Großer Zschand – ein Laufwochenende im Elbsandstein (Teil 1)

2013-03-16 Elbi Malerweg DSC_2824

16.03.2013 70 km durch den Elbsandstein

Der erste etwas längere Geländelauf hatte das Trainings-Camp in den Bergen förmlich herauf beschworen. Herrschten vor einem Jahr noch winterliche Bedingungen mit Dauerfrost und verschneiten Wegen hatte in diesem Jahr bereits der Frühling im Elbtal Einzug gehalten.

Ich hatte mich für eine Pension nach des Großen Winterberges entschieden. Das Ziel des Laufwochenendes hieß: Höhenmeter sammeln und Downhill-Laufen trainieren. Da liegt es nahe, an der höchsten Erhebung der Sächsischen Schweiz zu campieren. Auch das Laufgebiet weist hervorragende Wurzel- und Geröllwege auf, um beim Bergtraining einen Schritt schneller voran zu kommen.

IMG_20140314_184445

Bad Schandau (Anreise am 14.03.2014)

Nach der problemlosen Anreise am Freitag und einer langen Nacht empfing mich der erste Lauftag mit Dauerregen. Der Wetterbericht hatte Besserung zur Mittagszeit vorher gesagt und so zögerte ich den Start noch ein wenig hinaus. Da ich mich im Niemandsland befand, wo man nach Aussage der Bäckersfrau von Schöna von Luft und Liebe lebe, war eine Autoreise ins 20 min entfernte Bad Schandau erste Tagesaufgabe.

Der Besuch des Geldautomaten wurde mit dem des Nationalparkzentrums kombiniert. Alles war neu gestaltet, nach dem verheerenden Hochwasser des letzten Sommers.

Die Rückreise dann wieder eine Sightseeingtour der besonderen Art. Ich nahm mir Zeit für die Felsen am Wegesrand. Eile hatte ich keine, denn bis 18:45 Uhr, der Sonnenuntergangszeit, sollte ich die geplanten 45 km mit 1500 Höhenmetern absolviert haben.

IMG_20140313_214220~2Die neue Ausrüstung galt es vorzubereiten. Das alles kostete Zeit, die ich aber zur Genüge hatte. Der Regen hatte sich verzogen, als ich gegen 10:40 endlich den Startknopf des Forerunners drücken konnte. Die Regenjacke im „Campingbeutel“ verstaut gings es kurz/kurz (mit Armlingen) bekleidet zur Elbe hinunter. Bereits nach 2 Kilometern waren die ersten 160 hm absolviert. Ich stand an der Fähre, die mich von der Hirschmühle hinüber nach Schmilka bringen sollte. Mit 2 Euro bist Du dann für das Hin- und Rückfahrt beim Fährmann gesetzt.

IMG_20140315_110041

Überfahrt von der Hirschmühle nach Schmika

Die Laufpause nicht wirklich eine lange und schon ging sie los, die wilde „Jagd“ zum höchsten Gipfel der sächsischen Schweiz. Die folgenden 2,5 Kilometer sollte ich gleich aufs Schlimmste erfahren, warum das Elbsandsteingebirge seinen Namen zu Recht trägt. Ich hatte mich von 125 auf 556 Höhenmeter hinauf zu arbeiten. Mehr speedwandernd als laufend erreichte ich schließlich gut aufgewärmt das Lokal auf dem Gipfel. Keine 7 Minuten später hatte ich meine erste Pause in der Lokalität beendet und für 1,91 € hatte eine Cola ihren Besitzer gewechselt.

Nun hieß es downhill bis der Arzt kommt. Und der kam lange nicht. Immer wieder musste die Stöcke zu Hilfe genommen werden, um auf dem teils gefährlich glattem Untergrund die Straßenlage beizubehalten. Das Laufgebiet nicht sooo bekannt. Der letzte Ausflug, mein BestofMalerweg mit Ulf lag bereits ein paar Monate zurück. Seit dem letzten „knall harten“ Einsatz wurde bereits ein ganzes Jahr verlaufen. Am 16. März 2013, als wir bei frostigen Temperaturen ganze 70 km lang, allerdings in entgegengesetzter Richtung, bei Schnee und Eis der Verlauf des Malerweges folgten.

Heute hingegen herrschte Frühling im Großen Zschand. Ich folgte wieder dem Malerweg, entgegen der Uhr aber nicht gegen diese. Obwohl schon mehrfach absolviert sind die Eindrücke völlig andere. Immer wieder gab es ein paar schauerliche Einlagen auf meinem Weg zum Kirnitzschtal hinunter.

Bevor dieses erreicht wurde, passierte ich das Zeughaus und kämpfte mich anschließend zum Großen Pohlshorn hinauf. Das anstrengendste Wegstück, der ganzen Tour. Wie schnell man sich jedoch von der Steigerei erholt, ist immer wieder verblüffend. Anfangs, zumindest. Meine pace eher eine gemäßigte. Der Puls sollte die 75% HFmax (im Durchschnitt) nicht überschreiten 😉 , so der Idealplan.

IMG_20140315_130104Unfallfrei kam ich nahe Saupsdorf im Kirnitzsdchtal an und folgte wenige hundert Meter dem Asphalt, um anschließend auf der rechskirnitzschigen 😉 Seite „hinab“ zu laufen. An der „Neumann Mühle“ wollte ich meinen nächsten Getränkestop einlegen. Das tat ich nach 15 Kilometer dann auch, allerdings nur aus meiner kleinen, wabbeligen Trinkflasche. Schade. Ich hätte gern eine Eierschecke mit ’ner Cola veredelt. Man kann nicht alles haben und so ging es nach Anziehen der warmen Regenjacke weiter auf der linken Seite der Kirnitzsch.

Es hatte sich schön eingenieselt mittlerweile. Immer wieder unterbrochen von Sonnenstrahlen, die den Weg durch den wolkenverhangenen Himmel schafften.

Ich war nun bereits in der hinteren sächsischen Schweiz unterwegs. Der „Weg der Maler“ wurden nun einfacher. Weniger wurzelig und steinig. Immer wieder galt es dennoch den inneren Schweinehund in die Hütte zurück zu schieben, der die Anstiege gehen wollte. Es gelang perfekt. 🙂

IMG_20140315_133009

Am Kuhstall

Schneller, als erwartet, war der „Neue Wildenstein“ mit dem Kuhstall erreicht und auch ein Fotograf erklärte sich bereit. Immer wichtig, so ein Erinnerungsknips. Wieder durfte ich meine Downhillfähigkeiten vervollkommnen und erneut ins Kirnitzschtal hinunter flitzen. Passanten am Wegesrand machten es einfach. Am „Lichtenhainer Wasserfall“ vorbei, wo ich neben einigen Ausflüglern dann auch die berühmte Bahn antraf, setzte sich mein Weg in Richtung Affensteinpromenade fort, dem letzten großen Anstieg des Tages. Dies war mir allerdings zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar. Sah der Plan ja die „Weiterreise“ bis nach Rathen vor.

Am „Beutenfall“ zweigte ich dann endlich vom Asphalt ab und es ging hinein in das Felsenparadies der Affensteine. Am Sandlochweg dann durch die „Wüste“ zur Affenwand hinüber, die dir dann das letzte bissl Energie aus den Beinen saugt. Knapp 100 Höhenmeter steigt man (fast) senkrecht zur Promenade auf.

IMG_20140315_141208

zur Affenwand

IMG_20140315_141418Obwohl der Drang nach Luft hier besonders ausgeprägt ist, verschließt er nicht die Augen vor dieser einmaligen Aussicht. Herrliche Weitblicke lassen aller Schmerz, die Oberschenkel setzten sich mittlerweile nicht mehr so schnell „zurück“, vergessen und ertragen.

Auf dem „Gipfel“ angekommen dann schließlich die ersehnte Ebene, die das Laktat entweichen lässt. Bis auf wenige, kleine Hüglein läuft man nun höhehaltend zu den Schrammsteinen hinüber. Nicht ohne den ein oder anderen, in jedem Fall bezaubernden Weit- oder Talblick zu erhaschen.

IMG_20140315_142229Ich erreichte das nächste Highlight passend mit zwei weiteren Ausflüglern, die sich förmlich um ein Foto von mir rissen. Noch dazu auf meinem Smartphone. Unfassbar 😉 Danke, ihr zwei netten Wandersleute!

Nach über 25 zurückgelegten Laufkilometern überkam mich der Gedanke, mal die bereits absolvierten Höhenmeter zu checken. Die Muskulatur tat schon schwerer, besonders bei den heftigeren Anstiegen und besonders der Wiederanlauf in der Ebene war mühsamer geworden. An der „Breiten Kluft“ dann war endlich die Gelegenheit, unfallfrei auf der Uhr herumzuschalten.

Bereits 1400 Höhenmeter hatten die ersten 28 km ins Protokoll geschrieben. Hui, das war dann doch heftiger, als ich geahnt hatte. Die geplante Runde nach Rathen brachten mit Sicherheit noch einmal 1000 Höhenmeter, was eindeutig zu viel für den ersten Trainingtag war. Also wurde kurzerhand, glücklicherweise konnte ich die Entfernungen und Höhen hier ganz gut abschätzen (im Gegensatz zum Großen Zchand), umgeplant und ich entschied mich, vom Schrammsteintor über den Elbleitenweg nach Schmilka zurück zu laufen.

IMG_20140315_154111

Ende gut, alles sonnig.

Natürlich gab es nach 2 Kilometern Waldautobahn einen Abzweiger zu einem Bergpfad, dem ich nicht widerstehen konnte. Stehts abwärts rutschend erreichte ich nach 34 Kilometern die Fähre in Schmilka. Augenblicke später „stand“ ich schließlich im Aufstieg nach Schöna. Diese 150 Höhenmeter gaben mir dann den Rest. Den Rest eines wunderschönen Ausfluges, der bei strahlendem Sonnenschein zu Ende ging.

Was der folgende Lauftag bringen sollte, musste nach dem Zustand der Muskulatur am Morgen entschieden werden und es wurde noch einmal ein richtig langer, hügliger Ausflug. Dazu später mehr.

Meine Laufstrecke gibts hier.

17-03-2014 21-04-49

Auf und Ab, wie das Wetter des Tages

 

Noch ein paar Impressionen des Lauftages

IMG_20140315_115757

Kipphornaussicht

IMG_20140315_132857

Wildenstein (Kuhstall)

IMG_20140315_135401

ein Affenstein

IMG_20140315_141451

zu schön. „Affensteine“

IMG_20140315_142657

Hier wird jeder an die Kette gezwungen

IMG_20140315_152054

Bergpfad nach Schmilka