Marathon unter 4 Stunden

Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen. Ein weiteres Mosaiksteinchen wurde heute zur optimalen Vorbereitung auf den Röntgenlauf am 31.10.2011 hinzugefügt. Die langen Läufe werden langsam ultralange Läufe. Nachdem in der vergangenen Woche kurz unterhalb der Marathondistanz der Break kam, ging es in dieser Woche erstmals darüber hinaus. Doch auch diese Stufe stellt nur einen Zwischenstatus dar. Die endgültige Trainingslänge wird erstmals in der kommenden Woche gelaufen: 50 km heißt die magische Zahl.

Heute nun der 45-er Lauf, der ab und an mal einen schnelleren Kilometer enthalten sollte. Darauf konnte ich getrost verzichten, denn meine schnellen Kilometer waren die kleineren und größeren Hügel, die es zu erklimmen galt. Das Wetter zeigte sich von seiner grauen Seite. Doch ehe ich das Frühstück verdaut und meine sieben Sachen in den „Rucksack“ geworfen wurde es dann auch bereits 10. Der Familienrat hatte sich bereits auf Spätmittag verständigt, sodass es in dieser Frage nicht zum großen Disput kommt.

Wenn alles rennt, was in der Wohnung wohnt, findet man auch leichter einen Kompromiss.

Mein „Campingbeutel“ wird aber auch von Mal zu Mal schwerer. Heute hatte ich über 3 Liter Wasser gebunkert und noch eine Geheimwaffe, die Flügel verleiht, fürs leibliche Wohl eingepackt. Eine PowerBar und 3 PowerGels komplettierten das Frühstückssortiment. Mir bleibt aber auch nicht wirklich eine Alternative, wenn der längere Ausflug als Sightseeing-Event gestaltet wird. Ich wählte die Runde vom vergangenen Samstag. In der Hoffnung, dass die Überflutungen zurückgegangen sind befand sich das Endziel nun bereits in Malchin. Das Rückholkommando (dickes Dankeschön an die Rennschnecke) hatte damit wieder ein paar Minuten weniger zu opfern.

Bald ist die Runde komplett (erlaufen) - Copyright by gpsies.com

Die ersten Kilometer gingen heute gar nicht. Ich befürchtete schon Schlimmeres, hatte ich doch vorm Start eine Schupfenattacke, die sich gewaschen hatte. Ich schwitzte, trotz der angenehmen 14°C Lufttemperatur. Auch meine, bis dahin nicht für lange Läufe getestet, Laufmütze vermochte den Schweiß nicht von den Augen fernzuhalten. Alternative Stirnbänder wurden ersonnen. Irgendwie fand ich dann mit dem Deckel eine Lösung, die nicht weiter nervte und als ich nach Wüstgrabow einschwenkte, kam auch endlich der ersehnte Wind, der die notwendige Abkühlung einleitete.

Mein Lauftempo sollte konstant, aber nicht zu hoch sein. Die 5:52 min/km der vergangenen Woche waren dann doch etwas langsam, sodass ich meinem virtuellen Partner erst mal eine 5:45 verpasste. Nicht lange und ich hatte meine 500-er Runde auf ’ne 2:47-2:50 „geeicht“. Das sollte passen. Schnell war das erste Waldstück erreicht und die Erwartung hoch, wie es sich nach dem Blätterdach darbot, wegetechnisch gesehen. Dort, wo in der vergangenen Woche noch kleine Seen zum Springen (auch gelegentlichem Tauchen) animierten, war belaufbarer Untergrund zurückgekehrt. Auch die Ortsumgehung in Grammentin war wasserfrei und nun zu nutzen. Dies ließ hoffen, dass auch der Aalbuder Damm abgetrocknet. Doch bis dahin hatte ich noch 12 Kilometer vor mir. Schnell erreichte ich Neu-Sommersdorf und der Blick auf den Kummerower See war frei. Interessanter natürlich die Wolkensituation über ihm, denn auf Regen hatte ich, trotz Wechselsachen auf dem Rücken, überhaupt keine Lust. Und es sah wirklich gut aus. Ich passierte Sommerstorf und schwenkte auf den Trail nach Meesiger und weiter über Gravelotte nach Verchen ein.

Im knöchelhohen Gras bewährten sich erstmals die kurzen Gamaschen, die ich heute angelegt. Gras und kleine Samenkügelchen im Schuh leisten wirklich einen Bärendienst. Heute hatte ich vorgesorgt. Ich schwebte über die Hügel, war wirklich stolz auf mich und … meine Pace erstmalig konstant um die 5:45 min/km. Ob Auf- oder Abstieg. Das ein oder andere Mal spannte die Oberschenkelmuskulatur schon gewaltig. Die kurzen knackigen Anstiege haben es in sich. Aber alles ging gut, das angestaute Laktat baute sich zügig ab und so erreichte ich nach 2:15 Stunden und 24,25 Kilometern die Fähre an der Aalbude.

Kurze, knackige Anstiege, wenns denn geht, herrlich

Das Hochwasser hatte sich verzogen, sodass ich am Imbiss nach einer leckeren Cola Ausschau hielt. Leider gabs nur Eistee, aber auch das ein willkommenes Leckerli. Motivation braucht der Läufer und dies war eine solche. Der Fährmann kam auch gleich angesaust und nach wenigen Minuten, die GELs wechselten ihren Standort in die Laufhose und die Powerbar verschwand im Magen, war ich auf der anderen Seeseite angekommen.

Auch hier, fast normale Wassersituation und meine Laufschuhe blieben fürs Erste trocken. Ich wechselte vom Laufsteg aus Brettern auf den Asphalt des Dammes nach Kürzerhof. Bis auf eine kleine Strecke kam ich trockenen Fußes in den Wald. Hier durfte ich erstmals am Eistee naschen, Kilometer 28 war erreicht. Ich steckte mir ein neues Ziel und das hieß Neukalen. Ich durfte nicht an die Enddistanz denken, zu ehrfürchtig erschien die 45 vor meinem geistigen Auge. Ein paar Radler grüßend lief ich wie ein Uhrwerk im bekannten Tempo und selbst die kleinen Wellen in Warsow und Neu-Warsow gingen im 5:40-er Tempo über die Bühne.

Kurz vor Neukalen musste ich dann doch noch mal die Motivations-KEULE auspacken. Es befanden sich jedoch keine Menschen in der näheren Umgebung … und es half. Recht fix und unspektakulär passierte ich hinter Neukalen die 35 Kilometermarke und ehe ich mich versah, stand ich auf der Landstraße L20 in Richtung Gülitz. Hatte ich bei km 30 noch mit einer Alternativroute (weniger Anstieg) geflirtet, war hier die Erbse wieder auf Trainingsreiz gestellt. Der Anstieg begann mit 5 Minuten Zeitvorsprung auf meinen virtuellen Partner und endete mit 5:30 min im Plus. Ich konnte mich wirklich super motivieren und auch die Geheimwaffe (Redbull) tat das Seinige dazu.

In Gülitz erreichte ich km 40 und der letzte „Anstieg“ kam ins Blickfeld. Verwachsen, verwachsener, Weg nach Jettchenshof. So könnte man den Begriff steigern. Ich machte mir um meine Lauflinge ernsthafte Sorgen, da ich die Wurzeln und Steine unterm Gras nicht sah und so mehrfach die Balance verlor. Glücklicherweise währte das „Leiden“ nicht allzu lange. Am Wildgatter orderte ich die Bodencrew. Die Uhr zeigte 3:52:xx kurz vorm 41. Kilometer. Der Kopf spielte jetzt ein bisschen verrückt und war der Auffassung, den Marathon unter 4 Stunden laufen zu müssen. Meine Beine folgten und ich flitzte im 5 Minutentempo (Tendenz steigend) gen Malchin. Der Heuweg endete, die Absperrung wurde (leichtsinnig) übersprungen und auf dem Radweg erreichte ich in 3:59:55 Std. die magische 42.2 Kilometermarke. Irgendwie verrückt, oder? Einen Freudenschrei wars mir wert, bevor ich im 5:30-er Tempo dem Zielpunkt in Malchin entgegenstrebte. Das hässlichste Stück Laufstrecke, wie ich finde. Immer am Piseeder Damm entlang. Am „Ford“-Autohaus, dem verabredeten Treff, stand bereits der Schwarze, als die Uhr den 45. Kilometer signalisierte.  Punktlandung.

Meine Speisen- und Getränkeversorgung war heute wirklich optimal, sodass ich wirklich „entspannt“ ankam. 45,05 km in 4:15:30 Std. bei 77 % HFmax macht einen Kilometerschnitt von 5:40 min/km (höhenbereinigt 5:38). Zielstellung erreicht. Die Trainingsaufgabe für morgen ist aufgrund der Planänderung noch nicht ganz ausgereift … Gelaufen wird jedoch in jedem Fall.