Mittag verdient

Ich bin soeben aus den ewigen Regenerationsgründen zurückgekehrt, um die Trainingsaktivitäten zu dokumentieren. Ich kann nicht sagen, wirklich gut geschnarcht zu haben, in der letzten Nacht (dafür aber gerade). Mich quälten irgendwelche Träume vom Laufen. Ein gutes Zeichen, man beschäftigt sich.

Weniger gut war die frühe Zeit des Aufstehens, obwohl, im Nachhinein betrachtet, es genau die richtige war. Nach dem ich mein „Vogelfutter“, wie immer gern genannt, verzehrt und einige andere Unwichtigkeiten erledigt hatte, gings um dreiviertel Neun auf die Strecke. Zuvor wurden mit der „Bodencrew“ noch die Verpflegungsstände, an denen es ja nur Getränke gibt, besprochen.

Im letzten Jahr hatte ich mir auf den langen Läufen immer ein paar Riegel oder GELs gegönnt, die den ausgezehrten Körper mit neuer Energie versorgen. Doch das ist nach neuester Trainingslehre schlecht.  Sehr, sehr schlecht. Nieder mit der Luxusversorgung im Trainingslauf. Astral soll mit minderwertiger Kost zurechtkommen. Keine speziellen Getränkemischungen, keine Energiegels und -riegel. Nur Wasser, mehr brauchst nicht, sagt man. Da ich ja hoffe, dass sich dieser „man“ etwas dabei gedacht hat, verfolge ich diesen Ansatz auch. Klingt zumindest erst mal schlüssig.

Entgegen meiner Erwartungen hat sich der Winter ja noch nicht vollständig verabschiedet. Zumindest die Wald- und Wiesenwege haben noch Winterzeit. Und „Strom und Bäche sind auch noch nicht vom Eise befreit“. Aber darauf bewege ich mich ja nicht.  Also fiel die Wahl auf die vor 2 Wochen „entdeckte“ Strecke.

Das Wetter sah aus der Wohnung besser aus, als es dann letztendlich war. Das wicklich gute war der strahlende Sonnenschein. -5°C auf dem Biemetall hieß: 2. Laufhose und langer Laufzwirn unter die Jacke. Na und die Ohren musste auf Grund des heftigen Windes auf versteckt werden. Man will ja nicht wegfliegen.

Die ersten Kilometer sind die Schlimmsten. Nicht muskulär, sondern mental. Wenn dann die Zwiebel zum ersten Mal piept, hast Du nur noch 69 (500m) Runden vor dir. Damit musste erst mal zurecht kommen. So einsam mit dir und deinem MP3 Player.

Als ich die Stadt verlassen hatte, kam zu der Kälte auch noch der Wind. Es erwischte mich frontal und war aber nach Erreichen Gülzows erst mal für 1000m vorbei. Ich hatte mich wieder ein wenig aufgewärmt, um dann für weitere 2 Kilometer durchgepustet zu werden. Der Wald nach Maxfelde brachte (erwartete) neue Begegnungen. Die mit dem angetauten und wieder gefrorenen Schnee. Vorsorglich hatte ich die „YETI“ eingesteckt, deren Anlegen aber noch nicht lohnte. Mein Tempo hatte sich bei 5:45 min/km eingepegelt und den nun steigenden Puls durch den Untergrund hätten diese auch nicht senken können.

Ich genoss die Windstille, und war kaum zu sehen mit meinem schneefarbenden Laufjäckchen. Nach 3 Kilometern war die Straße nach Wüstgrabow erreicht und auch hier hatte der Wind ganze Arbeit geleistet. Jedoch erlaubten mir einige Fahrspuren das weitere Fortkommen. Bis ich den Asphalt von Wüstgrabow erreichte, gab es noch einen kleinen Abstecher aufs Feld, denn der noch vor 2 Wochen völlig zugeschneite Weg war nur mal kurz von Träkker-Klaus befahren. Die Feinarbeiten standen noch aus. Da hier auf dem flachen Lande alle mit Allrad Jeeps unterwegs sind oder sich mit noch größeren Kalibern durch Gelände beamen, wird auf die Kraft der Sonne vertraut. Die war so schwach, wie meine Beine. Endlich erreichte ich festen Boden. Mann, taten mir die Unterschenkel weh. Aber es waren ja nur noch 24 Kilometer. 😉

Am Ortsausgang Basepohl war der erste Süffelstand verabredet und bis dahin bließ mir der Wind in den Rücken. Herrlich. Für mich ist es dann im Nachhinein immer sehr verwunderlich, an welchen (scheinbaren) Unwichtigkeiten man sich bei so einem Run aufbaut.

Ich glaubte bereits unseren „Blacky“ an der Diakonie zu sehen. Doch je näher ich kam, um so weniger war vorhanden. Der Wunsch war mal wieder der Vater des Gedankens. Kein Auto hieß: kein Wasser.

Meine Bodencrew wird schon noch kommen und bis zum nächsten Getränke stand bei km 21,5 werd ich dann wohl durchhalten müssen. Ufff. Ich hatte die Situation gedanklich noch gar nicht zu Ende, da hupte es auch schon hinter mir. Na besser isses. Alles wird gut – Wasser marsch, oder besser im Anmarsch.

Nachdem wir unsere Erlebnisse der getrennten Zeit ausgetauscht und ich für meinen Teil für Erleichterung (der Flasche natürlich nur) gesorgt, sah ich den Auspuff von hinten. Da war ich in meinem Glück wieder allein.

Es wurde Zeit, mal wieder den aktuellen Kilometerstand abzufragen: Runde 30 – km 15. Nun gings jedoch bergab, was aber für uns Läufer auch nicht rollen lassen heißt. Ist eher wohl so ’ne Vorstellung, das es dann leichter geht. Mein Tempo erhöhte sich leicht. Es rollte wohl doch ein bisschen. Am Wildgehege vorbei, es gab 2 Besucher mit Auto, sockte ich durch Ivenack, überquerte die L273 und weiter gings in Richtung Eierhof, dem höchsten Punkt der Strecke.

Das die Bahnschranke kurz vor mir geschlossen wurde, konnte mich nicht wirklich beeindrucken. Ich strebte meiner nächsten Flasche entgegen. Die Halbmarathondistanz erreichte ich nach knapp 2 Stunden und wenig später, nachdem ich die letzten 7 Kilometer von 40 auf 80 Hm „geklettert“ war, konnte ich den Müllbeutel in Empfang nehmen. Ganz verdutzt verfolgte dieses Ritual ein Radfahrer. „Was hier so alles rumhängt“, wird der (nicht) gedacht haben.

Das warme eingefüllte Wasser hatte sich nicht wirklich abgekühlt, wurde aber von mir zügigst umgelagert. Das tat gut. Kurz vor Querung der B104 kam mir noch ein laufender Weihnachtsbaum (sorry) entgegen. Zumindest hatte ich von den grünen Signalwesten, die in diversen Laufläden verkauft werden nicht vermutet, das die einer mitnimmt. Nun begegnete mir eine mit einem Jogger drin und noch dazu am hellerlichten Tage. Aber sicher war er bereits die ganze Nacht unterwegs. War schon lustig anzuschauen, Joggi mit seinem Westchen. 😀

Die B104 passierte ich nach 24 Kilometern. Jetzt waren es nur noch elf. Bis zum Mittag. Ich erwartete die „Fettumschaltung“ meines Körpers und hatte aber nach passieren von Ritzerow noch das Vergnügen, wahre Schneeverwehungen zu erleben. Auf den 1,5 bis Krummsee hätte es sich fast gelohnt, die YETIs noch mal flott zu machen. Aber ich verschob das Vorhaben so lange, bis es nicht mehr lohnte. In Krummsee gabs dann ein „Guten Tag“. Ja, die Landbevölkerung ist noch gut erzogen. Sicher aber der geringeren Passierdichte geschuldet.

Am Bushäuschen des Ortes gabs die „Flasche in der Ecke“ und ich konnte mir einbilden, mir gings danach besser.  Auch diese hatte noch eine angenehme Wärme. Gut für die Hände, schlecht für den Geschmack.  Aber es ging um Dehydration. Also trank ich, was reinpasste.

Das erfrischende Gefühl hielt jedoch nur 500 m vor, dann war mir so, wie zuvor. Ich musste mit mir reden und tat das auch. Und es half sogar.

Bis zum Kilometer 29, ich erreichte Jürgenstorf, war ich mit einem EGO- Aufbau beschäftigt. Ab dann gings wieder „bergauf“. Die „Friedhofsuhr“ zeigte kurz vor halb zwölf. Ich hatte noch 12xPiepen vor mir. War als bereits 2:45 Std. auf den Beinen und in ner guten halben Stunde ists vollbracht.

Zuvor, ich hatte Jürgenstazien bereits wieder verlassen, gabs noch ne Brise von vorn. Im steten Auf- und Ab (ich glaub das schreib ich auch immer) erreichte ich die Stadt meiner Träume. Noch 3000 m. Ja, ich war jetzt wirklich ein wenig auf Ankommen getrimmt. Doch, das nahe Ziel vor Augen verflog die Zeit unter meinen Füßen. Noch ein kleiner Abstecker zu unseren ersten Wohnung in der Reuterstadt und wenig später lief ich auf den „Hof“. Man, war das ne Wurst oder wie das heißt.

Jetzt wars aber auch wirklich gut und die warme Badewanne nur noch 4 Stockwerke entfernt.

Hier noch die Werte meines Sonntagsausfluges: 35 km in 3:21:40 Std (5:45 min/km) bei ’nem 78-er Puls und verbrauchten 2800 kcal. In der nächsten Woche folgt der dritte Streich. Ich spürte förmlich das Anwachsen der Mitochindrien. Oder war das nur einfach wildes Muskelwachstum. Oder beides. Bis dahin …

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