Elbsandsteintrailrunning Nummer eins

Nicht lange geplant, dafür kurzfristig entschieden. Man spricht von bootcamp in der Neuzeit, aber das war es keineswegs. Ich tat alles völlig freiwillig und auch Geld oder andere materielle Anreize gab es nicht. Dafür Laufspaß ohne Ende, der natürlich auch ein wenig Überwindung kostet. Aber dafür sagte sich ja kurzfristig mein „Teampartner“ an. Alles konnte nicht besser laufen. Laufen in Begleitung und unter gleichgesinnten Läufern macht immer Laune.

Natürlich gibt es für ein Laufwochenende ohne Familienanschluss nix groß zu planen:

Laufen…Essen…Schlafen…Essen…Laufen…Essen…Schlafen…Essen…Laufen…Heeme.

Auch gab es eine ungefähre Vorstellung, was abzuleisten ist. Zumindest gab es Tagesetappen und natürlich die so wichtigen Höhenmeter, die mehr laufend als kletternd zurückgelegt werden sollten. Doch meistens kommt es anders und beim trailrunning sowieso besser.

Kleines Prebischtor

Kleines Prebischtor

Am Freitag Abend traf ich rechtzeitig zum Start des Stirnlampenlaufes ein. Vor Sonnenaufgang, sozusagen. Das Zimmer schnell bezogen, die Laufsachen übergeworfen konnte es ans minutenlange empfangen des Satelitensignals (im Zahnsgrund schon mal schwierig) gehen. Als dies dann endlich erledigt, wurde auf den GPS-Track gewartet, der sich auf Grunde der Riesenkarte, die ich dem kleinem Fenix-2-Prozessor zumutete, nicht so recht erscheinen wollte. Also sockte ich erst mal ohne los. Die ersten km waren bekannt und auch noch auffindbar. Mann läuft ja desöfteren hier rum. 😉

Großer Winterberg

Großer Winterberg

Als ich mich dem Aufstieg zur Oberen Affensteinpromenade näherte, nein, da wohnen keine Affen (laufen nur selten welche dort rum), erschient auch der Track und führte mich zunächst zum Großen Winterberg hinauf. Mit über 560 hm der höchste Zipfel im sächsischen Sandstein. Eine geschlossenen Schneedecke erwartete mich doch und zwang zum vorsichtigen trailen. Die Spickes hatte ich zwar mit, doch nicht im Rucksack. Kein wirkliches Drama, denn 100 hm tiefer war von Schnee und Eis nichts mehr zu vernehmen. Auf ausgedehnter Runde ging es über die Idagrotte zurück zum Ausgangspunkt. Dabei leisteten die 350 Lumen der „Nao“ wertvolle Dienste, die leider nicht bis zum Ende der Reise anhielten. Eine voll geladene Batterie hätte das „Problem“ gelöst.

"Das Loch" Trotz Dunkelheit gefunden

„Das Loch“ Trotz Dunkelheit gefunden

Doch die kritischen Abschnitte waren geschafft, als die Petzl in den 30- minütigen Notbetrieb schaltete. Für die verbleibenden Kilometer ausreichend. Im Zweifelsfall hätte auch das Mondlicht ausgereicht. Mann soll sich auch nicht verwöhnen.

Etwas über Plan war mein Trailpartner bereits am isotonieren, als ich nach 2:45 Stunden eintraf. Dusche, Essen, Pilsen, Schlafen und schon war der Tag des langen Trailens erreicht.

Geplant eine ausgiebige Runde von der sächsischen in die böhmische Schweiz. Auf Grund des Trackverlustes vom Vorabend wurde die geplante Route auf der Karte markiert. Old school ist in (wenigen) manchen Fällen eben das Sicherste. Und dann ging es auch schon los. Das ganz langsame Laufen in 6 min/km pace bergan. Langsam … war klar.

Anfangs ... Waldautobahn ... gelegentlich

Anfangs … Waldautobahn … gelegentlich

Wir pegelte uns dann irgendwie aber so ein. Und fanden auch den Weg trotz analoger Navigation problemlos (-arm). Ein paar Bilder und Auf- und Abstiege später befanden wir uns bereits in Hinterhermsdorf. Die Wegmarkierungen unterwegs ließen auch einen Wochenausflug schließen. Oder wie soll man 4:15 Stunden am Zeughaus deuten. Schneller als erwartet „irrten“ wir Immobililien inspizierend durch den wohl höchsten Ort in der Schweiz. Am Ortsausgang dann verließen wir den eingezeichneten Pfad, denn meine Karte endete hier. Das bömische heben wir uns für später auf. Die Streckenverkürzung war dann auch nicht so dick. Aber herrlich, dieser eingeschöagene Pfad. Die Waldautobahnen wurden weniger und vor der Oberen Schleuse noch begann der Traumtrail.

IMG_20150228_121854Wir liefen entlang der Kirnitzsch, Kilometer 25 bereits überschritten mit wunderschönen Tiefblicken ins Tal. Doch wie weit würde uns der Weg führen. Und würden wir am ausgewiesenen Grenzübergang auf auf den Wanderweg auf böhmischer Seite wechseln können? Einen Verbindungsweg gab es nicht. Wie sahen keinen.

Lange darüber nachgedacht haben wir schlussendlich nicht, denn der Trailrunner findet immer einen Weg. Und auch ne Flußdurchquerung ist nix dicket. Flüsschen eher.

Immer wieder die Kirnitzsch in ihrem engen Klamm

Immer wieder die Kirnitzsch in ihrem engen Klamm

Der Trail schlängelte sich am Hang entlang, die Kirnizsch kaum noch zu sehen, bis wir zu ihr hinab steigen durften. Der Singletrail führete nun durch (im Frühjahr) saftige Wiesen am Ufer entlang bis wir den Übergang von blau-weißer Markierung auf die grün-weiße erreichen sollten. Eine Brücke gab es und auch einen welcome-sticker auf tschechischer Seite. Unsere Karte zeigte das Gebiet auch noch an, na was für ein Glück wir auch hatten. die trailenden Königskinder, da waren sie.

Nach der Verwöhnroute folgte eine knapp 2 km langes Verbindungsstück auf einer Asphaltstraße, die uns mächte nervte. Aber leider zum „Deal“v dazu gehörte. Froh, endlich wieder Waldboden unter den Füßen zu haben, stiefelten wir nach Mezní Louka hinauf und wieder hinab. Die Ortslage stellte sich als Hotel mit ein paar kleinen Ferienhäusern dar. Mehr war nicht zu sehen, bevor wir uns auf dierektem Wege in Richtung Großes Prebischtor auf die Socken machten. Nach moderatem Anstieg folgte fetter Anstieg und dahinter … das Trailparadies.

IMG_20150228_124328Auf herrlichem Weg, immer wieder auf Ausflügler und -innen treffend, umrundeten wir einen Felsen schöner als der andere. Immer wieder musste gesprungen und den Wurzeln ausgewichen werden. Diese angenehme Art, die süchtig macht. immer mal wieder ein kurzer schneller downhill nach einem kurzen Anstieg. Da hüpft das Herzilein.

Nach geschätzten 50 Windungen kam es dann in Sicht. Das Große Prebischtor, das wir dann auch stets Höhe gewinnend zur Marathondistanz erreichten. Leider fiel die geplante Mittagspause aus. Für mich die Gelegenheit, den Rucksack um einen Powerriegel zu erleichtern. Ich bin ja im Training eh nicht der große Futterverwerter. Aber am größten Steinbogen in der ganzen Schweiz gönnte auch ich mir mal ein Leckerli. Bevor wir frieren konnten, ging es hinab in den Grenzort Hrensko.

Großes Prebischtor von der Nicht-Postkarten-Seite

Großes Prebischtor von der Nicht-Postkarten-Seite

Im Downhill war ersichtlich, wie stark der Drang zum Knödelteller war, den wir keine 5 km später erreichten. Reichlich gestärkt gings an die restlichen kurzen 10 Kilometer. Wir wählten die sightseeing Runde über den Elbleitenweg, den wir bei herrlicher Abendsonne am Großen Schrammsteinstor verließen, um über den Lattengrund am morgendlichen Startpunkt einzutreffen. Die Stirnlampen waren zwar nicht trocken aber unbenutzt im Rucksack geblieben. Regenjacke und Handschuhe waren da, besonders zum Start, recht nützliche Utensilien. Knapp 57 km zeigte meine Garmin an und moderate 1300 hm dazu. Aber was sind schon Zahlen neben diesem wirklich schönen Eindrücken, die ich sammeln durfte.

Die Essenpause etwas länger und das Schlafen auch, bevor wir am nächsten morgen zum letzten Lauf des Wochenendes aufbrechen durften. Die Wetterlage empfahl auch heute gleich mit der Hartshell bzw. Bonatti zu starten. Leichter Niesel ging in den höheren Lagen dann in Graupel und in leichten Schnee über. Die tat dem Trailspass natürlich keinen Abbruch. Nur die Läufe der letzten Tage steckten mal dem einen dann dem anderen in den Gliedern. Letztendlich folgten wir den bekannten aber immer wieder tollen Trails im Schrammsteingebiet hinüber zu den Affensteinen, bevor wir uns nach 16 Kilometern trennten.

Idealer Startpunkt - Schrammsteinbaude

Idealer Startpunkt – Schrammsteinbaude

Ich hatte noch Zeit, etwas Kraft und vor allem den Willen an der geplanten Distanz zu arbeiten. Das Wetter wurde ungemütlicher, selbst die Brille musste zwischenzeitlich in der Jackentasche verschwinden, da vor lauter Regentropfen auf ihr kein Weg mehr zu erkennen war. Als ich dem Elbleitenweg verlassen und wieder auf dem Schrammsteinweg angekommen war, war es auch mit dem Regen vorbei. Es schneite nun. Somit konnte auch wieder der Durch- und Scharfblick wiederhergestellt werden.

IMG_20150301_100041Auf fast gleicher Strecke zur „ersten Runde“ ging es zur Wilden Hölle hinüber um diesen einmaligen Downhill zum zweiten Mal am heutigen Tage zu nehmen. An seinem Ende war ich dann zufrieden mit mir. Kilometer 24 auch bereits erreicht und über den Malerweg zur Ostrauer Scheibe aufsteigend fiel ich nur noch zur Schrammsteinbaude hinunter, den 30-er vollendend.

Die Zielstellung horizontal nicht ganz erreicht. Doch die Messwerte perfekt und die vertikalen Kilometer voll im Soll für diese frühe Laufjahr. Knie und Waden haben überraschend gut mitgespielt … sind ja immer noch im Genesungsprozess. Wobei ich es ihnen ja nun auch nicht leicht mache. Thats live.

Wilde Holle ... einmal im Regen, einmal im Schnee innerhalb von 1 Stunde.

Wilde Hölle … einmal im Regen, einmal im Schnee innerhalb von 1 Stunde.