Marrakech Marathon 2017

was bisher geschah gibts hier

Die etwas andere Abendausflügelei

Nur weniger Meter folgte ich dem Fußweg, dann spürte ich Nässe im Gesicht. Ein Blick nach unten offenbarte das Problem. Was kam von oben und war rot in seiner Farbgebung. Schnell war klar. Es hatte nicht nur dramatisch geknallt. Es war offensichtlich auch etwas kaputtgegangen.

Das Basecap vom Kopf ziehend vollendete sich das Gemälde auf dem Fußweg. Zwei Jungs hielten inne und staunten mich mich offenem Mund an. Ein kurzer Griff an die schmerzende Stelle und es war klar. Der Kopf war die sprudelnde Quelle. Schnell war das Sanipack aus dem Trailrucksack geholt. Eine Kompresse beseitigte erste Flecken. Eine zweite stillte die Blutung. Schnell war eine Binde, ziehmlich fachgerecht, wie ich fand, um den Kopf gewickelt. Das Gemälde auf dem Gehsteig vollendet, die Blutung vorerst gestoppt. Vorsorglich war die Laufrunde hier beendet. Nur einem Kilometer vor dem geplanten Ziel, meinem Hotel. Das war knapp.

Rest des Nachmittags verging mit Wunden lecken. Erst am Abend traute ich, den Verband zu lösen und mir das ganze Dilemma im Spiegel anzusehen. Das sah nicht gut aus. Eine 3 cm Wunde klaffte da an der schmerzenden Stelle.

Und sofort gehst Du die Checkliste durch und stellst fest: Eine Versicherung für Hubschrauberrettung in den Bergen hast Du, eine Krankenrücktransportversicherung international auch. Nur einen Auslandskrankenschein, der dich zur Flickstunde im nahegelegenen Hospital berechtigt. Nein, den habe ich nun gerade nicht. Egal. Hilfe musste trotzdem her.

Nebenan war ein Hospital ausgeschildert. Das passte perfekt.

Schnell stand ich an seinem verschlossenen Eingang. Nein, nicht was ich vermutete. Nur zehn Minuten die Straße hinauf würde mir geholfen werden. Hospital? Meine Nachfrage wurde mit Kopfnicken beantwortet. Diese 10 Minuten die Straße hinauf wiederholten sich mehrfach. Nach 45 Minuten stand ich abermals vor einem verschlossenen Tor. Doch der Seiteneingang, über eine Rabatte führend, verschaffte mit Zugang.

Schnell wurde ich mithilfe meines Fotos auf dem IPhone, wusste ich doch nicht, was Platzwunde heißt, zu einem behandelnden Arzt begleitet. Wieder über einen Hof. Es war stock dunkel. Im Gebäude dann endlich Licht. Etwas schummerich? Das qualifizierte Fachpersonal an weißen und blauen Kitteln erkennbar.

Mein IPhone-Photo verschaffte mir Aufmerksamkeit. Eh ich mich versah lag ich auf einer Liege und mir wurde in den Kopf gestochen. Oh Gott, Erst mal Betäubung. Zum Glück. Wo ich hier lag. Ich beschreibe es nicht weiter. Wir sind da sicher etwas verwöhnt. Auf jedem Fall hält es hier auch kein Krankenhauskeim lange aus 😉 Vor der Betäubung die Desinfektion. Alles perfekt. Dann die schnelle Nadel. Der Arzt, ich dachte es wäre der Hausmeister, so erschien er mir im blauen Kittel, machte noch ein IPhone-Foto und zeigte mir das Ergebnis seiner Arbeit. Schnell noch eine heilende Salbe drauf und ein dickes Pflaster. Ich war entlassen. Versicherungsschein? Bezahlung? Mir wurde noch ein Rezept für die Pharmacia aufgeschrieben und dann war ich auch schon über glücklich. Völlig unkompliziert und schnell wurde mir geholfen. Der Gang voller anderer Patienten. Ich kam mir ein bissl komisch vor … bedankte mich bei alle, die mir zu dem Strick im Kopf verholfen hatten und trat hinaus in die Nacht. 45 Minuten später war ich wieder im Hotel. Wahnsinn.

Ich schlief, wie ein Baby. So freute ich mich über die wirklich selbstlose Hilfe! Danke Doktore!

Letzter Lauf in Ouarzazate.!?

Ein Tag verblieb mir noch bis zur Rückreise nach Marrakech. Eine Laufrunde war bereits ersonnen. Doch nach meinem Gang zur Apotheke (das Zeug war wirklich teuer) entschied ich jedoch, die geschüttelte Rübe noch ein wenig zu schonen. Die Medikamente nahm ich übrigens nicht. Nachdem ich das Mittel ergoogled war klar. Wenn ich das Zeug nehme, dann ist der Laufurlaub gelaufen. Und es hat, bisher, keine der vermuteten Infekte gegeben, welche durch das Antibiothikum vernichtet werden sollten.

Der Tag wurde stattdessen mit einer wunderschönen Wanderung um und durch meine Gastgeberstadt verschönt. Ich denke auch, es so richtig gemacht zu haben? Nichts genaues weiß Mann nicht.

Der Tag verging, auch ohne laufend unterwegs zu sein, wie im Fluge. Samstag hieß es, wieder nach Marrakech zurück zu kehren. Der Busbahnhof schnell gefunden, nur 800 m trennte mein Schlaflager vom Startpunkt der 4 Stunden Reise zurück in die quirlige Metropole. Wieder ging es über den Hohen Atlas. Das Wetter ein Traum. Strahlender Sonnenschein begleitete uns auf dem gesamten Weg. Und auch am Haltepunkt, auf 1700 Meter gelegen, war ein Spaziergang ohne Mütze und Kapuze möglich.

Die letzte Stunde kann man beruhigt verschlafen. Doch Müdigkeit verspürte ich heute nicht. Vielmehr bereitete ich mich auf die Wanderung zur Startnummernausgabe für den Marathon am Sonntag vor. Ich hatte mit den Track auf die Fenix geladen und fand so alles zielstrebig und schnell. Mann lernt dazu.

Der nachfolgende Track, die Messe war schnell abgehandelt, führte mich zu meinem neuen (alten) „Riad“. Wir kannten uns und die Wiedersehensfreude war den Vermietern ins Gesicht geschrieben. Ich erhielt ein „neues“, nicht minder traumhaftes Zimmer.

Wieder war ein Abend hereingebrochen. Nein, gelaufen wurde auch heute nicht. Pause für die Rübe. Stattdessen rein in das quirlige Leben der Kasbah und Medina Marrakechs.

Marrakech-Marathon

Der Sonntag begann etwas anders, als Sonntage so beginnen. Um sechs Uhr hatte ich das Frühstück geordert, sollte doch bereits um acht Uhr der Marathonstart erfolgen. Und es wurde wieder aufgetafelt, dass der Tisch krachte. Und noch ein Teller und noch ein Schüsselchen. Es war einfach der Wahnsinn. Ich hätte eine 4 köpfige Familie satt bekommen mit den, was da den Tisch überfüllte.

Gegen 7 starte ich den „Riad-to-Maratonstart-Track“. Knapp 2 Kilometer waren es bis zum angenommenen Start. Noch bevor ich das Areal erreichte, ging die Sonne auf. Es war ein Traum. Das Starterfeld recht übersichtlich. Laut Ergebnisliste um die 850 Starter (Männlich wie Weiblein). Die Temperaturen angenehm. Kurzes Beinkleid aber Armlinge waren keine falsche Wahl. Die Windjacke verschwand im Laufrucksack. Der kleine CEP ist nie verkehrt und merklich sowieso nicht.

Pünktlich um 8:03 Uhr setzte sich das Feld in Bewegung. Einen Startschuss vernahm ich nicht. Wahrscheinlich im Geschnatter unter gegangen. Dreihundert Meter hinter dem offiziellen Startpunkt startete ich dann auch meine Uhr. Immer wieder blickte ich auf den Boden nach einer Antenne, die den Beginn der elektronischen Zeitmessung markiert. Gab es wohl nicht. Also drückte ich dann mal, nachdem der letzte Start-, Zielbogen passiert. Wie Mann nun weiß, wird die Antenne in Marokko und sicher nicht nur hier, über den Köpfen positioniert. Nach der ersten Durchgangszeit wusste ich es dann auch. Citymarathons sind wohl nicht meins 😉

Schnell war die pace gefunden. Nein, ich hatte keine Ahnung, wo mein Wohlfühltempo auf der Straße liegt. Laufe ja selten genug auf Asphalt und schon gar nicht solche Distanzen. Es fühlte sich gut an, die Atmung vermutete Stillstand. Also gut. Zwischen 5:35 und 5:45 min/km war mir eigentlich viel zu schnell. Doch der Check des körperlichen Messwerte sagte. „Mach weiter so und warte auf den Einbruch“. Jeder km wurde gespeichert. Sehr oft sah ich diese „Wohlfühlpace“. Als ich nach 10 Kilometern erstmals die Gesamtzeit checkte zog ich die Augenbrauen hoch. O.k. Läuft also. Und es war kein Vorratslaufen. Konstanz war angesagt. Ich konnte es noch, abseits der Trails.

Nach 15 Kilometern, das Marathonfeld hatte endlose, langweilige Straßen absolviert, trafen wir mit den Halbmarathonis zusammen. Die pace erfahrungsgemäß dann etwas höher, da man sich an den „falschen“ Personen orientiert. Eine 5:13 min/km habe ich noch in Erinnerung. Es dauerte einige Kilometerabschnitte, bis ich wieder auf 5:3x-er Kurs unterwegs war. Mittlerweile war die Halbdistanz erreicht. Die Sonne hatte noch den Standort erreicht, wo sie etwas Druck aufbauen konnte. Alle 5 km gab es was zu trinken. Kleine 0,25l Flaschen wurden gereicht und standen auf Tischen bereit. Sehr, sehr praktisch. Eine verschwand vorsorglich im Trinkrucksack (Trinkweste). Verdursten konnte also keiner. Die schönste Passage der ganzen Straßenrennerei sollte durch einen Palmenhain führen. Zumindest streiften wir ihn. Nicht nur Kamele (oder Dromedare) unter den Palmen auch auf der Straße waren einige unterwegs. In Autos und auf Motorbikes. Absperrungen galten für diese Zeitgenossen nicht. Wir haben überlebt. Trotzdem natürlich immer ein wenig … gewöhnungsbedürftig.

Irgendwann wird km 30 erreicht. Ich war immer noch „viel zu schnell“ unterwegs, fühlte mich aber gut dabei. Das Speiseangebot etwas zu afrikanisch für mich. Also waren die mitgeführten Gele, die ich tapfer nach Plan entleerte, nicht nutzlos mitgeschleppt. Endlich wurde mein Mentalpunkt erreicht. Die Zielgerade, die bei km 32 beginnt und 500 m vor dem Ziel endete. Immer den langen Boulevard „Mohamed was weiß ich“ entlang. Marginal ansteigend. Hier stirbt man, wenn man nicht drauf eingestellt ist. Ich war es und wusste. Nach 42 ist Schluss. Das ist nix dicket. Das rennt Mann im Training (Mental kann ich 😉 , immer öfter).

Ein (zweiter) Laufzeitvergleich bei km 32 sagte, dass ich jetzt ein lockeres 6 min/km Tempo joggen kann, um noch unter 4 Stunden rein zu kommen. Was ich nicht wusste, wie weit hinter der offiziellen Startlinie hatte ich die Fenix gedrückt? 500 m bedeuten 3 min. Das ist nicht wenig. Der 32. Km ging nach 2:56 Stunden durch. Genügend Zeit. Der Ehrgeiz war dann angestachelt, Die Vier Stunde, ebenso wie die 3 sind dann schon eine gern bezwungene Grenze im Straßenmarathon. Glaube ich … Ich pendelte mich bei einer 5:45-er pace ein. Völlig ausreichend für das langweilige Asphaltstück. Schön ist wirklich anders und ich hatte die Streckenwahl auch anderes, näher am wunderschönen Marrakech gelegen, vermutet. So war es nun nicht und so wurde er eben heruntergelaufen. Ohne Spaß zum Schluß. Take it easy.

Als ich 10 Kilometer später in die finale Zielgasse einbog, die Rennuhr erstmals sah, kam dann doch noch die unvermutete Hektik auf. Die Zwiebel zeigte 3:59:25h und der Weg war noch weit. Das Ziel gaaaanz hinten auszumachen. Ich musste hochschalten und das tat ich dann auch. Zielbogen nach Zielbogen nach Zielbogen … wurden durchquert, ehe ich endlich das bereits von weitem sichtbare „Arrive“ durchlief. 4:00:25 Stunden oder sowas zeigte die Uhr.

Ich war zufrieden mit mir. Wie die exakte Rennzeit war, war mir eigentlich jetzt egal. Es lief auch nach einer guten Trainingswoche in der Steinwüste recht fluffig. Zielsprint war auch o.k. Mehr war nicht zu erwarten.

Nachdem ich im Zielbereich abgechillt, was ich ja zu gern mache, trat ich den Heimweg zum „Riad“ an. Die Sonne strahlte noch stärker, als der kleine Asphaltcowboy.

Es sollte am Ende eine 3:59:xx in der Ergebnisliste stehen. Wer sagts denn. Geht doch 😉

Und dann ist es schon wieder vorbei

Der Abend gehörte wieder der atemberaubenden Stadt. Noch einmal besuchte ich die „Highlight“ dieser einzigartige Metropole. Wenn der Marathon mich schon nicht dorthin führt … Ich versank über den Dächern der Stadt und gönnte mir zum Abschluss meiner Afrikareise mal ein richtig gutes Abendessen. Belohnung ist wichtg 😉 Glaube ich J

Und dann war er auch schon da, der Abreisetag. Ich verabschiedete mich, nach maßlosem Frühstück, wie es im „Riad Berta“ üblich ist, von meinen Gastgebern. Nicht ohne noch mit dem Angestellten und Chef de Frühstücksbüffet über den Hohen Atlas und den Marathon des Sables zu sprechen. Er wohnt im Hohen Atlas, in einem kleinen Bergdorf, wo auch jetzt noch sehr viel Schnee liegt, so sagte er. Und sein Traum ist es, einmal durch die Wüste zu laufen. Aber er braucht erst noch ein paar Schuhe. Er zeigte mir seine „Alltagsschuhe“. Ich schüttelte den Kopf. Mit diesen geht es nicht. Er erzählte wie ein kleiner Wasserfall. Unglaublich, wen man so trifft. Die Läuferwelt ist eine große, internationale Gemeinschaft …

Den Weg zum Flughafen legte ich heute im Taxi zurück. Knapp 7 Euro für die 8 km waren mehr als fair. Tschüss Marokko. Halb zwei hob ich in Richtung Madrid ab. Es war eine tolle Zeit, gaaanz anders, als erwartet. Wunderschön, herrliche Trails. Super freundliche Menschen. Ich bin begeistert und kann das Land nur empfehlen. Und Kopf zusammennähen, beherrschen sie auch. Danke für die tolle Zeit bei Euch.

 

Ein Kommentar:

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