Alle gute Dinge sind 5 – 17. Oberelbemarathon

Nach dem Ultra ist vor dem nächsten Marathon. So war es nach 2 Trainingseinheiten in der Woche nach den „14-Achttausendern“ am Freitag mal wieder an der Zeit, ins geliebte Dresden zu reisen. Den steppenden Bär gabs noch am Freitag Abend, als wir unsere Startnummern, kurz vor Toresschluss im World Trade Center in Dresden in Empfang nehmen durften. Liebe Lauf- und Treppenfreunde wurden begrüßt und schon ging es ab ins, natürlich buchen wir das Lilienstein wenn wir schon nicht auf den Lilienstein trailen dürfen.

Nach einem wunderschönen Welcome-Abend mit der lokalen und angereisten, natürlich nur für uns, Prominenz gings am Samstag, traditionsgemäß auf die Marathonmesse. Wieder gabs ein großes Hallo mit alten und neuen, vor allem netten Menschen aus der virtuellen Welt, endlich auch reallife.

BmLE_S-CEAAy4xQDer Pastaparty-Abend im „La Osteria“ in der Kreuzgasse rundeten den gelungenen Tag ab. Es war so ein kurzer Tag, wie selten nicht mehr. Nicht mal zum Laufen bin ich gekommen. Man schafft einfach nix in diesem Elbflorenz.

Dafür durfte es am Sonntag etwas länger sein. Viel zu zeitig hüpften wir nach ausgiebigem Frühstück auf, ähhh im Lilienstein in die S-Bahn am Bahnhof Dresden/Mitte. Auf jeden Fall ein Geheimtip, denn dort ist man nur wenige Meter vom Zieleinlauf des Oberelbemarathons entfernt, kann kostenlos parken und … der Zug zum Marathonstart ist auch recht leer und sitzplatzspendend.

Kurz nach acht stand ich in Königstein und hatte noch über eine Stunde Zeit bis zum Start. Also war ein wenig rumhängen angesagt, Sonnenaufgang beobachten, Schiffe glotzen und irgendwann mit den Freunden aus Karlsruhe abschwatzen. Wie kann man nur so zeitig zum Start reisen. Da es aber im Elbi immer schön ist und auch das Wetter traumhaft war… Ich habs dann bis 9:25 Uhr ausgehalten, bis der Startschuss fiel.

"Dresden" am Lilienstein

„Dresden“ am Lilienstein

Kurz zuvor noch schnell die Zielpace eingestellt, damit auch der virtuelle Partner etwas zu tun hatte. Der Marathon war als letzte lange Laufeinheit vor der Transvulcania gedacht. Gleichmäßig sollte gelaufen werden und nach Möglichkeit, wenn es denn immer so klappen würde, mit gleichen Durchgangszeiten auf den beiden Halb-abschnitten.

Ich hielt eine 5:25-er bis 5:30-er Pace für angemessen. Idealerweise wurde schon mal eine 3:45 Std. im Vorfeld verkündet. Meine einzige Sorge bestand darin, zu schnell zu laufen und damit das Projekt „Transvulcania“ im Übermut zu gefährden. Also versammelte ich mich erst mal ganz hinten im Läuferfeld, um einem zu schnellen Start zu entgehen. So dauerte es dann auch fast 2 Minuten, bis ich die Startlinie überquerte. Vor mir ein endloses Läuferfeld. Was es erst einmal vorsichtig zu überholen galt. Zumindest einen Teil von ihm.

Mein Laufgefühl täuschte mich nicht, als ich sah, dass die ersten 500m in 5:40 min/km gespeichert wurden. Perfekt. Natürlich wurde es, je freier man laufen konnte, wieder schneller. Unter 5 min/km gefiel mir dann doch nicht und so fand ich nach den gewohnten 2-3 Startkilometern zur idealen Wohlfühl-pace von 5:15 min/km.

Startpunkt Königstein

Startpunkt Königstein

Das lief sich ganz ordentlich. Ich genoss die Felsen um mich, ließ die Gedanken an vergangene Laufabentteuer in der „Schweiz“ schweifen und genoss einfach nur. Der heutige Marathon war ja der 5. an der Oberelbe und nun sollte es endlich mal perfekt werden. Immer wieder war es passiert, dass nach dem Verlassen von Prina die Kräfte verbraucht waren und die letzten 23k eher suboptimal abliefen.

Heute fühlte ich mich gut, war gut trainiert. Husten und leichte Erkältung waren im Endstadium und auch die unteren Sorgenkinder verhielten sich wunschgemäß. Erneut hatte ich die Salbe unter die Fußsohlen gespachtelt, die müden Fußsohlen, besonders bei sehr langen und steinigen Läufen, entgegenwirken sollen. Der fast komplette Asphalt bis Dresden waren ein gutes Testgebiet für den schweine teuren „Fensterkit“.

Schnell war der erste Süffelstand hinter dem Bahnübergang Rathen erreicht. Erste Geher kamen ins Blickfeld. Ich hingegen freute mich auf das leicht wellige Stück nach Pötzscha/Wehlen hinüber. Hier hat man rechter Hand die Bastei im Blick und läuft an den Steinbrüchen vorbei, die der Dresdener Frauenkirche ihre Steine lieferten.

Langsam kam die Sonne heraus. Dennoch war es kühl auf dem Elberadweg.  Ich hatte mich zwischen 5:10 min/km und 5:15 min/km eingepegelt. Lediglich an den Verpflegungspunkten ließ ich mir um die 20-25 Sekunden Zeit. Untypisch für mich aber ich hatte ja nichts weiter vor und legte auf Kühlung von außen und innen besonderen Wert. Transvulcania bei >30°C im Schatten lässt grüßen. Zusätzlich gab es alle 8 km eine Tube aus der Bauchtasche. Hitze verschwendet mehr Energie, als einem lieb ist und so sollte man vorbauen.

Kurz hinter Pötzscha, km 11,xx wird erreicht, verlässt man den schützenden Wald und läuft auf den „Grill“. Die verbleibenden km bis Dresden werden nun meist in der prallen Sonne gelaufen, wenn denn welche scheint. Da heute welche schien, grillte sie. Ich war vorbereitet, auch mental. In Obervogelgesang gabs die nächste Kühlung. Zwei Becher auf den Kopf und einer in den Mund. So sollte man das gut aushalten. Kurz vor Pirna dann ein erstes und letztes Gespräch zum Thema Transvulcania. Ich dachte schon, ich hätte das Posershirt umsonst übergeworfen 😉

Schnell trennten sich unsere Wege wieder. das Kopfsteinpflaster von Pirna war erreicht. Ich tippelte über die Steine und mied die Fußwege. Die Füße hielten hervorragend. Die körperliche Verfassung war es auch, als ich nach 1:53:xx Stunden, wir hatten bereits wieder Pirna verlassen und wieder auf den Elberadweg zurückgekehrt, die Halbmarathondistanz überlief. Das einzige Mal, dass ich auf den Forerunner schaute. Ich verließ mich einfach auf die Zwischenzeiten, die außerhalb der Süffelstand-Kilometer fast beängstigend konstant angezeigt wurden und auf mein Laufgefühl, welches momentan das Schlechteste nicht ist.

Am km 25 gab es dann auch endlich Cola und Iso, wovon ich reichlich genoss. Sicher wäre ein erster ISO-Stand schon hinter Pirna sinnvoll. Also ich habe es vermisst. Nun aber war alles gut und auch eine halbe Banane wechselte ihren Aufenthaltsort. Immer wieder tauchte ein Schild auf, das (erstmals in diesem Jahr) die noch verbleibenden Kilometer anzeigte. Mental sicher nicht so prächtig. Mich störte es nicht. War ja nur ein Marathon und noch dazu ein „gemütlicher“.

Natürlich ist Marathon laufen immer anstrengend. Man joggt so ein Ding in keinem Tempo locker durch. Immer wieder muss man kleinere Schwächen überbrücken und auch der Körper wird nach 2 Stunden immer ein wenig zickig. Aber das muss man aushalten, den Kopf ausschalten und einfach das tun, was man bisher getan hat. Laufen. Nur mal so für alle Nichtmarathonis. Aber das Gefühl nach der gesiegten Schwäche macht alles wieder wett.

Ich lief, nutzte jede Gelegenheit zur Kühlung, denn Klara hatte sich zur Höchstform aufgerafft. Da ich allerdings recht hitzeverträglich bin, störte es mich nicht wirklich und auch die Messwerte spiegelten, im nach hinein betrachtet, dieses Gefühl wieder. Ich lief und lief und kühlte und süffelte. GEL-te meine Bauchtasche leer (waren ja auch „nur“ 4) und erreichte irgendwann das „Blaue Wunder“. Hier wirds dann noch einmal schwer, glaubt man doch, bereits dicht am Ziel zu sein. Doch schlappe 7 Kilometer sind noch zu bewältigen und die ersten 3 davon ziehen sich endlos bis zum Fährgarten Johannstadt. Hier gibts dann die letzte Dosis Cola und ISO. Wer mag, kann hier auch ein Bier zischen. Das Ziel kann man hier fast riechen und es gilt sich gerade zu machen, um am Terassenufer unter den Augen hunderter Besucher Dresdens entlang zu flanieren. Das muss es rund und locker aussehen. Man will ja nicht ins Gerede kommen 😉

Ich griff noch einmal zur letzten Ölung, dem Traubenzucker für die letzten 2 Kilometer. Ratz fatz ist das Zeug im Blut und die pace auf Traumniveau. Unter 5 min/km wurden noch mal ein paar Läufer kassiert, um schließlich nach dem Fotopoint den Zieleinlauf vorzubereiten. Überholen oder zurück fallen lassen, um nicht in einer Massenankunft auf dem Finisher-Clip zu sein. Auf Grunde meiner recht verhaltenen Pace entschied ich auf Überholen und erreichte nach 42 Kilometern das Heinz-Steyer Stadion.

Erwischt, kurz nach km 41 (danke Katrin)

Erwischt, kurz nach km 41 (danke Katrin)

Die Ehrenrunde im Stadion wird immer von der „Blechlawine“ eingeleitet und von klatschenden Zuschauern begleitet. Sollte ich oder sollte ich nicht? Nein, ich sollte nicht auf die Uhr schauen. Als ich auf die Zielgerade einbog konnte ich erstmals die Bruttozeit sehen: 3:46:xx. Das sollte nach der Startbummelei passen mit der Wunschzeit. Nach

3:45:18 Stunden

durchlief ich den Zielbogen und beendete so konstant laufend, wie nie zuvor an diesem Ort meinen 5. Oberelbemarathon (7. Lauf hier überhaupt – mit 2 Halben).

Medaille Nr. 7 von der Oberelbe. Und immer wieder toll.

Medaille Nr. 7 von der Oberelbe. Und immer wieder toll.

Das Schönste kommt zum Schluss und das war das abchillen auf dem Rasen des Stadions. Nach Duschen und 2 Zielbier holten wir uns einen deftigen Sonnenbrand. Wenn das nix ist. Wenn es passt, sind wir natürlich im nächsten Jahr wieder hier. Traditionen müssen gepflegt werden.

Nasse Füße ab km 20 konnten mir heute nichts anhaben. Danke Salbe unter den Füßen. Dafür gabs ein paar unangenehme Scheuerstellen in der Leistengegend. Vaseline heißt die Lösung. Man lernt nicht aus und denkt immer nicht mit. „Hildegard“ s Zaubercreme wirds richten. In 2-3 Tagen ist alles verheilt, denn der Berg auf La Palma ruft.

Am Mittwoch Abend gehts los, endlich. Zur Transvulcania Reise 2014. 17 Tage auf der Isla Bonita. Was kann es schöneres geben. Gut. 18 Tage 😉

Meine S-LAB 6 durften auch mal mit auf den Oberelbemarathon. Es wird Zeit, für ein paar neue.

Meine S-LAB 6 durften auch mal mit auf den Oberelbemarathon. Es wird Zeit, für ein paar neue. (Foto by Ulf Kühne)

Der gläserne Läufer

Einmal von Königstein nach Dresden im Wohlfühltempo

Einmal von Königstein nach Dresden im Wohlfühltempo