Berglauf in der Hügelkette

In den ungeraden Wochen wird der lange Lauf am Samstag durchgezogen.  Diese hatten wir in dieser Woche und infolge des Freitagslaufes, meinem regenerativem Trailrunning mit Brückenzerstörung, und ich versuche, meine 24 h Regeneration nahezu einzuhalten, war der Start am Nachmittag geplant.

Aprilwetter schon im März

Der Start war fest geplant. Die lange Runde braucht ihre Zeit und um ohne „Teelicht“ auszukommen, war der Start auf 15 Uhr angesetzt. Kurz zuvor regnete, schneite und graupelte noch einmal alles aus den Wolken, was das Zeug hielt. Pünktlich zum Start setze der Sonnenschein ein, lediglich dieser stürmische, kalte NW-Wind ebbte nicht ab.

Na geht doch

Der fand fast pünktlich am bekannten Ort nahe der Piseder-„Eierbude“ (Piseder Marken Ei GmbH, heißts richtig) statt. Schnell waren die ersten, hölzernen Kilometer absolviert, ich hatte mich mit diesem sch… önen Sturm irgendwie arrangiert und lief irgendwann dann auch mein Tempo. Hinter Remplin der erste Anstieg, den ich ja mittlerweile „einbruchsfrei“ rauf rennen kann. Zumindest am Anfang meiner hügeligen Läufe klappt das ganz ordentlich.

Heute mal fast in Startnummerngröße

Mein Roadbook enthielt heute mal eine kleine Höhengrafik. Fünf  nennenswerte Erhöhungen waren zu laufen und da ich kein Freund von ungeplanten Überraschungen bin, wurde alles mitgeschleppt. Trotzdem ich selten draufgucke, beruhigt es … irgendwie?!

Alt Panstorf war erreicht und es ging erst mal wieder bergab, um den nächsten Anstieg zu erlaufen. Der Wind drehte sich um mich herum, je nach Bebauungs- und Waldlage in meinen unmittelbaren Umgebung. Erst als ich das erste Mal im Niendorfer Forst verschwand, war diese Art von „Belastung“ zu Ende. Nun endlich gab es echte Anstiege. Anfangs moderat, musste wenige Minuten später erstmals speedgewandert werden. Ich war noch nicht „angekommen“, am Berg.

Heute noch nicht! einmal rechts bitte

Das besondere Highlight jedoch verschmähte ich und bog vor diesem kurzen, aber hammermäßigen Aufwärtspfad nach rechts ab. Irgendwann werd ich da mit Sicherheit mal hochrennen. Nicht allerdings, wenn noch 36 Kilometer auf der SOLL-Seite standen. (Immer dieses Berechnende … das ist nicht gut) Somit wurde weiter gepflegt bergan gelaufen.

Schnell war der erste „Gipfel“ geschafft und es ging wieder hinunter auf die Wendischhagener Chaussee. Ich hatte hier wieder die Gelegenheit, mein 5:20-er Tempo aufzunehmen, was auf den Trails im Wald nicht wirklich gelingt. Dort spielen andere Kriterien eine Rolle, das Trainingsziel ist dort ein Anderes.

Der nächste Rechtsschwenk war mein Weg, der mich auf den folgenden zwei Kilometern zum Forsthaus Panstorf hinauf führte. Ganz so schnell, wie die ersten Male gings heute nicht. Aber eine schnelle 6-er Zeit wurde es alle Male. Bei der „Försterliesel“ war bereits der 16. Kilometer absolviert. Es ging immer noch ganz gut, wenn ich auch die Trainingswoche in den Beinen spürte. Der Laktatabbau klappte ganz gut, bis es dann im Gegenwind, der Wald war verlassen hinauf zum Niendorfer Forsthaus ging. Der Weg mit wechselndem Untergrund hätte besser sein können. Doch ists nicht genau das, was ich hier suchte? Sand, Kiesel und ausgefahrene Fahrspuren verlangten schon meine ganze Aufmerksamkeit. Mit einer 5:30-er pace war ich ganz zufrieden. Mit der Windsituation nicht, denn es stürmte und mein Buff-Tuch lag trocken und unbenutzt zu Hause. Selbst das Basecap musste windschnittig umplatziert werden.

Der Waldrand endete und mein Weg sollte einer asphaltierten Zufahrtsstraße folgen. Ich hingegen wählte den erahnten Forstweg in Richtung Neu Panstorf. Auf den folgenden 2 Kilometern stellte ich mir immer wieder die Frage, ob die asphaltierte Variante des Laufweges nicht die Bessere gewesen wären. Schön durchgegrubbert und von den dicken Waldtieren zerwühlt, war der Weg ja. Irgendwann endete er im Nichts und mein erhoffter Weiterweg war noch nicht erreicht. Somit war Feldrunning angesagt. Die Traktorspuren, den ich nun folgte, zeugten von neuen Reifen. Meine grobe Stolle, ich hatte die Speedcross 3 CS am mein Ende geklemmt, vermochte diesem Profil nichts entgegenzusetzen.

Der weitere Weg gestattete erst mal ein wenig Erholung, die Halbmarathondistanz mit 1:55 Std. sicher ein Indiz für die bereits absolvierten 380 Höhenmeter und meines Formaufbaus, der nach der Ermüdung einsetzen wird.

In Hohen Mistorf wurde der 25. Kilometer erreicht, ein Halbmarathon noch und der Lauftag war schon wieder vorbei. Es war nun an der Zeit, das zweite GEL zu naschen und mich auf den Aufstieg zum Hardtberg vorzubereiten, mental gesehen. Auf dem Höhenweg nach Ponstorf gabs vorerst die letzte Windattacke aus der unangenehmen Richtung. Die Böen waren teilweise wirklich sehr heftig. Ich musste da durch und lief auch tapfer mein Tempo.

Endlich, Kilometer 28 war erreicht, konnte ich mich im Wald verstecken. Anfangs etwas schleppend, erreichte ich den finalen Anstieg und … ich fing an zu speedwandern … was war los? Schwäche machte sich breit und bedurfte einer Ansage. Ich hatte bereits vor der Rampe das Basecap ins Gesicht gezogen, um mich lediglich auf die Trittfrequent, als aufs „Sightseeing“ zu konzentrieren. Ein kurzer Blick nach oben ließ mich weiterlaufen. Wegen 10 Metern Schwäche war die Serie des Hinaufrennens durchbrochen. Ich war sauer auf mich selbst. Am Gipfel angekommen, es war immer noch ein 7-min-Tempo, wurde kurzerhand die Entscheidung gefällt, den Anstieg noch mal zu üben. Die nächste Gelegenheit wurde zum Unterholz-Abwärts-Running genutzt, um einen erneuten „Aufstieg“ zu nehmen. Dieses Mal, die km-Zeit war adäquat, wurde durchgelaufen und das seelische Gleichgewicht wieder hergestellt.

Mittlerweile trübte sich das Wetter etwas ein, es begann sogar ein wenig zu hageln. Ich jedoch befand mich immer noch im beblätterten Teil meiner Laufstrecke. Es ließ sich also ertragen.

Schon wieder wurde ein GEL verdrückt, die SQUEZZY Verpackungen sind ja ein wenig inhaltsärmer, bevor das unbekannte Stück Laufstrecke beginnen sollte. Bereits in der Vorbereitung des heutigen Laufes fehlte mit ein Stück Verbindungsweg. Trailrunning bei km 34 war vorprogrammiert. Das schafft Abwechslung, macht den Kopf frei … ich war gespannt. Zuvor galt es noch die vorletzte, so meine Annahme, Rampe hinaufzulaufen. Mit ner 6:15-er pace gings nicht mehr ganz so flott. Dafür aber konstant.

Am Schwarzen See (bei Franzensberg)

Der „Schwarze See“ wurde natürlich auf einen ausgebauten Waldweg erreicht. Zuvor jedoch war ich auf herrlichem Trail an seinem Zufluss, einem kleinen Waldbächlein, unterwegs. Es gab tatsächlich keinen erkennbaren Weg. Wunderschön war es trotzdem. Auch mein Energydrink fand sein Ziel in meinem Magen, bevor ich die L21 passierte. Nun war erst mal ein wenig Erholung und Muskulaturschonung angesagt. Es folgte der Weg hinunter zur letzten langen Rampe, die mich 1,5 Kilometer zu Friedich-Franz Höhe bringen sollte. Auch hier gings eher verhalten zu. Geschätzte 650 Höhenmeter hatte ich in den Beinen und war mit meiner Trainingsleistung bis hierher ganz zufrieden.

Was mich jedoch nach meinem vermeintlich letzten anstrengenden Aufstieg erwartete, hatte ich so nicht auf dem Zettel. Im steten Auf und Ab, und das von der heftigen Sorte, knautschte ich mich nach Gülitz hinauf. Dabei wurde auch noch mein Ehrgeiz angestachelt (Wer macht das immer?), die Marathondistanz unter 4 Stunden zu passieren. Es wurde (scheinbar) eng und so gabs noch mal ein paar schnellere 5-min-Runden, bergan.

Das Ergebnis war jedoch das einzig Entscheidende und da passte. Kurz vorm finalen Abstieg wurde der Doppelte-Halbe, also der Ganze, in 3:57 Stunden gespeichert. Ein kleines Zwischenziel brauchts immer, ob das die Zeit sein muss, sei dahin gestellt. Heute war sie es und es beflügelte mich für die verbleibenden 4 Kilometer.

auf dem Weg nach Gülitz

Diese gestalteten sich auch noch einmal sehr überraschend. Folgte ich anfangs einem ausgewiesenen Weg für die besattelten Vierbeiner wars dann mehr oder weniger weglos. Was uns nicht schaffen kann, macht uns stark. Und so nahm ich’s, wie es kam. Nach 44 Kilometern war ich dann doch irgendwie froh, wieder befestigten Boden unter den Füßen zu haben. Ich schaute mal wieder auf die Gesamtzeit, die ich nun unterwegs, und schätzte meine Reiszeit auf 4:20 Stunden. Dies sollte sich nach 46,2 Kilometern dann auch bestätigen: 4:20:24 Stunden bei einem 76-er Pus nur nur 2400 kcal Energieverbrauch lassen noch Luft nach oben.

Leider keine Sonne - aber trocken (km 40)

Geschafft war ich dennoch und verblüfft zugleich, wieviele Hügel es hier gibt, die mir einen Gesamtbilanz von 700 Gekletterten erlaubten, als Runde gelaufen. Fünf Stunden nach meiner Abreise kehrte ich auf den heimischen Hof zurück. Die Reisetätigkeit verlang ihre Opfer. Ein wunderschöner Laufnachmittag ging zu Ende und auch mein getaptes, linkes Schienbeim, Opfer meines Brückensturzes, hatte sich redlich bemüht und durchgehalten.

Heute nur noch ein lockeres RECOM-Läufchen. Ich habe nach dieser Woche keinen Bedarf mehr an Hügeln. Hm, bedenklich? Mit meinen 1300 Wochen-hm liege ich gut im Plan,  hoffe ich.

Auch der Monat ist damit abgeschlossen und die Wettkampfzeit steht vor der Tür.