22. Citylauf Dresden advanced

Am Ivenacker See

Montag nach dem Citylauf in Dresden sollte die Verdauung des temporeichen Sonntags vorangetrieben werden. Viel zu spät startet ich mit meiner „Petzl“ auf die unklare Runde, die mich aber dann doch, nach kleinen Schwenks durch die Stovenkoppel, an den Ivenacker See führte. Die Nacht war bereits hereingebrochen, als ich die Restspannung aus dem Kopfschmuck holte. Mit Eintritt in den Wald war klar, es würde ein sehr dunkles Kapitel in meiner Laufgeschichte sein … Sichtweite … Null. Hinzu kam, dass 19 Kilometer nach Dresden, ich hatte bereits am Sonntag aber ein kurzes Auslaufen eingeschoben, die Kräfte verbraucht und ich meinen IchkommschonirgendwieanSchritt eingenommen hatte.

Alles begann mit der entspannten Anfahrt zum Lauf an der Elbe am Freitagabend. Wieder wurde in die bekannte Pension gereist und eine ausgiebige Mütze voll Schlaf genommen. Dem folgte der vorfrühstücklige Auflockerungslauf, den ich mit der Rennschnecke am Elbufer absolvierte. Zu interessant war das Fortschreiten der Bauarbeiten an der Waldschlösschenbrücke, was dringend geprüft werden musste. Leider war ein offizielles Passieren noch nicht möglich, sodass wir eine kleine, entspannte Runde bis zum nächsten Fähranleger drehten.

Waldschlösschenbrücke am Morgen

Am nächsten Morgen gings dann nach ausgiebigem Frühstück und überstürztem Sachen packen, zum Rathaus. Unsere Bauchbinden hatten wir bereits am Vortag in der „Centrum-Galerie“ empfangen, sodass wir dem Vorstarttreiben entspannt folgen konnten. Nach mehrfachem „Warmlaufen“ stand die Uhr dann auf Mittag und ich an der Startlinie meines 4. Citylaufes in der Elbmetropole. Nach „defekter“ Uhr beim 2. Start und abgeschalteter Uhr im letzten Jahr sollte ja nun mal alles passen. Unglaublich. Der Startschuss fiel, die Uhr lief, der MP3-Player dröhnte den passenden Sound und auch die anderen Sensoren arbeiteten tadellos. Ich fand recht gut ins Tempo, wenngleich die fehlende Startmatte etwas ungewohnt ist. Somit aber ist der Überholte dann auch nach Dir in der Ergebnisliste … hat auch was, wenn man nicht ewig weit hinten steht. Ich hatte nach geschätzten 10 s den Startbogen passiert und versuchte die Körpersignale mit dem trainierten Tempo in Einklang zu bringen.

Bereits die 2. Runde (km 1 war erreicht, da ich wieder alle 500-m-Werte sammelte) ging in der geplanten Zeit zu Ende. Es lief, lediglich das Startgetränk hatte ich vergessen und dies spürte ich bereits nach eineinhalb Kilometern. Die angenehmen Temperaturen verursachten die unangenehme Sucht nach Trinken … Unbekannt den ganzen Winter über, zumindest zu diesem frühen Zeitpunkt des Wettkampfes.

Bereits nach 14 Minuten passierte ich das erste Mal den Zielbereich und konnte meine Pace mit der offiziellen Zeit vergleichen. Ich hatte, wie so oft, den „Virtuellen Partner“ programmiert und somit keine Gesamtzeit. Alles lief bestens, der erste Verpflegungsstand wurde, auch wie so oft, erst mal beräumt (sorry 😉 ) und 3 Becher landeten auf dem Kopf.

Meine treue Bodencrew traf ich am verabredeten Streckenpunkt … leider gabs die Getränke erst eine Runde später, wie auch verabredet. Was solls. Ich war ja nicht zum Trinken hier, so musste es so gehen und es ging auch. Man trinkt ja eh zu viel … Am Eisstadion, Streckenkilometer 6 war erreicht, gabs dann die ersehnte Erfrischung. 3 auf Köpfchen, 2 ins Kröpfchen sollte mein Ritual für diese Fixpunkte des Laufes werden. Erwischte ich ein paar Becher zu wenig, wurde das Kröpfchen vernachlässigt. Ich war immer noch im Plan und spulte meine Kilometer wie ein Uhrwerk ab. Die fehlende Tempohärte würde sicher irgendwann bemerkt, zu diesem frühen Zeitpunkt aber lief es wie am Schnürchen.

Kilometer 9,5

Nach knapp 9 Kilometern gabs erst mal was zu naschen, der Hasenberg war das 2. Mal passiert und die Rennschnecke knipste, wie eine Wilde. Die erste Flasche wechselte ihren Besitzer und ich genoss das luxuriöse trinken jenseits von Bechern. Schnabeltasse haben wir ja bereits in jungen Jahren gemocht, daher vielleicht die Vorliebe für alles Kanalisierende.

Der 10. Kilometer wurde wieder in der vorgegebenen Zeit gelaufen. In der Auswertung sah ich, dass ich in 43:05 min durchlief. Alles fühlte sich noch gut an, als ich die (spätere) 4. Frau ins „Visier“ nahm. Ich lief ein einsames Rennen. Ich konnte keine Gruppe finden, der ich mich anschließen konnte und die mir ein wenig Tempoarbeit abnahm. So musste ich mein Glück selbst in die Hand nehmen und konnte meine Aufgabe, Lücke zum Vorläufer schließen, bereits am „Zielbogen“ des Dresdenmarathons (Maritim-Hotel) als erledigt betrachten.

Nun wurde es schwerer, denn die nächsten Läufer waren etwas weiter entfernt. Ich hatte gut zu tun, hielt meine Geschwindigkeit recht konstant und merkte erst beim „3. Hasenberg“, dass mir die Kräfte langsam schwanden. Ich musste beißen und tat dies auch. Die Geschwindigkeit stabilisierte sich, wenn ich auch nicht mehr in 4:20-er Pace unterwegs war.

Kilometer 15,5

Die nächste Aufmunterung folgte an der zweiten persönlichen Getränkestelle. Wieder gab es eine Kanalisierte und der 16. Kilometer wurde trinkend erreicht. Ich war bereits sichtlich gezeichnet vom flotten Tempo und dieses forderte nun ihren Tribut. Es wurde jetzt wirklich schwer, mein virtueller Partner zeigte mir allerdings immer noch einen „komfortablen“ Vorsprung. Nun ging es also doch wieder los, dieses frustrierende Gerechne. Ich konnte den Gedanken relativ schnell verdrängen und mich statt dessen auf das konzentrieren, was ich konnte, nämlich konstant laufen.

Der Läufer in meinem Windschatten“ trug auch nicht wirklich zum Renngeschehen bei und auch meine Aufforderung, mal zu übernehmen, wurde nicht wirklich verstanden. Stattdessen ließ er mich am Landtag „stehen“. Hmmm. Ich hatte immer noch ein gutes Polster und sollte die Zeit des Vorjahres noch hinbekommen. Es wurde wieder ein wenig geknautscht und zum vierten Mal der Hasenberg genommen. Meine Paradedisziplin, das Berghochrennen, brachte mich wieder „zurück“. Nun war nicht mal mehr ein Kilometer zu laufen.

Zieleinlauf nach 21,27 Kilometern

Am Pirnaischen Platz setzte ich zur letzten Endbeschleunigung an und war mehr als erstaunt, ich hatte meine Zwiebel immer noch nicht auf Anzeige der Gesamtzeit geschalten, als ich auf der Rennuhr  eine 33 vor den Sekunden sah. Auch „Virtuelle Partner“ können schwächeln (Mehr-km). Schade, so mein Gedanke. Dennoch war ichs zufrieden doch recht lange an meiner geplanten Pace festgehalten zu haben. Die noch fehlenden Tempokilometer werd ich bis zum nächsten Halben locker drin haben. Ufff.

 So einsam, wie das Rennen, erfolgte dann auch der Zieleinlauf. Dafür gabs Applaus nur für mich … auch was Tolles. Ein schöner Lauf nahm nach 1:33:51 Stunden sein verdientes Ende und ich war es dann auch. Recht schnell jedoch hatte ich mich wieder erholt und meine liebe Begleitung hatte ihren Fotopoint verlassen, um zu umarmen. So muss ein Zieleinlauf sein. Dafür lohnt sich das gerenne doch wohl.

Nach dem Lauf ist vor dem Lauf und so geht der Blick bereits wieder nach vor, eher nach oben, denn der nächste Wettkampf ist in meiner alten Heimat. Kyffhäuser-Berglauf heißt das Zauberwort, Die ideale Vorbereitung für den Rennsteig, dem zuvor noch der Elbdeich in Tangermünde und die Oberelbe (von Königsstein nach Dresden) folgen. Bis dahin heißt es tapfer zu trainieren und dabei den Spaß nicht zu verlieren.

Sonnenuntergang am Ivenacker See

Am gestrigen Abend hatte ich dann nach 11 Kilometern meinen Lauffrieden wiedergefunden und lief weiter durch die dunkle Nacht. Erst am Waldstadion konnte ich wieder die Hand vor Augen sehen. Die verbleibenden 3 Kilometer joggte ich locker und entspannt nach Hause. Die fernsehtechnische Abendunterhaltung hatte bereits begonnen, als ich nach meinem 15-er zufrieden in die Badewanne rutschte. Schmerzfrei entstieg ich der Plastikform … die neue Laufwoche hatte begonnen.