Laufausflüge in der „Schweiz“

Gute Aussichten, nur nicht zum Laufen

Die Zeit ist gekommen, dem Training des Frühjahrs die formbildende Komponente hinzuzufügen. Huch … ist mir so rausgerutscht.

Nachdem es nun etwas länger, was die Distanzen betrifft, auf die Laufstrecken der Mecklenburgischen Schweiz geht muss auch ein wenig am Tempo gearbeitet werden. Der Trainingsplan wird nun seinem Namen gerecht und es geht zur Sache. Gestern nun die erste Einheit, die neben der geplanten Distanz in der Ebene auch die ungeplante in der Höhe bekommen sollte. Ich wählte meine Hügelkette direkt vor der Haustür und wollte zum Mittag wieder zu Hause sein.

Am Rande der "Schweiz"

Die Vorbereitung war schnell erledigt, denn das Repertoire an Laufstrecken ist schier unüberschaubar. Die Kunst besteht darin, die Passende für die Modifikation zu finden. Gesagt, getan. Nach 10 Minuten war alles auf der Zwiebel. Und ich mehr oder minder pünktlich, was aber bei der begrenzten Teilnehmerzahl des Laufes eh Wurscht war, am Start in Pisede.

Ich fand perfekt ins Tempo, lief, wie ein Uhrwerk und infolge der Laufpause am Freitag super erholt. Die kleinen Anstiege, die meine Runde enthielt, wurden in befriedigender Manier absolviert. Auch der Hardtberg mit seiner kurzen, aber knackigen Steigung wurde erstmal laufend, noch dazu in 6:15-er Pace, hochgestiefelt. Ehe ich richtig ermüden konnte, war der Laufeinsatz auch schon wieder beendet. Nach 2:01 Std. waren die 23,5 km in den Beinen, was einer pace von 5:10 min/km entsprach. Die 300 absolvierten positiven Höhenmeter waren in der Muskulatur gespeichert und somit die Generalprobe für den Sonntagslauf erfolgreich abgeschlossen.

Meine Messwerte vom Samstag waren der Anstrengung entsprechend, doch der Gewöhnungseffekt sollte besonders die Herzfrequenz senken.

Der Sonntag begann viel zu spät … doch das Wetter hatte auch keine Lust und so war Bodennebel bis auf den selbigen der Hauptverhinderungsgrund für den um acht geplanten Start. Im Halbstundentakt wurde das Wetter intensiver begutachtet und nachdem mich schon ernsthafte Zweifel überkamen, ob es am Morgen überhaupt noch auf die Piste geht, hob sich der Schleier. Schnell waren die notwendigen Utensilien, da griffbereit, geschnappt und ab gings an den Startort des Vortages.

Die Uhr zeigte 9:39 Uhr als ich in kurzer Tight, ärmellosem Laufshirt bei nur 4 °C in Richtung Remplin startete. Wären die Ärmlinge nicht gewesen, hätte man frieren können. So brauchte ich auch an die 2 Kilometer, um auf Temperaturen zu kommen und mich dem Gegenwind anzupassen. Ich hoffte ja auf die Sonne und fand mich so ganz passend gekleidet. Die Messwerte gaben mir Recht. Solange ich in Bewegung blieb, was ich ja auch die verbleibende Zeit vorhatte, sollte es passen.

Panstorfer Forst

Schnell war der erste Hügel genommen und Alt-Panstorf Siedlung erreicht. Es wurde erstmalig der funktionierende Laktatabbau nach Anstieg geübt. Den nächsten Hügel zum Panstorfer Forst, Alt Panstorf mit seiner idyllischen, wenn auch verfallenen Kapelle wurde passiert, lief ich in geübter Technik. Die Erholungsphase war trotzdem willkommen, die mich auf bisher unbekannten Wegen zum nächsten Anstieg bringen sollte. Diesen hatte ich in unangenehmer Erinnerung, was seine Steilheit und Länge anbetraf. Aus diesem Grund wurde er Bestandteil der heutigen Runde.

Doch diese Erinnerungen lagen scheinbar zu lange zurück und ich hatte seitdem ein wenig trainiert. So lief ich die 2 Kilometer zum Forsthaus in lockerem Schritt hinauf. Die magische Zahl von 6 min/km sah ich heute, hier nicht. An Försters Wohnsitz angekommen … ich belief nun „Neuland“.

Panstorfer und Niendorfer Forst von Glasow

Es ging in einer weiten Schleife über Glasow und Pampow nach Niendorf, wo ich neben der Bundesstraße eine schöne Rampe nach Neu Panstorf rennen durfte. Auf dem Weg dorthin hielten mich diverse Hügel am arbeiten, hier machte es die Summe der kleinen Erhebungen. Meine Beinmuskulatur hatte sich jedoch ganz gut mit der Situation arrangiert. Auch die hin und wieder anzutreffenden Sandpisten konnten mich nicht mehr verblüffen. Meine Pace lag um die 5:15 min/km. Eigentlich viel zu schnell, doch HFMax passte und es galt zu prüfen, wie lange die anderen „Beteiligten“ durchhielten.

Der 18. Kilometer wurde exakt am Radweg erreicht, der die folgenden 2 Kilometer mein Begleiter sein sollte. Endlich blies der Wind mal von hinten und sogar das Bemühen der Sonne war spürbar, die Hochnebeldecke zu durchbrechen. 50 Höhenmeter hatte ich absolviert, als ich das nächste Mal einen Richtungswechsel nach Hohen Mistorf, dem Dorf am Rande der Mecklenburgischen Schweiz, vollzog.

Kopf runter und durch

Ich konnte nun auch immer öfter meinen Schatten sehen. Doch der ersehnte Sonnenschein war das noch nicht. Meine Halbzeit war bereits überschritten, es ging nach Hause, so zu sagen. Ich befand mich nun wieder auf meiner samstägigen Strecke und in Ermangelung von Überraschungen kam ein wenig Monotonie auf. Meine Kilometerzeiten sanken auch ins fast unerträgliche, als endlich der ersehnte Berg in Schlagdistanz kam. Kilometer 27 war gespeichert und es galt herauszufinden, ob die Ermüdung nur eine mentale war.

Die Motivation war wirklich groß, den Hardtberg (+100 hm) laufend zu „bezwingen“.   Die Pace des Vortages würde ich sicher nicht erreichen, denn 12 Kilometer und 400 hm mehr waren bereits auf der Habenseite. Doch ich konnte es noch und lief in erstaunlichem 6:30-er Tempo auf seinen Gipfel. Auch der sich anschließende Trail durchs Unterholz wurde sturzfrei überstanden. Das Laktat sprühte förmlich aus dem Gesicht, als ich Hagensruhm erreichte. Hier wurde der letzte nennenswerte Anstieg, die Waldautobahn, hinaufgeknirscht. Puhhh. Kilometer 32 wurde gespeichert, als es endlich mal wieder ein längeres Stück abwärts ging. Mittlerweile war ich doch ein wenig angeschlagen, konnte aber  meine 5:15-er Laufgeschwindigkeit in der Ebene wiederfinden. Von der Wildschweinrennstrecke, die mich einen knappen km zur L20 durchs Laub führte einmal abgesehen, lief ich die verbleibenden 7 Kilometer auf recht gepflegten Waldwegen. Das Terrain, ich hatte mittlerweile das namenlose Waldstück zwischen Malchiner Holz und Neukalener Stadtwald erreicht, war bekannt und somit die verbleibenden Laufdimensionen fassbar. Mit „letzter Kraft“ gings nach Gülitz hinauf um dann die Steilabfahrt zum Startpunkt zu nehmen.

Die Sonne hatte sich nun durchgesetzt

Nach 3:38 Stunden waren 41 Kilometer gelaufen. Recht flott und doch ganz ordentlich, was die Messwerte betraf. Hochgerechnet heißt dies: Marathon in 3:45 Std. mit 75% HFmax … (+560 hm) Das ist mir schon ein wenig gruselig zumute. Das Trainingsziel wurde in jedem Fall erreicht und die 125 Wochenkilometer rechtfertigen den morgigen Ruhetag in jedem Fall. In der kommenden Woche wird ja auch weniger gelaufen … 2 km … 😉 . Ist doch was. Mir sind die Umfänge ja immer zu gering. Betrachtet man den Weg bis zum Halbjahreshöhepunkt in Fröttstedt am 07.07. ist ein guter Anfang gemacht.