Kilometro Vertical 2015

Die entscheidenden Tage, ursächlich für meinen Besuch um dieses frühe Jahresdatum, rückten schnell näher.

Es kann los gehen

Es kann los gehen

Am Donnerstag war es dann endlich so weit. Der Tag kann für nichts Laufendes benutzt werden, will man nicht beim abendlich startenden Bergrennen das totale Fiasko erleben. Ja, da habe sogar ich bereits erkannt 😉 Der Tag für somit für nichts Aufregendes aufgewendet. Nach den morgentlichen Urlaubsunwichtigkeiten schlenderte ich noch einmal zur Marathonmesse hinüber. Von meinem Hotel nur einen Katzensprung entfernt. Nein, ich brauchte an diesem Tag nichts. Obwohl einige Angebote schon verlockend waren. Das gesamte Laufschuhsortiment von „La Sportiva“ vorzufinden ist dann schon mal eines tieferem Blickes würdig. Ich konnte mich zurückhalten. Hatte natürlich schon anderes im Auge und da die Transportkapazität beim fliegenden Trailrunner begrenz ist, sind Prioritäten zwingend.

Überrascht war ich schon, dass das Bergrennen bereits im 17 Uhr startete. War ich doch immer von um sieben ausgegangen. Gut, dass Mann noch mal gefragt hat. Nicht herauszubekommen war die genaue Startzeit und etwas ungewöhnlich auch, dass man bereits um 4 Uhr dort sein sollte. Damit war der nachmittägige Zeitplan ja erst einmal durcheinander gewürfelt. 15:45 Uhr fuhr der Bus. Ich nutzte den öffentlichen für 1,37 €. Bis dahin war so viel Zeit nicht und ein regeneratives Ausruhen, erstmals im gesamten Urlaub, musste sein.

Pünktlich saß ich im Bus, hatte alles Unwichtigkeiten an und die Wechselsachen im Dropbag. Konnte man diesen doch am Start abgeben, von dort er dann auf den Berg gebracht wurde. So war es zumindest im vergangenen Jahr und warum Bewährtes ändern.

Am Puerto eingetroffen, die Sonne war bereits seit ihrem Aufgang zur Höchstform aufgelaufen, flogen erst einmal die Startbögen über die Hafenpromenade. Strandfahne Gelb … Es herrschte starker Wind, was mir sehr entgegen kam. Ich traf auch einen Offiziellen mit der heiligen Startliste, im letzten Jahr noch per Mail versendet, der mir meine Startzeit mitteilen konnte.

18:18 Uhr stand auf wichtigsten aller Listen an diesem Abend. Somit hatte ich noch geschlagene zwei Stunden Zeit, mich auf den Einsatz vorzubereiten. Vorzubereiten gab es nichts. Zumindest konnte ich noch Mittag essen, welches ja der Tiefenentspannung zum Opfer gefallen war.

Start Mister Salomon_running

Start Mister Salomon_running

Alles rannte gegen 17 Uhr zur Rampe hinunter an den Strand. Der erste Läufer stand bereits „Mister salomon_running“ höchstpersönlich eröffnete den Reigen. Ich futterte mein Toast Mixta, trank einen Kaffee, glaube ich und schlenderte anschließend gemütlich in die Höhle des Löwen. Hier traf ich dann auch Mirko und Anett aus Neustrelitz. Erfolgreiche Transvulcaneros, die in diesem Jahr das Double schaffen wollten.

Langsam wurde es ernst. Anna Frost stand bereit für ein Foto, Tina Emelie Forsberg kam auch pünktlich zu meinem Start 😉 und unterhielt sich angeregt mit einem offensichtlich namhaften argentinischen Trailrunner, dem ich später noch begegnen sollte.

Frauenwertung Plätze 1, 3 und 4 am Start und mein argentinischer "Hase"

Frauenwertung Plätze 1 (pink), 3 (Tina Emelie) und 4 (Anna) am Start und mein argentinischer „Hasen“ (weiß-graues Laufshirt)

Meine Zeit rückte näher. Mittlerweile war die heilige Startliste auf ein Korkbrett getackert, das auf der Brüstung der Strandpromenade lag. Es wurde in diesem Jahr absteigend nach Startnummern gestartet. Das war doch schon mal ein Fortschritt. Somit blieb das große Chaos aus und auch das kleinen Nagetier aus der Berglaufhochburg Mecklenburgische Schweiz konnte sich das merken.

Meinen Dropbag stellte ich auf Anweisung an die Mauer am Strand. Wie im letzten Jahr. Perfekt. Man würde sie einsammeln und zum Torre del Time karren. Der Einpeitscher (@depa_runner) nannte soetwas, was meinem Namen sehr nahe kam. Und es ging auch schon los. Pünktlich um 18:18 Uhr rannte ich die kleine Rampe vom Strand hinauf.

Ich bin auf dem Weg

Die ersten Meter durch ein dichtes Zuschauerspalier erreicht man schnell den Zick-Zack Kurs der „Wall“, die einen die ersten 200 Höhenmeter nach oben treibt. Der Weg, besonders die steilen „Leidensstellen“ dicht von Zuschauern spaliert. Man tippelt ohne es zu wollen. Normalerweis wird alsbald gespeedhiked. Doch alle rufen und schreien: „Vengo, vamos animo“. Da rennst du bis die Oberschenkel glühen. Meine Fenix lief im Mode „Anstieg“. Die relevaten Daten heute auf einem Bildschirm vereint: Summe Anstieg, Aktuelle Höhe, Distanz.

250 hm am Stück zum warmlaufen

250 hm am Stück zum warmlaufen

Das reichte aus, den fortschreitenden Verfall und das Ende des Leidens zu visualisieren. Und ich lief nach 60 Höhenmetern immer noch. Das tat weh. Die Zuschauermassen geringer. Es wurde „einfach“. Das letzte Teilstück tief gebeugt die Steilrampen genommen. Bisher hatte mich ein Läufer überholt, war also „nur“ eine Minute schneller als ich. Am Funkmast, Höhenmeter 200 wird erreicht der zweite. Ich gab givefive ohne nach ihm zu sehen. Es war der argentinische Trailrunner, die mir also bereits 2 Minuten abgenommen hatte.

Da heute nach Leistungsfähigkeit gestartet wurde, war klar, dass ich durchgereicht wurde. Was ich auf den letzten 25 Startpositionen zu suchen hatte, ist mir bis heute ein Rätsel.

Mein argentinischer „Freund“ war dann doch nicht mehr so schnell, wie vermutet. Verzockt sozusagen. Ein weiterer Läufer überholte uns beide und tippelte die Asphaltpiste hoch, während wir speedhike.ten. Immer wieder kam ich ans tippeln. Wasser wurde gereicht und dankend angenommen.
im Vergleich zum letzten Jahr hatte ich meine eigene Getränkeversorgung dabei. Dieses Gehechel macht die Atemwege trocken und erst bei km 2,9 (560 hm) gibts den ersten Erfrischer. Ich konnte vorher und das war gut so.

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einsammeln …. war kaum möglich eher umgekehrt

Meine „Hase“ entglitt mir wider Erwarten nicht und auch die 10 Minuten hinter mir gestartet Emelie Forsberg hatte mich noch nicht erreicht, als ich VP1 am Mirador de Time erreichte. Gut für mich. Kurzer Zeitencheck. 30:xx Minuten. Gutes Timing. Etwas langsamer als im letzten Jahr aber ich fühlte mich noch gut. Frisch ist sicher anders. Den Süffelstand überlief ich glatt und damit auch meinen „Hasen“. Andere LäuferInnen überholten. Mein erstes „Opfer“ kam in Sicht. Viele konnte ich nicht einholen. Aber 2-3 schon 😉 Sicher auch „falsch sortiert“ 😉

ein Bild musste sein, Grazien kochen mich ab.

ein Bild musste sein, Grazien kochen mich ab.

Nach einmal 200 Meter langen ebenen Teilstück, die Beine quittierten es mit Genugtuung, ging es erneut bergan. Die groben Steinwege begannen. Als der erste grob geflasterte Anstieg genommen, die Beine wieder ein wenig lockern konnten, kam auch schon Tina Emelie angefegt. War das ein Laufstil. Völlig locker tippelte sie den Sandweg hinab. Es war schön anzuschauen, wenn ich auch nicht lange Gelegenheit dazu hatte. Sicher nur weil das Smartphone gefingere so lange gedauert 😉

Und dann war sie auch schon meinen Blicken entschwunden. In ihrem Schlepptau tauchte dann endlich „mein Hase“ wieder auf. Ich sprach etwas von zweiter Luft durch Tina Emelie in feinstem englisch. Lange reichte diese aber auch dieses Mal nicht 😉

Immer wieder Zuschauer. immer wieder Anfeuerung. Klar, an den Leidensstellen wurde sich positioniert. Und ich litt, gefühlt jedenfalls. weniger noch als im vergangenen JAhr. Immer mal wieder eine kleine Stelle, wo es eben verlief. Ein kleines Stück downhill auch dabei, was aber nicht wirklich Mut machte. War doch schließlich klar, dass alles wieder hinauf gelaufen, gehiked, geklettert werden musste.

In weiter Ferne die hohen Berge an der Abbruchkante so sehen. Die Lauflinie durch Zuschauer markiert. Verlaufen, trotz Trassierung unmöglich. Da kam auch schon Anna Frost vorbei gesegelt. Ich hatte  länger die Gelegenheit ihr zu folgen. Zumindest mit den Blicken … es ging eben hinauf. Auch die spätere erste Frau muss mich hier irgendwann überholt haben. Ich kannte sie nicht. Erst mal wieder ein bissl schlau googeln, später.

Anna Froty am Vorbeifliegen ... da wackelt der Auslösefinger

Anna Frost am Vorbeifliegen … da wackelt der Auslösefinger

War es nur der letzte Steilanstieg, nein? Ich wusste es nicht. Auf alle Fälle war am Horizont erst einmal nichts zu sehen, als ich meinen „Hasen“ erneut überholte. Nein, er war es noch nicht. Ich sah das fette Ding vor mir. Ich schaute ab und an auf die Fenix. Km 4,5 war noch gut in Erinnerung. Es wurde auf allen Vieren geklettert. In diesem Jahr musste ich nicht meine Calfs herunter krempelt. Es half ja eh nix. Stattdessen überholte mich die spätere 2. Frau. Bekannt aus dem vergangenen Jahr, als sie Viertplatzierte wurde. Der Laufstil nicht Besondern schön, aber offensichtlich sehr effektiv.

Immer wieder extreme Anstiege .... so ist Vertikal

Immer wieder extreme Anstiege …. so ist Vertikal

Endlich verließen wir die Abbruchkante und kehrten auf die normale Route der GR 130 zurück. Normal war auch hier nichts. Die letzten 150 Höhenmeter standen an. Ich konnte noch tippeln, obwohl das speedhiken nicht langsamer war.

Da, endlich die Fahrstraße. Nur noch 30 hm. Nur noch. Die zogen sich endlos. Ich konnte den Zielsprechen hören, kam ihm aber nicht näher. Ich wollte tippeln, konnte aber nicht mehr. Die letzte Kurve musste es sein, Zuschauer säumten den Weg. Ich kam ans Laufen, ich biss noch einmal. Grade machen, Zieleinlauf. a wandert man nicht, Es tat weh, aber es würde ein kurzes Leiden sein. Da die Matte, der Zielbogen, pieps generierte meine Fußsensor. Ich war durch, ich hatte es geschafft.

Ach Medaille auch noch. Schon vorbei gezielsprintet J Der Cheforganisator ließ es sich nicht nehmen, die Plakette persönlich zu überbringen. (Wegen den schnellen ganz hinten 😉 ) Danke. Schnell was trinken. Ach … Uhr anhalten auch noch.

Es stand eine 1:22:16 drauf. Ewig hatte ich die Zwiebel weiter laufen lassen. Auch beim Start schon vor der Matte gebrückt. Sieht ja im Video so blöd aus -) Es musste schneller sein. Es war schneller. Fast eine Minute hatte ich zugelegt. Und alles ab dem Süffelstand draufgepackt. Hatte ich dort zum Vorjahr eine Minute verloren, war ich in Folge 2 Minuten schneller.

In 1:21:43 Std. hatte ich mein zweites Bergrennen gefinished. Puhh.

Wieder stand ich ewig im Startbereich. Schoss ein paar Fotos, weidete michn am Erfolg, doch es war einer. Mein Hase kam … auch ins Ziel. Wer nicht ins Ziel kam, war mein Dropbag. Schade. Die Organisation telefonierte. Rückfragen, Telefonate … er ist noch am Strand. o.k. wenigstens nicht verloren gegangen. Ich war beruhigt. Klatschnass, durchgeschwitzt beruhigt. In der Sonne trocknete ich die Sachen.

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Nachdem der / die letzte Läuferin über die Matte gelaufen war, war es Zeit nach unten zu fahren. Die Ergebnisse wurden gecheckt. Emelie wurde 3. und Anne leider nur 4. Schade. Holzmedaille.

Ein Bus kommt in 20 Minuten, so die Ansage. Das scheint die Standardantwort auf alle Fragen zu sein. Wir, mehrere spanische Schnellbergläufer, einige Argentinier und 3 Frauen unbekannter Herkunft warteten mit den unbedeutenden europäischen Bergläufer 😉 auf den Bus.

Mehrere CICAR-Event Opel transportierten die „Eliten“ mit nach unten. Wir sonnten uns und harrten der Dinge. Irgendwann war der Startbereich abgebaut und auch die letzten 3 Krankenwagen machten sich auf den Weg. In diese hüpften wir und hatte nun neben Anpullen, Binden, Infusionen … Das große Glück im Falle eines Falles eine schnelle Erstversogung zu erhalten. Man kam ins Gespräch. Ich wurde nach Phillip Reiter befragt, ja ich kenne ihn (ja garnicht). Nein, er startet in diesem Jahr nicht. Aber ich, auf der Ultradistanz. Das wurde wohlwollend zur Kenntnis genommen. Die Gespräche im Krankenwagen drehten sich um die großen Trails der Laufwelt. TAR, Bluetrail, Haria Extrem … ich verstand nur spanisch. Konnte nur ein interessiertes Gesicht aufsetzen. 😉

Ich war, wie im vergangenen Jahr, als ich mit der Berglaufelite, neben Kilian sitzend, mal wieder im falschen Film. Ich muss googeln 😉

Das große Suchen geginnt

Nach endloser Reise. Es war bereits dunkel, war die Odyssee noch nicht zu Ende. Das Thema Dropbag stand noch an. Man hängt ja so an seinem Zeug. Laufzwirn vom Feinsten und Hotelzimmerschlüssel nebst Busgeld weckten meine Begehrlichkeit nach der orangenen Tüte. Am Strand stand nichts mehr. Die Bühne abgebaut. Die offizielle Zermonie bereits vorbei. Ich wurde grillig. Viele spanisch sprechende Menschen konnten einen englisch sprechenden nicht wirklich helfen. Dann endlich „Dein Freund und Helfer“ (Guadia zivil) war der meinen Sparche mächtig. Es wurde gekurbelt und gewuselt. Es wurde wieder telefoniert. Beschwichtigende spanische Worte. Englische Übersetzungen. In welchem Hotel ich sei? Hotel Eden. Kannte keiner. Plaza Espana …

Lecker

Lecker

Dropbags erhältlich

Dropbags erhältlich

Irgendwann die Information. Mein Dropbag ist im META (Ziel) gut. Wie komme ich dort hin, ohne Geld und Fahrzeug. Auch das wurde unkompliziert geregelt. Ein Helfer musste mich mit seinem Auto zum Plaza Espana fahren. Er wollte englisch lernen, viel mehr tiefschürfende Inhalte beredeten wir nicht auf der 20 minütigen Reise nach Los Llanos. Ich war immer noch skeptisch. Wo fuhr er hin. Wir hielten auf einem reservierten Parkplatz für die Organisation. Wo geht er hin. Zum Zielbogen. Dort war niemand und nichts. Es wurde wieder telefoniert. Dort ist mein Hotel sagte er. Heißt in spanisch Hotel Eeedennn. o.k. War das auch klar. Ich sah meinen Beutel heute nicht mehr in meinen Händen. Wir Deutschen, heute mal in Personalunion, sind doch Pessimisten. Wir schlenderten zum Kiosk auf dem Plaza. Ich erwartet eine Frage vom Offiziellen. Der Kellner griff über seine Theke und holte Beutel Nr. 49 hervor. Uuuunglaublich. Es gab givefive. Es gab Umarmung … Man war das ein Abend. Unvergesslich in jedem Fall.  Wie das alles funktioniert hat? Ich hab keine Ahnung.

Mein zweites Vertikal Rennen .... Ob mMann sich das in meinem Alter noch antun muss? Ja, Mann muss!

Mein zweites Vertikal Rennen …. Ob mMann sich das in meinem Alter noch antun muss? Ja, Mann muss!

 

Wichtig, isotonische Versorgung

Erholung verdient

Erholung verdient

 

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