Kernberglauf

rechts die Lobdeburg

links der Johannisberg

Bereits zwei Tage sind vergangen, als sich dieser grandiose Blick bot. Ich betrat gegen halb elf den Fahrstuhl, um meine RECOM-Einheit zu absolvieren. Genau ins Kernberggebiet sollte es gehen. Ich hatte bereits in meiner Heimat den BERG-RECOM versucht und war gescheitert. Also versuchte ich einen langsamen (auch extensiven) Dauerlauf mit (selbstregulierendem) regenerativem Tempo am Berg 😉

Das Wetter war nicht mehr zu toppen. Und selbst ich, der sonst den halben Laufklamottenschrank mit auf Reisen nimmt, hatte sich nicht auf 11°C im Schatten eingerichtet. Friert man wenigstens nicht. Auf den Trinkrucksack wurde natürlich trotzdem nicht verzichtet, obwohl es nach grobem Überschlag nur an die 11 Kilometer werden sollten. Ein Wechselshirt und die technischen Helferlein woll’n ja auch verstaut sein. Ich hatte so die Hände frei, der Kopf war es sowieso.

Bereits nach Passieren der Uni-klinik war das ebene Teilstück des Laufes erledigt. Ich mühte mich auf dem Weg der Saalehorizontale-Staffel zur Lobdeburg hinauf. Dabei gilt das erste Stück als Warmmacher, bevor es dann wirklich heftig zur Ruine hinauf geht.

letzter Anstieg?

Ich war bereits 1,5 Kilometer unterwegs und hatte die ersten 150 Höhenmeter hinter mir, als dieses Foto entstand. Und es war noch nicht die Ebene erreicht. Jetzt wusste ich endgültig Bescheid und hatte sogar den Ehrgeiz, das wesentlich steilere Stück zum Rastplatz laufend zu überwinden. Beim guten Vorsatz blieb es, hatte ich doch bereits das Gefühl … ich hab gar keine Oberschenkel.

Immer noch konnte ich mich mit dem Berg nicht wirklich arrangieren. Langsames, entspanntes Laufen spukte in meinem Kopf herum. So war es auch nicht verwunderlich, dass ich für die ersten 2,3 km ganze 17 Minuten brauchte. Hmmm. Was hatte ich da gemacht? Bilder auch.

Das große Krabbeln

Weiter gings am Ende des Anstieges mit dem, was man welliges Profil nennt. Ich fand wieder Spaß am Lauf, denn die großen Herausforderungen waren vorbei, so der Glaube. Nach 3,5 Kilometern erreichte ich dann die Krabbelstelle, die mich von der mittleren auf die obere Horizontale brachte. Hier lief selbst zur Saalehorizontale-Staffel keiner mehr.

Nun ging es relativ entspannt durch herrlichen Mischwald auf wunderschönen Waldwegen. Eine Karte brauchte man hier nicht, war doch das markante „SH“-Zeichen weithin sichtbar. Irgendwann verspürt der immer flacher werdende Schritt einen Kieselweg unter sich. Jetzt war es nicht mehr weit, der langen Gerade zum Fürstenbrunnen (endlich bergab) zu folgen.

Das "Dach" war erreicht.

Ich wähnte mich nun auf der entspannten Hälfte des Ausfluges. Da ich die Laufstrecke nicht vorher vermessen konnte, musste ich der Beschilderung glauben. Als ich kurz vorm Fürstenbrunnen in Richtung Johannisberg-Horizontale einbog, glaubte ich „Lobdeburg 5 km“ gelesen zu haben. Vielleicht hatte ich mich auch geirrt.?

Mit Treppen hatte ich gar nicht gerechnet

Ein laubbedeckter Singletrail brachte mich stetig an Höhe gewinnend durch den wunderschönen Laubwald. Irgendwie hatte ich dieses Teilstück flacher in Erinnerung. Ich rauchte die folgenden 2 Kilometer, um mich mit dem Höhengedanken abzufinden. Meine Beine schmerzten und durch das ständige Auf und Ab kamen sie auch nicht in eine Entspannungsphase.

Pennickental

Bei Kilometer 7 las ich wieder ein „5 km“ Schild. Hmmm. Damit warens dann bereits 13 km bis „nach Hause“. Als ich oberhalb des Pennickentals einen ersten freien Blick genießen konnte, war die zwischenzeitlich verschüttete Lauffreude zurückgekehrt. Es lief wieder. Zum steten „Klettern“ kam der doch technisch recht anspruchsvolle Kurs.

Ich war es ganz einfach nicht mehr gewohnt, anspruchsvoll zu laufen. Vor allem hatte ich mich vor dem Lauf nicht vernünftig auf Berg eingestellt. Je länger ich jedoch unterwegs war, um so mehr konnte ich den Lauf auf dieser einzigartigen Laufstrecke genießen. Hinter jeder Biegung bot sich ein neuer, grandioser Blick. Und keine 30 Zentimeter neben den Füßen gings steil abwärts.

Johannisberghorizontale

Fehltritte sollte es hier nicht geben

Das beschilderte nächste Ziel war nicht zu sehen, lediglich Lobeda West lugte ab und an zwischen den Bäumen hindurch. Ich hatte mittlerweile die Johannisberg-Horizontale erreicht. Die Tiefblicke ins Tal ließen alle Schmerzen vergessen. Ja, es gab wirklich schmerzende Muskulatur. Jedoch hatte ich mich nun auch mental auf den Berg eingelassen und somit war alles im grünen Bereich.

Wieder bestätigte sich die alte Weisheit: Bergtraining kannste nur am Berg machen. Hügel sind dazu einfach nicht geeignet. Ich beneidete die Bergläufer, die solch ein herrliches Laufgebiet vor der Nase haben. Eine gute Fügung auch, dass ich von Zeit zu Zeit hier trainieren kann.

Steiler, gefährlicher Abstieg

Nach zwölf Kilometern war der Wald ganz plötzlich zu Ende und eine scharfe Rechtskurve brachte mich hinunter zur verfallenen Burgruine. In gut 2 Minuten flog ich den Hang hinunter und kam erst an der Schranke zum Stehen. Meine Fußnägel sahen dann auch dementsprechend aus. Spaß hat es in jedem Fall bereitet und schreit in jedem Fall nach Wiederholung.

Der verbleibende Kilometer wurde im lockeren Schritt als regenerativer Abschnitt gelaufen. Der Einzige, der knapp 14 Gesamtkilometer. Ich hatte mich bei meinem Vorhaben ein wenig von falschen Vorstellungen leiten lassen. In Summe hatte ich dann doch 500 Hm zurückgelegt. Einzig das Tempo lag mit 6:10 min/km im Zielbereich. 🙂 Der Herzschlag leider (?) mit 10% über dem Gewünschten. Was sind schon Wünsche?

Die Entscheidung für ein Bergwochenende würde ich trotzdem wieder so treffen. Viel zu beeindruckend und anhaltend waren die Erlebnisse im Muschelkalk und rund um Stadtroda.

500 Hm auf 13,75 km