Mein Debüt beim Mount-Blanc-80-Kilometer

Nach dem CCC im vergangenen Jahr stand fest. An diesem Ort muss Mann öfter laufen. Keine zwei Monate später konnte ich auch meiner ausgleichenden Hälfte die Traumkulisse bei Bilderbuchwetter präsentieren. Und auch sie empfand diese Landschaft, Alpenerprobt im Gegensatz zu mir, einzigartig traumhaft. Somit fiel recht zeitig die Entscheidung. Der Marathon du Mont Blanc musste es sein. Und es sollte der 80-er werden. Wird doch hier auch die Mont Blanc Seite belaufen, ein Gletscher passiert. Der Trailrunningtraum, zumindest meiner würde sich hier erfüllen.

Im Dezember des vergangenen Jahres folgte dann die Anmeldung zum UTMB, den ich nach Losentscheid oder eben Nichtlos-Entscheid doch noch nicht laufen soll. Stattdessen gelang mir, im Gegensatz zu anderen Trailern, die Ummeldung auf den TDS. Knapp 120 Kilometer werden hier mit über 7000 Höhenmetern im Anstieg gelaufen …

Und nun ist es bereits so weit. Ich sitze im Flieger nach Genf um von dort mit dem (neuen) easyjet-Bus nach Chamonix zu reisen.

Rasend schnell verging die Zeit seit Transvulcania. Die Form dort noch etwas unausgeprägt. Eigentlich alles richtig gemacht, denn das Highlight des Frühjahres soll ja am kommenden Freitag um vier Uhr morgens beginnen. Bereits 6 Tage nach dem Inseltrail auf La Palma konnte ich die Regeneration für beendet erklären. Wir verbrachten seit langer Zeit ein Wochenende in der Toskana des Ostens und dort schreit einem der Berg ja förmlich an. Ich schrie zurück und genoss den Lauf in den Bergen. Das Laufen fühlte sich bereits wieder nach Laufen an. Der Formaufbau hatte nun genau 2 Wochen Zeit, zu gelingen, zu finalisieren sozusagen.

Wie (fast) jedes Jahr findet am letzten Wochenende die Horizontale-Wanderung-rund-um-Jena statt. Eine 100 Kilometer Sportwanderung, bei der man auch Laufen kann. Dort sollte also der erste Formtest erfolgen, wie Superkompensation und Tempoläufe das gewünscht, nein erhoffte Niveau beförderten. Das Ergebnis hatte ich ausschweifend hier beschrieben 😉

Nach dem Volltreffer galt es nun, die erreichte Form zu kompensieren. Doch wie gelingt das über einen recht langen Zeitraum von fast 4 Wochen effektiv? Zwei Trainingslager an den Wochenenden für die langen hügeligen/bergigen Einheiten lösten die zügigen Wochenläufe ab. Meine Hitzeläufe in Jena waren wirklich sehr anstrengend und hatte oder habe immer noch Zweifel, ob diese nicht kontraproduktiv waren. Verkürzt zwar, aber doch recht kraftzehrend. Nein, ich bereite hier keine Straße vor ….

Die Woche nach der Hitze war eine der schnellen 10-er. Zwei Läufe hintereinander, jeweils mit neuer Jahresbestleistung (hören ja die Asphalties immer gern 😉 ) bewiesen das Gegenteil. Alles war im Plan. Die Messwerte mehr als zufriedenstellend. Nur ein Familienevent brachte etwas Unruhe in den offensichtlich durchdachten Masterplan. Freitag nach Stuttgart fliegen, Samstag den ganzen Tag feiern und Sonntag zurück fliegen sind nicht gerade die Garanten dafür, das der Plan aufgeht.

Glücklicherweise taten sich an beiden Wochenendtagen zwei Zeitfenster auf, die ein Trailrunning in wirklich schöner Umgebung ermöglichten. Ich meine die, ohne Stirnlampe verwenden zu müssen. Denn diese gibt es ja immer 🙂 Samstags zwei und Sonntag 1,5 Stunden laufen sind besser als gar nichts. Immer wieder bin ich auch überrascht, wie gut man die Streckenplanung am PC hinbekommt. Meist wähle ich Strecken anhand dünner, gestrichelter Linien auf den elektronischen Karten. Wege durch Wälder und an Flüssen entlang. Immer darauf achtend, dass genügend Höhenlinien gekreuzt werden. Und ich hatte die maximalen Höhen auserwählt, als ich die Route auf meiner Fenix mit der Realität vor Ort verglich. Herrlich …

Ich hätte hier noch Stunden laufen können. Aber das hätte definitiv Zoff gegeben und den muss man nicht heraufbeschwören. Ich war brav und kehrte pünklichst den Trails den Rücken 🙁

Am Sonntag dann konnte ich Corinna in die geheimen Pfade, ich glaube es moderat gestaltet zu haben, einweihen. Nach einer recht kurzen Nacht war das wach werden durch laufen nicht das schlechteste Rezept. Außerdem machen gemeinsame Läufe immer Spaß. Mir geht es zumindest so. Regenerativ musste es eh sein nach den schnellen Anstiegen vom Vortag. Und dann war es auch schon wieder vorbei, das fast lauffreie Wochenende. Da Tapering im Ultrabereich eh einen anderen Stellenwert hat, sollte es gepasst haben.

Zumindest bestätigte das mein letzter kleiner Hügellauf am gestrigen Abend. Die Anstiege halten sich in meinem Heimatrevier in Grenzen. Sind meist kurz und dafür knackig. Verlangen Tempo, um einen entsprechenden Trainingseffekt zu befördern. Ich merkte die Hügel kaum. Auch meine Pulswerte im „ebenen“ Bereich. Ich habe nach nur 2,5 Wochen verstärktem Tempotraining den Schluppschritt raus bekommen. Kann wieder zügig hinauf und zügellos hinab. Ich wusste gar nicht mehr, wie sich 4-min Tempo auf Dauer so anfühlt. Schnell und sehr entspannend zu gleich, verspürte ich doch keinerlei Zipperlein. Fuß, Knie, Hüfte. Alles ohne Befund … ein bissl unruhig macht das dann schon, oder? Wenn man gar nichts hat ist es auch nicht gesund?

Ich freue mich riesig auf das Wochenende. Zumal ich seit Monden mal nicht allein bei einem Ultratrail bin. Meine natürlich familiär gesehen. Meine beiden Lieblingstriathleten werde ich von Chamonix verzaubern. Und die können so schnell hier sein. Na gut, von Berlin aus, bin ich flotter angereist …

Am Freitag früh geht es dann endlich los. Eine große Runde am weißen Klotz entlang. Der vierte Streich in diesem Jahr: 82 km mit (offiziellen) 6000 Höhenmetern. (wer es gleubt 😉 ) 1000 weitere Trailrunner werden mit mir unterwegs sein, unterwegs bis auf über 2600 Meter hinauf.