Ankunft in Chamonix – TDS 2015 – wir starten dann mal

Freitag 21. August 7:00 Uhr. Ich sitze im Flieger.Im Flieger nach Chamonix.

Ganze zwei Monate musste ich auf diesen Moment hintrainieren. In 5 Tagen startet mein Jahreshighlight. Der TDS im Rahmen des UTMB. Mein bisher anspruchsvollstes Rennen. Die Distanz habe ich fast schon einmal bewältig, beim Utratrail de Sierra de Tramuntana. Die Höhenmeter fast erreicht beim Mont Blanc 80k vor knapp 8 Wochen und die Leidensfähigkeit beim letzten, nein allerletzten langen Lauf in der Sierra Nevada des Ostens am Tollensesee am vergangenen Wochenende getestet. Bei über 30°C, schwül warmer Luft und keinen VPs. Sicher war ich nur 4 Stunden unterwegs, fühlte mich allerdings bereits nach 15 Kilometern wie Les Bois nach 14 Stunden Laufzeit in den Bergen rund um den Mont Blanc.

Aber was ist schon ein Jahreshighlight für einen trailrunner. Eines jagt das andere. Lauffreude will gestaltet und gelebt werden und das tue ich in diesem Jahr. Mein fünfter großer, spannender, besonders schöner Lauf trifft es da wohl schon eher.
Nach der großen Runde durch die Tramuntana im April gelang die Regeneration bis zur Transvulcania nicht wirklich gut. Zu schnell, zu viel, zu intensiv waren die Einheiten nach einmal Gebirgsquerung. Der Körper nimmt sich seine Ruhe und dies tat er dann bei der Transvulcania auf unserer Lieblingsinsel im Atlantic. Die „langsame“ Inselquerung tat dem Körper gut. Drei Wochen danach konnte ich bereits meine schnellste Horizontale rund um Jena laufen. Schnell und schön. Euphorisch, als ich unter den Top 1 das USV-Sportgelände wieder erreichte. Mann zehrt davon. Noch dazu nach sechs Starts in Folge über die 100 Kilometer.
Mein Déjà-vu  erlebte ich schließlich beim „Mont Blanc 80 Kilometer“ 4 Wochen danach. Noch nie zuvor hatte ich solche Anstiege erlebt, wie den auf den Col de Terasse. Hochstapfen im Schnee mit über 70% Steigung. Downhill im Schnee. Ich war nach 50 Kilometern, die gute Hälfte war geschafft am Ende meiner Kräfte. Physisch und mental war es keine Sternstunde. Aber traumhaft schön. Sehr oft erinnere ich mich an die spontane Rast auf dem Col de Balme, das Fotos von dort hängt jetzt in unserem Schlafzimmer in Überlebensgröße. Die Kraft kehrte zurück bei diesem Anblick. Es war überwältigend. Das ich hier oben, laufend erreicht, sitzen durfte. Besonders motivierend meine liebe Bodencrew, die mich nach 72 Kilometern erwartete, mich auf die letzten 1000 Höhenmeter und eine verbleibende Halbmarathondistanz schickte. Danke für den Empfang im Ziel nach über 20 Stunden Laufzeit und 6200 Höhenmetern. Das war eine wahre Grenzerfahrung.
Und nun also soll es die 120-er Runde um den Mont-Blanc werden. Über 7300 Höhenmeter müssen bewältigt werden. Wobei die Schlüsselstelle zwischen Kilometer 50 und 66 liegen soll. Ich werde es erfahren. Habe 33 Stunden dafür Zeit. Hoffe natürlich, dass ich mich nicht mit Cutoff Zeiten plagen muss und den Lauf entspannt, also schmerzerträglich, laufen kann.
Der Spagat ist wohl gelungen. Der zwischen Regeneration einerseits und noch einmal Formaufbau andererseits. Ich habe den Umfang bewusst reduziert. Wert habe ich gelegt auf die Doppeldecker am Wochenende (2 lange Läufe hintereinander) und das Durchlaufen unter allen Umständen. Nur knapp 9000 Höhenmeter habe ich in diesen 7 Woche zusätzlich gesammelt. Dafür aber Sandpisten und verwurzelte Trails ins Training eingebaut um die Fuß- und Unterschenkelmuskulatur zu stärken. Das linke Knie, mein offensichtliches Dauerthema in diesem Jahr, kann wieder tapefrei benutzt werden. So hat Mann immer seine Baustellen.
Eine Hitzemarathon gab es noch auf dem Weg zum TDS. Unser Heimmarathon um den Kummerower See wurde wieder bei Temperaturen um die 30°C mit immer hin neuer Bestzeit (lesen ja die Asphalties immer so gern 😉 ) gelaufen. Holzmedaille bei dem wohl kleinsten Marathon der Welt. Trotzdem musste ich bis zur Siegerehrung warten. Hier kriegt jeder was …. Gleichmäßig durchgelaufen. Zielpace perfekt getroffen und am Folgetag hat die Kraft noch für einen 30-er gereicht. So trainiert das Nagetier für die Berge und die tagesfüllenden Trailruns.
Mein heutiger Flieger setzt zur Landung an. Meine ausgleichende Hälfte begleitet mich die aufregenden TAge bis zum Start und muss mich dann meinem Schicksal überlassen. Aber einer muss ja die Brötchen verdienen 😉 Ich stelle mir das Bodencrews´dassein auch wirklich ätzend vor. Keiner weiß, wann der Kerl wo ist. Melden tut er sich auch nicht und wenn man ihn dann mal sieht, ist er fast wortlos wieder verschwunden 😉 So sind die Ultratrails diese Kontinents.
Ich werden stenografisch berichten. Berichten von den 10 Tage am Fuße des Mont Blanc. Nur vom 26.08. 06:00 Uhr bis zurm 27.08. xx:xx Uhr müsst ihr euch auf das Tracking eines Laufveranstalters verlassen. Mal schauen, was der alte Mann noch auf die Kette kriegt … Man liest sich 😉