CXM Serra Nord 2020 – Trainings-Marathon nach langer Pause

Bereits die 3. Austragung verzeichnet der Trail-Marathon durch die nördliche Tramuntana. Bereits die 2. Teilnahme sollte es in diesem Jahr für mich werden. Vom letzten Jahr gibts hier was auf die Augen.

Schnell waren die Notwendigkeiten im Vorfeld erledigt: Flug gebucht, Mietwagen dazu, Hotellage gecheckt und dann doch für 2 Nächte in Puerto de Pollenca eingecheckt. Die Startnummernausgabe kann man ganz gut am Samstag vor dem Start in Soller erledigen. Somit erspart man sich ein paar Urlaubstage, denn nur bis zum Donnerstag vor dem Rennen ist der vorrennliche Zettelempfang möglich.

Traumsichten sollte es heute geben. Hier der Cuber Stausee bei Kilometer 9.

Pünktlich um 5:45 Uhr war ich am festgelegten Abfahrtsort der Shuttlebusse in Pollenca. In diesem Jahr war der Bus auch schon da. Nur hineinlassen wollte man den Trailreisenden aus Germany nicht. Keine Startnummer, kein Einlass. Schnell hatte ich die 10-15 Zettel nach meinem Namen gescannt. Da war ich doch, vorletzte Seite, was sonst, Startnummer 271. Keine Glückszahl. Irgendeine Nummer, Würstchen wars, Hauptsache weit vorne im Bus sitzen. Meine Reisepillen hatte ich dieses Mal vergessen. Aus Reihe 2 verfolgte ich die knapp 50-minütige Anreise ins beschauliche Soller.

Tunnel nach Soller – heute ohne Mautpflicht

Wieder wurden wir an der Tankstelle rausgelassen und konnten uns so die 2 km bis zum Start warmwandern. Im Startgelände herrschte bereits reges Treiben, so kurz nach 7 Uhr in der Frühe. Schnell hatte ich meine Startnummer empfangen, die letzten Unwichtigkeiten vorm Start waren recht zügig erledigt, der Zielbeutel mit den Wechselsachen abgegeben … Noch 15 Minuten Zeit. Also noch mal in der Heimat alle geweckt. Ahhh, waren alle schon wach.

Und dann war es auch schon so weit. Die Ungeduldigen waren wieder mal die letzten. Erst über die Matte zur Chipkontrolle, dann zum Startbogen. So war hier die bekannte, mir bekannte, Reihenfolge. Somit stand ich in Reihe 1 … nix wie weg hier. Gab es eine Zielstellung? Nicht wirklich. Sicher hatte ich mit einer Egalisierung der Zeit vom Vorjahr gehofft. Wenn’s gut läuft vielleicht sogar unter acht Stunden. Aber das war zum jetzigen Zeitpunkt erst mal kein Gedanke. Loslaufen, reinkommen, schauen was geht. Ultralike obwohl es „nur“ eine Sprintdistanz war.

Pünktlich um 08:03 Uhr ertönte die Starttröte, ohne viel Gewese vorne weg. Uhr gedrückt und die 300 Starter setzten sich in Bewegung. Zunächst durch die Randlagen von Soller, Asphaltstraße zum warm werden und immer leicht bergan. Ich lief viel zu schnell an, wurde, aber trotzdem ratz fatz an den mir angedachten Platz durchgereicht. Tja, wer vorne steht am Start muss schon aufs Gas treten. Ich tat es, aber weniger als alle anderen.
Als endlich Kilometer 2 erreicht, verließen wir den Asphalt und es wurde nicht nur steinig, auch steil ging es nach oben. Dies sollte sich die nächsten 5 Kilometer so fortsetzen. Die ersten 800 hm werden gleich an Anfang gemacht. Obwohl ich recht gut unterwegs war, so das Gefühl, durfte ich dann doch alsbald die rückwärtige Absicherung der Veranstaltung übernehmen. Mache ich gerne. Berge und Anstiege hatte ich seit 3 Monaten nicht mehr gesehen. Der Weg war angenehm zu hiken, ab und an mal ein paar Meter Laufeinlage in der Ebene, bevor es wieder steinig, aber festgewachsene, nach oben ging.

Über eine Stunde war vergangen, als wir endlich den Abzweiger zum Le Ofre erklommen hatten. Kilometer sechs wird hier gespeichert. Nun waren es nur noch 1,2 Kilometer bis zum vorerst höchste Punkt dieses Teilabschnitts.

Wir erreichten diesen bei … Bilderbuchwetter mit freiem Blick auf den höchsten Berg der Insel, den Puig Major mit seiner markanten Radarstation auf dem Gipfel, und den Cuber Stausee. Schnell waren ein paar Fotos auf dem Handy und der Downhill an sein Ufer konnte beginnen. Hüpft man anfangs noch, Gazellen gleich, versteht sich, auf steinig verblocktem Weg durch den Wald hinab, verwandelt sich der Weg später in einen tempofordernden Kieselweg. Kurz vorm ersten Checkpoint geht er dann in eine Asphaltstraße über. Wenig spät wird auch das erste Gatter überstiegen und CP-1 ist erreicht. Bis hierher sollte man es in 2:30 Stunden geschafft haben, sonst endet die Ausflügelei genau hier. Meine Fenix speicherte den 12. Kilometer an dieser Stelle und vermeldete 2:02 Stunden Laufzeit. Zeit war also genug. Die Handschuhe wurden verpackt, die Sonnenbrille wechselte vom Rucksack auf die Nase und der erste Energiedrink verschwand im Magen.

km 13

Rucksack auf und los. Hinauf zum zweiten großen Anstieg, den Massanella-Sattel. Oder wie der auch in Fachkreisen genannt wird. In jedem Fall wird hier mit 1208 m der höchste Punkt des Rennens erreicht. Danach gehts nur noch abwärts, Mallorca abwärts.

Ich hingegen war gespannt auf den Zustand des Weges und die erwartete Überraschung ließ nicht lange auf sich warten. Der Regen, der die Insel Anfang der Woche heimgesucht hatte, verwandelte den eh schon immer nassen Weg an der Riesenlevada in einen Abenteuerspielplatz.

Immer wieder musste entschieden werden, nasse Füße bekommen oder langsamer sein und eine Umgehung des Feuchtbiotops suchen. Ich entschied meist richtig und behielt trockene Füße.

Als wir den Betonkanal verließen war es dann nicht mehr ganz so einfach, eine wasserlose Stelle auf dem Laufweg zu finden, liefen wir direkt in einem kleinen Flüsschen herum. Der Wasserstand war niedlich, die Sohle der Laufschuhe hoch. Die Füße hatten gut lachen.

Aufsatieg Col del Prat – Alda

Stetig schraubten wir uns nach oben. Mittlerweile ließen die laufbaren Passagen für den Formfaktor, in dem ich mich befand und der mich umgab kam längere Laufereien zu. Hiking war angesagt und leichter, unfallvermeidender Trab in der Ebene. Irgendwann wir dann, fast unmerklich, der Wald verlassen und man sieht den Sattel (Col del Prat), den es zu erreichen gilt. Ich hier verdiente der Weg seinen Namen nicht. Hüfthohe „Stufen“, die der vergangene Regen geschaffen hatte, zwangen zur Wegsuche links und rechts des Schützengrabens.

Tapfer stöckelte ich nach oben. Die Pace unterirdisch, aber das beeindruckte mich nicht wirklich. Nach 3,5 h Laufzeit war ich auf dem Col del Prat, mit 1208 Matern gleichzeitig höchster Streckenpunkt, angelangt. Nicht einmal die Hälfte des Weges war zurückgelegt. Aber der schönste, denn auch hier gab es nicht nur Sonnenschein sondern auch Fernsicht. Irgendwie war ich hier der Einzige, der fotografierte. Na ja, die anderen kannten das sicher schon. Ich fotografierte zum fünften Mal dasselbe Motiv, gefühlt jedenfalls, bevor es erst einmal abwärts ging. Knapp 150 Höhenmeter rennst du runter, damit Du an der anderen Talseite wieder 100 hm hochsocken kannst. Der Weg recht gut belauf bar, kam schlammig, aber mitunter unter Kamelgras, oder wie das Zeugs hier heißt, versteckt.

Ich ließ Vorsicht walten und kam sturzfrei, Position haltend auf der anderen Anhöhe an. Vor hier oben kann man den nächsten Checkpoint bereits sehen. Kloster Lluch wird bei Kilometer 26, xx erreicht. Dieses sollte man nach 6 Stunden erreicht sein, sonst ist im Kloster Lluch das Rennen zu Ende. Ich lag gut in der Zeit, hoffte immer noch auf eine Zeit unter 5 Stunden … Keine Stress, kein Stress. Es kommt sowieso anders. Also immer am Gas bleiben, auf den Weg achten und stepp by stepp zum nächsten Mentalpunkt.

Col del Prat

Den nun folgende Abstieg hatte es wahrlich in sich. Viele lose Steine waren hier verbaut und es gab nur 2 Laufvarianten. Ganz schnell hinunter unter Ausnutzung des Trägheitsprinzipes die Steine nicht wecken oder langsam runter tippeln, Körperschwerpunkt unter dem Körper lassen, hohe Trittfrequenz. Ich war für hohe Trittfrequenz und kam so ganz gut über diese 2 Kilometer Losesteinsammlung. Im bewaldeten Teil des Weges angekommen verputzte ich erst mal 2 leckere Doppeldecker- Regel. Die letzten Vorräte aus Irland. Und die waren soooo lecker.

hinab nach Lluch

Schneller machte mich das auch nicht, aber ich fühlte mich schon besser. Während der ganzen Absteigerei, Tippel- und Futterage hatte ich irgendwie den Überblick über den Kilometerstand verloren.

Augen auf aufm Trail

Also musste auch noch ein wenig auf der Zwiebel rumgedrückt werden. Kilometer 24,5 zeigte das heilige Zeiteisen. Hmmm. Dann war ich ja bald da. Die Uhr war aber auch bald 5 (Stunden Laufzeit) und es wurde Zeit, dass ich ankam.

Zeitmessung nach Verlassen des CP.

Ich gönnte mir im Kloster Lluch erst einmal eine leckere Cola, packte mir den mitgeschleppten Visor aufs Rübchen und dann konnte es auch schon weiter gehen. Schnell noch einen aktuellen Standort an die Lieben zuhause versendet, wenn man schon mal Funkfeld hat und dann ging’s auf die finalen 19 Kilometer. Nur noch bergab, wie die ganze Zeit. Außer die kleinen 400 Höhenmeter bis es dann wirklich nur noch bergab ging. Diese verteilten sich aber recht verträglich bis zum 32. oder 33. Kilometer. Bis dahin galt es die letzten Körner für die Schluss Offensive zu sparen.

Col del Prat

Weiter aufm Prat-en-col

Einige Läufer begegneten mir. Aber alles nicht der Rede wert. Was ich damit sagen will, es war einsam hier hinter unter den Radiergummis. Zwei „Geheimwaffen“ hatte ich noch für die letzten 8 Kilometer aufgespart. Die Kilometer, die dann auf Kieselweg und Asphalt zum Tempolaufen einladen: meine Kopfhörer steckten noch im Rucksack und auch das 2. Energiegetränk war für eine besondere Schwächephase oder den finalen Endspurt reserviert. Schwächephase gab es nicht oder alles gleich schwach oder wie man sagt.

Dennoch wollte ich schon vor dem Asphalt ein wenig Tempo machen bei km 32 „stand“ ich dann „neben“ mir und redete auf mich ein, dass ich jetzt eigentlich mal durchlaufen sollte.

Und so tat ich das dann die letzten 12 Kilometer. Keine Hiking Abschnitte mehr. Einfach nur noch mindestens ein Bein musste vom Boden weg. Erstaunlich, was so ging. Ich traf sogar noch den ein oder anderen Läufer. Die rückwärtige Absicherung durften jetzt andere übernehmen. Nach dem Refuge de Binifaldo wieder ein Stück Asphalt, was der Muskelauflockerung ganz guttat. Ehe man sich so dran gewöhnte, wars dann auch schon wieder Trail, was da unter den Laufschuhen zu spüren war. Wald, und Wald, und Waldweg. Garniert mit dem ein oder anderen Stein. Vorsicht war jetzt das oberste Gebot, wollte man nicht so kurz vor knapp eine gepflegte Frühjahrsverletzung erhaschen.

Schlußßsprit aufm Trail, dann nur noch Asfalto

Endlich, das letzte Teilstück durch den Wald war erreicht. Links unter uns bereits eine Zufahrtsstraße zu einer unbekannten Finka. Der Weg der letzte Kandidat. Aber es hatte ein Ende. An diesem wird ein kleines Gatter passiert und man ist drauf, drauf auf dem Highway to Finish Line.

Schnell noch das finale Energy Getränk aus dem Campingbeutel gefingert und es lief. Laufen, trinken, laufen, trinken. Noch 8 Kilometer zeigte die Fenix. Und es lief besser als erwartet. Immer schön eine 7-er Pace. Jetzt auch nicht so der Burner. Aber konstant und stetig, das war wichtig. Nach 3 Kilometern, wir liefen mittlerweile am Fluss entlang, eine gepflegte Kletterstelle. Hinauf auf die Trockenmauer und das fehlende Stück Fluss Trail umgehen. Hinunter noch abenteuerlicher als hinauf. Geschafft. Dann waren es nur noch vier.

 

Fluss

Ich konnte das Ziel schon riechen, als wir 3 Kilometer vorm Ziel den Weg neben der Ma10 (Fahrstraße von Kloster Lluch) verließen und auf neuem Weg uns dem Plaza de Major, dem Zielbogenaufstellort, näherten. Ich war gepflegt am Joggen. Dann doch wieder die 6 vorne dran bei der pro Kilometer überbrückten Zeit.

Der Zielsprecher schallte schon durch die Gassen, als ich den alten, traditionellen Stadtkern erreichte. Wunderschön hier. Spontanbejubelung ist hier garantiert und so gehören die Letzen 600 Meter zu denen, wo alle Anspannung der letzten knapp 8 Stunden von dir abfällt.

Letzte Kurve, Zielspalier, Zielbogen. Fertig. Nach

7:53 Stunden

hatte ich das Tagesziel erreicht.

Wunderschöner Lauf, super Organisation. Mann ist gedanklich schon wieder in 2021. Danke alle Verantwortlichen und den viele Freiwilligen Helfern für einen großartigen Samstag in der Tramuntana. 

 

Die offizielle Ergebnisliste gibts hier: Ergebnisse CXM Serra Nord 2020 Copyright by Elitechip.net

 

Impressionen einer Samstagstrailerei

Erwärmung zum Le Ofre hinauf

Blick zurück ist hier Pflicht … Tal von Soller

zweites Oben … km 7,2

never ending levada

Puig Major

Gras … ähhh Gorg Blau

Dreamteam

Immer schön den Aufstieg suchen …

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