Mehr am Meer?

Küste_am_langen_Berg

Naturgewalten zwischen Bansin und Ückeritz

Das Jahr hatte seine ersten Tage schon geschafft und wir waren es auch. Nach Jahren der Abstinenz sollte es mal das nahe Meer sein, das sich See nennt. Die Ostsee liegt eigentlich nur einen Steinwurf von uns entfernt, wobei die Anreise nicht über einen Highway erfolgen kann, was es dann doch wieder aufwendiger aber nicht unangenehm macht.

Die ganze Woche wurde regeneriert von der Regeneration, um dann am Wochenende endlich die Kilometer nur so purzeln zu lassen. Die Dunkelheit hatte sich gerade über die Insel gelegt, als wir im östlichsten der drei Kaiserbäder landeten. Routiniert wurden die Anmeldeformalitäten erledigt und gefühlt im hinaufgehen zum Meerblickzimmer schlüpfte ich in die Laufsachen.

Leichter Niesel und nebelschwangere Luft ließen die Schuhfrage mit dem einzigen Paar GTX-Schlappen schnell entscheiden. Und dann ging es auch schon los. War bis zum verlassen der Wohnung auf Zeit die Laufstreckenwahl noch unentschieden (flach oder trail), fiel die Entscheidung schließlich zugunsten des Küstenwaldes. Nach 500 Metern ist das einlaufen auf der Promenade beendet und es ging ein paar Stüfchen in den Wald hinauf.

Langer_Berg_vom_Strand

Blick hinauf zum langen Berg

Eine dünne Schneedecke hatte sich von den Niederschlägen der vergangenen Nacht abseits des Weges erhalten. Meine „Silva“ hingegen konnte auf dem Trail keine beachtenswerten Stellen entdecken. Es lief sich nahezu perfekt. Übersieht man nicht, der Forerunner hatte gerade den ersten Kilometer gespeichert, eine dieser quer zur Laufrichtung verlaufenden Wurzeln. In der Abwärtsbewegung besonders böse, gerade Fahrt aufnehmend.

Ich stoppte fasst zeitgleich zum Ereignis, solch ein Schmerz durchzog den rechten Fuß. Ich dachte, da unten ist etwas ganz Schlimmes passiert, solch ein Schmerz dominierte meinen ganzen Körper. Sch … Ein bissl wandern und es wird schon wieder gehen … Wie immer.

Bis zum nächsten Anstieg hatte das Blut zurück in den Fuß gefunden, das Taubheitgefühl war verflogen, wurde festgelegt und ein vorsichtiger Trab begann. Ja, es war schon anders, als gewohnt und trotzdem gings auf die erweiterte Runde bis zum Ende des Küstenwaldes. Hier dann funktionierte auch der Verstand wieder und ich kehrte auf kürzerem, als dem geplanten Weg zum Ausgangspunkt zurück. Nur noch gehend, konnte ich die letzten 500 m zurücklegen. Da geht das Kopfkino aber los. … Nein, ich war ganz leise 😉

Das Tape lag sicher und trocker zuhause, jedoch eine Binde ist im Laufrucksack ständig dabei. Diese fixierte als erste Maßnahme den Fuß. Glücklickerweise, was man so Glück nennt, war es nicht das Sprungelenk sondern der tiefer liegende Bereich.

Gespannt erwartete ich den nächsten Morgen. Keine extreme Schwellung, dafür erste Anlauffarben. Ich konnte auch wieder sicher auftreten, lediglich ein starker Druckschmerz ließ Vernunft aufkommen und den Samstaglauf in einen ausgedehnten Strandspaziergang wandeln. Die neuen Trailschlappen mussten eh eingelaufen werden. Dazu war der feste Sand bestens geeignet und der Fuß bekam die Durchblutung, die es zur Heilung brauchte.

Naturgewalten

Blick zurück – noch mehr Flut und wir müssen den Steilhang nehmen

Am Sonntag dann war auch der Druckschmerz ein geingerer, sodass berreits wieder mit einem Gewöhnungsjoggerchen geliebäugelt wurde. Jedoch war ich mir, je näher der Startzeitpunkt rückte, dann auch nicht mehr so sicher ob meines Vorhabens.

Schließlich konnte ich mich aber durchringen. Laufen am Tage. Laufen in der Ebene und laufen mit Gleichgesinnten machten irgendwie Sinn. Meine Laufbegleitung des Tages war jedoch eine gute Weile vor mir in Richtung polnischer Grenze aufgebrochen, sodass ein gemeinsamer Lauf nur auf den letzten Kilometern wahrscheinlich wurde. Irgendwann mussten wir uns begegnen und dann konnten wir immer noch gepflegt und gemeinsam zurücklaufen.

Die ersten Meter waren … sehr hölzern. Ich hatte den Fuß mit den SealSkinz Socken und den „XT-Slab-6“ ans Bein geschweißt. Seitliche Bewegung eigentlich nicht mehr möglich. Und so kam ich dann auch so langsam in den gewohnten Rhythmus. Als ich am Ortsrand von Ahlbeck, km 5 war bereits überschritten, immer nicht den erwarteten Gegenverkehr sehen konnte, wurde die Grenze als Umkehrpunkt fixiert. Einen guten Kilometer später, die pace hatte sich bereits im hohen 4-er Schnitt eingepegelt, bekam ich dann endlich die ersehnte grüne Jacke zu Gesicht. Weitere 800 Meter später war der Umkehrpunkt erreicht.

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Grenze, die keine mehr ist.

Nun war klar, das es mit der erhofften gemütlichen pace nichts werden würde, wollten wir noch gemeinsam ins „Ziel“ kommen. Der Fuß zeigte keinerlei Widerstand und so kam es dann auch, wie es kommen musste. Ich musste durfte am Gas bleiben. Nach einer geschätzten Ewigkeit hatte ich dann mein „Ziel“ wieder im Blick. Ganze 300m vor dem Startpunkt konnte ich Corinna endlich einholen. Man, war ich langsam 😉 Der Tempolauf so nicht geplant, setzte dann doch noch einmal einen Trainingsreiz in der sonst so trostlosen Sportwoche, die ihren Namen nicht verdient. Schmerzen am gefärbten rechten Huf gab es auch keine … alles richtig gemacht.

Heute nun gings erst mal zur Physiotheraphie. Zu allem Glück krieg ich auch noch den linken Arm nicht mehr hoch. Sicher zu lange im Bett gelegen 😉 , ereilte es mich am Sonntag nach dem Aufstehen. Irgendjemand will irgendetwas verhindern. Aber wer kann uns Läufer schon aufhalten? Alles im Fluss, wenn ich momentan etwas lange unter Wasser bin, gelegentlich. Eine erfolgreiche Laufwoche wünsche ich allen Blogger und solchen, die sie lesen.

Die Laufstrecken des Wochenendes gibt es hier und hier.

Das besondere Highlight der Woche wollen wir mal nicht unerwähnt lassen. Die Organisatoren des UTMB haben meine Bewerbung zum Bambini-UTMB, dem CCC zugestimmt und ich werde 100 km ums Mont Blanc Massiv laufen dürfen. Am 29. August diesen Jahres. Ein schöneres Geschenk zum 50-zigsten kann es doch eigentlich nicht geben?!

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