16. Marathon „Rund um den Kummerower See“

Seit meiner Rückkehr aus „Transvulcanien“ betreibe ich einen, wie ich finde, recht systematischen Formaufbau. Dabei gehts in erster Linie nicht um Pace sondern um Belastungsresistenz. Stufenweise werden die Umfänge erhöht und können mittlerweile auch als ausreichend für die Bewältigung längerer Distanzen gelten.

Trainingsaufbau nach TVAuch in dieser Woche wurde das Training kontinuierlich weitergeführt. Die Temperaturen unterhalb von 30°C erlauben auch schnellere (um die 5 min/km) Einheiten. Nach Umstellung des Training auf 6 Einheiten die Woche gibt es auch keine Beschwerden, sodass ich es erst einmal dabei belassen werde. Auch die aufeinanderfolgenden längeren Läufe am Wochenende haben sich bewährt und bleiben erst mal so.

Jedes Jahr, am letzten Wochenende im Juli, zum Lichterfest findet rund um den Kummerower See ein Marathon statt. Bereits im letzten Jahr hatte ich damit geliebäugelt, konnte allerdings verletzungsbedingt nicht antreten. Das ewige Leiden mit meiner linken Fußsohle. Auch in diesem Jahr noch nicht vollständig „verheilt“ traute ich mich trotzdem mal an die Startlinie, zumal die Distanz mit 38 Kilometern nicht soooo lang war.

Es sollte sich jedoch zum Vorstartbriefing herausstellen, dass die Laufstrecke modifiziert wurde, um endlich an die 42 Kilometer heranzukommen. Hmmm, zu ändern war es nun auch nicht mehr, was sind schon 4 Kilometer … dreimal getrunken und die sind auch geschafft.

Meine nummerPünktlich um 11 Uhr, die Sonne hatte ihre Heizleistung jenseits der 40 °C aufgeregelt (32° im Schatten) erfolgte der Start durch die amtierende Lichterfestkönigin. Schnell war der Start- und Zielort Neukalen verlassen und wir folgten dem Radweg um den See. Ich wollte es ruhig angehen lassen und war trotzdem überrascht, am Ende des Feldes zu sein. Schnell war das abgestellt, die 5:06 min/km für den km gefielen hingegen gar nicht. In Kützerhof gabs das offizielle Futterhäuschen. Welches es nun war, kann ich gar nicht sagen, dann auch die Einheimischen hatten privaten Süffelstände aufgebaut. Auch mit Gartenschläuchen wurde für Abkühlung gesorgt. Herrlich.

Die lange Gerade zur Aalbude war vom dienstägigen 22-er allzu bekannt. Der Asphalt gaste, es war eine Sauna ohne Aufguß. Die erste Übersetzstelle war nach 9,5 Kilometern erreicht, wo die Peene mit Fähre überquert wird. Innerhalb 1 Minute hatte ich die Seite gewechselt. Irre Leistung auch vom Fährmann!!!

An Bord gabs dann noch Getränke … all inclusive Überfahrt. Weiter gings in langer Runde durch Verchen und an dessen Ortsrand wurde der Trail am Ostufer des Sees erreicht. Auch hier stand die Luft, dennoch trailte es sich wunderbar. Lediglich kurz vor Gravelotte musste ich einen Gang zurückschalten. Am Bierwagen der heute eine kleine Naschecke für die „Ihr seid Verrückt“en eingerichtet hatte, wurde schnell eine Banane und ne Cola gezockt und weiter gings über den Strand in die unmittelbare Uferzone. Wer hier den Weg nicht kennt, hats schwer. Zu viele Badende versperren die Sicht.

Es ging immer schweren, der Trail wurde es auch, die Beine müde von der Woche. Also langsame Kraft voraus, ich musste keinem etwas beweisen. TOP 10 wurde es sowieso, wegen der geringen Starterzahl. Sicher hatte der ein oder andere sich kurzfristig für die 20-er oder die 14-er Strecke entschieden. Halbe Seeumrundung geht doch gar nicht, oder?

Am vorjährigen Abzweiger nach Sommersdorf wurde in diesem Jahr an der Coast weiter gelaufen. Bisher alles bekannte Strecke. Sehr technisch, der Pfad. Nicht so optimal fürs Füßlein. Somit hielten sich die Blicke auf den See auch in Grenzen … Holzauge hatte auch den Weg zu achten. Am Sonnenstrand in Sommersdorf war der erst beste Wasserhahn meiner. Ich war mehr als ausgetrocknet nach dem Lauf in der schattenosen Graswüste. Wenig später folgte ein Gartenschlauch und kaum abgetropft ein Süffelstand.

Weiter am See entlang … Neuland für mich und überrascht, einen führerlosen Getränkepoint zu finden. Sicher wieder einer dieser zahllosen privaten Versorgungspunkte. Presse und Radio hatten die Anwohner aufgerufen, erfolgreich, für Abkühlung zu sorgen.

Zeitungsartikel

Copyright by „Nordkurier“ (2013-07-25)

Eine lange Asphaltstraße, km 20 war erreicht, brachte mich vom Seeweg auf die Ringstraße um den See. Endlose Asphaltkilometer standen bevor. Und ich war mehr als geschwächt. Wieder keine schattenspendende Bepflanzung. Das oberkörperfreie Nagetier war unausweichlich. Das laue Lüftchen hatte nun ungehinderten Zugang … vor allem mental ein Gewinn. Ich machte den Anton heute.

Kleinere Wellen brachten mich nach Kummerow, wo der Ort komplett durchschritten, ein Wassereimer am Ortseingang entleerte sich über meinem Körper, wurde. Auf der endlos scheinenden Gerade dann wieder eine spontane Geste einer Anwohnerin. Sie hielt mit dem Auto an und fragte, ob ich einen Schluck Zitronenbrause wollte. Sie entschuldigte sich sogar noch für das fehlende Eis. Danke dafür, ganz großes Tennis!

Kummerow verlassend wandte ich mich nun wieder auf bekannten Pfaden in Richtung Leuschentin. Der Radweg sonnenüberflutet wechselte ich auf die Fahrstraße und konnte ein wenig Schatten erhaschen. Der Trinkrucksack nun wieder mein bester Freund, wenn er auch den stofffreien Körper ein wenig wundete. Was solls, Hauptsache den über 40° keine Zermürbungschance lassen.

In Leuschentin wieder Wasser aus Becher und Badewannen der Anwohner. Ihr seid der Hammer!!! Kurz vorm Ende des Dorfes gings auf endlosen Weg (schnurgerade ohne Ende) zum Moorbauern hinunter. Dort sollte ich meine Radbegleitung treffen. Sicher wartete sie bereits recht lange, denn von der Streckenverlängerung war ihr nichts bekannt. Zu meiner Überraschung sah ich am „Horizont“ 2 Läufer. Recht schnell kam ich näher, ich pace-te wieder in erträglichen Regionen. Auflaufen beflügelt immer und überlaufen noch mehr. Keine Probleme auf meine Anfrage. Bei den subtropischen Temperaturen sollte mal immer mal fragen, ob alles gut. Auch Wasser war nicht notwendig, also wurde die erste Frau passiert und der nächste Einzusammelnde ins Visier genommen. Zuvor wurde noch ein Futterhäuschen geplündert. Es gab Cola und Banane. Ein Energieschub war dringend notwendig. Der letzte Kilometer vor Bootpassage 2 wurde noch mal auf Supertrail gelaufen.

Ueberfahrt 2Wir bestiegen das Rettungsboot der Feuerwehr und ab ging die Luzi in wilder Fahrt. Wir bewegten uns einige Meter auf dem Kanal entlang. Der Gashebel des Rettungsbootes auf (fühlbarem) Anschlag. Bereits von Weitem erkannte ich meine Radbegleitung, was Laufrucksack loswerden und damit weniger Scheuerstellen auf dem nackten Rücken und RedBullCola bedeutete.

Endlich zogen sich die verbleibenden 7 Kilometer auf dem Radweg entlang. Die Sonne hatte ihre Hochleistungsphase und ich war irgendwie total ausgepowert. Trotzdem kehrte ich zu meiner Anfangs-Pace zurück. Lediglich mit einigen Hügeln kam ich anfangs nicht klar. Der Salemer „Berg“ war dann die letzte Bastion. Ich konnte nun den Zielort sehen, den ich in gut 3,5 Kilometern erreichen sollte. Immer wieder reicht Corinna Wasser und Durchhalteparolen. Da war er endlich, der letzte Anstieg vor Neukalen. Kurz zuvor wurde mein gesundheitliches Wohlbefinden, wie mehrfach unterwegs, von einem heranfahrenden DRK-Fahrer abgefragt. Corinna antwortete, denn ich tunnelte bereits in Richtung Ziel.

fertschDer Ortsrand war erreicht. Drei Krankenwagen kümmerten sich um einen kollabierten Läufer. Ich hingegen wurde immer schneller, je näher die 42 auf der Distanzanzeige rückte. Runde 83 wurde gespeichert. Die Hafenstraße gehörte mir allein. Ich konnte das Festzelt im Neukalener Hafen sehen, als ich die letzte Kurve nahm. Eine lange Zielgerade brachte mich endlich zum Startpunkt zurück.

Nach 4:12 Stunden überquerte ich glücklich und völlig ausgelaugt die Zeitmatte. Man war das ein Brett. Ich hatte mal wieder die Holzmedaille erlaufen. Erneut kein fetter Pokal und die waren wirklich fett, um Bier draus zu zischen … bin ja noch jung. Irgendwann schnapp ich mir einen von ihnen. Kilometer 127 in dieser Woche erledigt und km 527 diesen Monat. Ich bin nicht mehr zu bremsen …

Der Abend gehört dem Igelball. Die verklebten Faszien, die nach dem Trailabschnitt recht ordentlich funktionierten, sind zu lösen. Morgen heißt es wieder fit zu sein, für den üblichen Ausflug am Wochenende.

Für alle, die jetzt Lust am Seeklima verspüren, hier die Strecke: Klick mich.

Mitbringsel Kummerowser Seemarathon

Ergebnisse des Hitze-Marathons:

Ergebnisse Kummerower Marathon

5 Kommentare:

  1. Hallo Kersten,
    danke für den starken Bericht. Und Klasse, dass Du den Marathon so gut ins Ziel gebracht hast. Das war gestern wirklich alles sehr grenzwertig. Da ich schon öfter auf der Strecke (damals noch ca. 38 km lang) bei ähnlichen Temperaturen ziemliche Probleme hatte, entschied ich mich heuer für die 20 km. Das reichte mir vollkommen. Es war trotzdem anstrengend. Aber Ihr Marathonis war’t gestern die Helden! Dein Rücken sah wirklich schlimm aus, aber das heilt hoffentlich schnell!
    Ich gratuliere Dir zu Deinem Ergebnis!
    Viele Grüße auch an Deine Frau aus Demmin,
    Ramona

    • Easy going war es schon machbar. Da ich etwas hitzeresistent bin, war es gut zu ertragen. Lediglich der Asphalt verschluckt jeden Sauerstoff. Meine short Version am Sonntag von Salem nach Kummerow, kann ja nicht schwimmen 😉 , empfand ich anstrengender. Zumal ich eigenversorgt war. Trotzdem ein wirklich cooler Marathon, der seinesgleichen sucht. Muss mal ein bissl werbetrommeln. Kenne da ja noch ein paar Ultraläufer, die sicher Spaß an der Seeluft haben. Danke von der Rennschnecke für die Grüße. Ach ja, der Rücken … sieht schlimmer aus, als es ist. Dank Aloevera schon fast wieder gut.

  2. Kerstin Cools

    Hey Karsten
    von einer Lauffreundin bekam ich Deinen Bericht. Echt toll verfasst. Vielen Dank für das positive Feed Back. In den letzten Jahren gab es immer viel Kritik wegen zu kurzer Strecke und mangelnder Markierung. Das haben wir seit 2 Jahren versucht am Vortag einigermassen eindeutig hinzubekommen. Obwohl ich normal mit Hitze weiniger Probleme habe..und auch beim MT kaum „gehe“ (sonst) ..aber wenn ich Deine Worte lese, wird mir einiges klar. Jedenfalls Glückwunsch zum erfolgreichen Finish und auf ein Wiedersehen im nächsten Jahr !
    Kerstin

    • Die Markierung war wirklich nicht zu verfehlen. Flatterband ist für die naturnahen Strecken besser geeignet, als die Markierung mit Pfeilen, wie ich meine. Trotzdem ich die Strecke kenne, war die Zusammenstellung neu und trotzdem nicht zu verfehlen. Guter Job. Leider mutet sich nicht jeder die wunderschöne Strecke um den See zu, noch dazu um die Mittagszeit. Ich empfand es als machbar, wenn auch keine Bestzeiten zu machen sind. So ist Trail … Wenns gesundheitlich passt, wird natürlich 2014 wieder gelaufen. Auch eine Teilmarkierung kann ich mir vorstellen. Helfende Hände sind bei den kleinen, feinen Läufen immer gefragt und kann ja praktischerweise hinlaufen … Man sieht sich …

      • Hilfe können wir auf jeden Fall gebrauchen! Ich melde mich, wenn es soweit ist. Im Moment gibt es mit der Strecke (vor allem am Moorbauern) noch Probleme. Keine Ahnung, was sich da noch entwickelt. Wir schaun mal.
        Viele Grüße,
        Ramona

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