur zu laufen, und den Körper in Bewegung halten. Die Erfahrung lehrt, irgendwann kommst Du zurück, nur der Zeitpunkt ist nicht definiert. Man muss einfach laufen … es klappt … irgendwann. Der Wind war eigentlich das Schlimmste. Ich kühlte zusehends aus und hatte kein Rezept dagegen. Der Körper schaffte es einfach nicht, den Verlust der Körperwärme durch die kalten, nassen Laufsachen zu kompensieren.

Ich lief. Eine kurze Trinkpause gabs noch, als ich die zweite Dose lehrte. Flügel bekam ich dadurch auch nicht, hatte jedoch ein bisschen Abwechslung in den „Gipfelsturm“ gebracht. Irgendwann, endlose Kilometer später, es waren genau 4, erreichte ich Grammentin. Für eine viel zu kurze Weile durfte ich Seitenwind spüren, und erst als ich in die Dorfstraße einbog, hatte ich meinen Freund wieder im Gesicht. Ich fluchte wie ein Rohrspatz … aber es half. Das Streckenprofil war nun eben, auch ein Trost.

Wo waren eigentlich die Anstiege?

Der Asphalt endete im Schlammpfad Nr. 3. Dieser setzte allen Vorherigen die Krone auf. Unglaublich, was hier los war. Ich kroch förmlich durch das seitliche Gesträuch, denn ein Durchlaufen war ohne vollständige Flutung der „XWings“ unmöglich. Mein Tempo für diesen Kilometer war dabei mit 7:15 min/km noch recht hoch. Der 30. Tageskilometer stand unmittelbar bevor und wurde auf festem Untergrund erreicht. Ich lief nun auf direktem Wege nach Wüstgrabow. Die Entfernungen wurden wieder fassbar und es war klar. Ich musste die 40 Kilometer nicht komplett laufen, um nach Hause zu kommen. Auch die gern genommene Extraschleife würde heute nicht stattfinden, mit Sicherheit.

Der kleine Ort am Ende der Stichstraße wurde erreicht und es hörte, nach gut 3 Stunden, endlich auf zu regnen. Welche Wohltat. Der Wind wurde ausgeblendet und ich fand, wie erhofft, fast zu meinem alten Tempo zurück. Zumindest die 5:30 min/km wurden desöfteren erreicht. Auch die Schrittfrequenz wurde wieder höher, immer ein gutes Zeichen, dass noch nicht alles verloren ist.

Schnee ist definitiv besser als Regen und Schlamm. (Rathen 02/2012)

Hatte ich vor einer guten Woche mit Eis und Schnee zu „kämpfen“, als solche Auseinandersetzung aber überhaupt nicht empfunden, gings in dieser Woche mal wieder richtig an die Substanz. Nicht das muskuläre Thema war es, ich glaube meine kleine Schaltzentrale spielte mal wieder nicht richtig mit. Es gibt also noch eine ganze Menge zu tun, auf dem weiten Weg zum gestandenen Ultraläufer.

Als ich den Stadtrand passierte, sollte es eine ungebetene Unterbrechung geben, denn einer der wenigen Züge besuchte unsere kleine Stadt. Rechtzeitig öffnete sich der rot-weiße Balken und ich durfte weiterlaufen. Keine 2,5 Kilometer trennten mich von der heißen Badewanne. Nun, in Anbetracht des nahen Zieles, lief es wieder ganz ordentlich. Es wurde aber auch wirklich Zeit, aus den kalten, nassen Sachen zu kommen.

Schwachstellen erkennbar

Nach 3:36 Stunden waren die 39 Kilometer Geschichte. Die Pace von 5:33 min/km sieht gut aus. So kann ein Durchschnittswert nichts sagen. Herzilein hatte mit der Thermoregulation ganz ordentlich zu tun und pulste mit 79% HFmax. Für einen langsamen Dauerlauf doch recht außergewöhnlich. Die 260 positiven Höhenmeter passen ganz gut ins monatliche Gesamtbild.

Nach einer Nacht drüber schlafen sieht die Welt schon wieder ganz sonnig aus. Der regenerative 15-er am Nachmittag wirds richten.