Letztes Aufbegehren – oder eher nicht

Er sitzt wieder in luftiger Höhe, fliegt wieder. Last call für dieses trailrunning-Jahr. So sollte es sein. Nach dem letzten großen (verpatzten) Highlight das Jahres, dem UTMB sollte es noch einen Ultratrail in Kataloniens Hauptstadt Barcelona geben.
Manchmal kommt es anders und anders sowieso, als man es sich am winterlichen Schreibtisch ausmalt.
Seit dem letzten Berglauf am Mont Blanc komme ich nur schwer auf die Beine. Fast 3 Monate habe ich die Erkältung, die mich eine Woche vorm UTMB erwischt hat, mit mir herumgeschleppt. Auskuriert ist auch anders und so gab es nur eine vernüftige Entscheidung. Saisonende und kein Ultratrail am Rande der Millionenmetropole.
Nach Barcelona geht es trotz alledem. Im Gepäck die Laufsachen, die nur eine kleine Strandrunde und/oder vielleicht auch den Montjuik sehen werden. Man wird es spontan entscheiden müssen. Wir werden trotzdem nach Barcelona reisen, so der Entschluss.

Schweren Herzens musste ich die Entscheidung vor zwei Wochen treffen. An ein vernünftiges, eher der Zielsetzung angemessenes Training war in der Vergangenheit nicht zu denken. Auch die anvisierten 76 km läuft man nicht aus der kalten Hose. Schade, dann eben beim nächsten Anlauf. Die Trails um die große Stadt mit großem Stadtstrandszenario laufen mir nicht weg. Letzte Woche dann noch der gezerrte Zwillingsmuskel an der rechten Wade. Der Körper meldet sich, wenn er genug hat.
Erfreuliches habe ich in dieser Woche trotzdem erfahren. Ich habe meine Laufpläne fürs kommende Jahr mit meinem Arbeitgeber abgestimmt. Um alles unter den Hut zu bekommen muss wieder ein wenig ge-sabatial-t werden. Neben viel gemeinsamer Zeit mit der Familie wird es auch viele Wochen einsamer Zeit geben. „Da kann ich nächstes Jahr gar nicht allein verreisen!“, so die Reaktion. Was anfangs unvorstellbar war, erweist sich mittlerweile als willkommene Bereicherung der Urlauberei.
Und man glaubt es nicht, wie viele Menschen man auf diesem Kontinent trifft, welche die individuelle Zeit mit sich genießen und trotzdem dann auch wieder die Familienzeit genießen. Bereits vor einigen Wochen habe ich mein Laufjahr 2018 vorgestellt. Der Mont-Blanc-80, der nun auch offiziell 90 km lang ist, steht in diesem Jahr aktuell nicht mehr auf dem Plan. Nach drei Jahren in Folge wurde ich nicht mehr ausgelost. Veränderung tut gut, ist wichtig und … im Stillen sogar gewünscht. Natürlich gesteht man das sich das niemals ein.
Stattdessen kann ich nun ohne Regenerationssorgen Anfang Juno zum Bluetrail nach Teneriffa reisen und Ende Juni den Elbsandsteintral (oder Malerweg nonstop 2.0) vorbereiten. Zahlreiche Läufer haben ihr (wirkliches) Interesse bereits bekundet. Außerhalb der sozialen Medien, bisher. Es wird ein Fest im Elbsandstein, im Juni.
Die Landung in Kataloniens Hauptstadt steht bevor. Die letzten Sonnenstrahlen bei Temperaturen um die 20 Grad Celsius sind für den morgigen Tag gemeldet. Reisender in Sachen Trail- oder auch wie dieses Coastrunning …
Das Schreiben ging auch schon mal flüssiger. Die Luft ist raus, die Enttäuschung überwiegt, noch. Auf ins neue Jahr. Viel Berg, viel Wüste, viel bekanntes unter neuem Blickwinkel. Das ist es, was mich im neuen Laufjahr erwartet. Saisonabschluss in Barcelona mit dem Lieblingsmenschen. Man liest sich.

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