Im Gebiet der „Steine“ und andere Trails

Ich musste nach meinem winterlichen Ausflug in der Sächsischen Schweiz nicht lange auf eine Neuauflage warten. Der LSV-Dresden hatte einen Einladungslauf initiiert und ich meine Teilnahme zugesagt.

Das Elbsandsteingebirge ist zu jeder Jahreszeit eine Reise wert, schlimm nur, wenn die Besuche von Jahr zu Jahr überproportional zunehmen? Oder doch nicht? Ein Zeichen?

Aufstieg zum Rauenstein

Wir reisten bereits am Freitag an, um den frühen Start am Samstagmorgen nicht zu verpassen. Vor der ausgiebigen Pizza-Connection folgte der obligatorische Streckencheck. Vorrangig war die Anreise nach Schmilka interessant,  wo der Startschuss fallen sollte. Die geplante, laufende Anreise musste infolge fehlender Fährverbindung (zu solch früher Stunde) ausfallen und so wurde das Auto bemüht.

Viel zu schnell war der wunderschön sanierte Bahnhof in Bad Schandau erreicht, wenige Minuten später lief auch bereits die „S1“ ein. Die Laufenthusiasten aus der Meißener-,  Radebeuler-, Dresdner- und sogar Ottobrunner Ecke hatte mir noch einen Stuhl reserviert. Ehe die Laufbekleidung komplettiert, hatten wir auch schon die Hirschmühle erreicht. Kurzes Sammeln und Flachsen und schon ging es los. Nach den ersten Schritten war bereits wandern angesagt. Doch unser „Reiseleiter“, der Ulf, kann den Ausflug in seinem Blog viel besser beschreiben: http://gpway.blogspot.com/2012/03/von-schmilka-nach-obervogelgesang.html

Meine kleine Fotosammlung des Marathontrails gibts hier.

Glücklicherweise hatte ich vor dem Lauf nicht genau recherchiert, mit WEM ich da unterwegs war. Ich bin beeindruckt, mit welchen Ko­ry­phäen des Laufsports ich das Laub von den Wegen fegen durfte.

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Der Sonntag stand dann ganz im Zeichen der Regeneration, so der Plan. Die Berge vor der Tür, die Motivation grenzen- und ein Muskelkater vom Vortag chancenlos. Dem Schildbügertum sollte kein Vorschub geleistet, stattdessen das herrliche Laufgebiet genossen werden. Nach ausgiebigem Frühstück in herrlichem Ambiente gings dann auch schon auf die Piste. Die Rennschnecke hatte den Part des regenerativen Laufes übernommen.

Ich hingegen strebte dem höchsten Berg des Elbsandsteingebirges, dem Großen Winterberg (556 m) entgegen. Die Streckenvorbereitung verlief sehr rustikal. Die neuen Medien sind in bestimmten Gebieten noch nicht verfügbar, was diese Orte aber auch besonders reizvoll macht. Schnell war die Karte der hinteren sächsischen Schweiz vermessen und ein Roadbook auf die bekannte Weise erstellt.

Schon nach dem ersten Wegpunkten merkte ich, dass mein USB-Stick nicht die angenommene Breite aufwies, um eine exakte Kartenvermessung vorzunehmen. Ich schätzte den zusätzlichen Laufumfang auf 7 Kilometer. Nach dem Motto, ein Halbmarathon geht immer, folgte ich dem Malerweg zunächst in Richtung Schrammsteine. Ein paar erste Anstiege später stand ich vor der ersten Leiter. Sie brachte mich auf das Hochplateau der Schrammsteine. Der Regen, der mich seit meinem Start begleitete, ließ langsam nach. Die Breite Kluft wurde passiert und ein freundliche Wanderin aus Böhmen war so freundlich und nett, mich mit Landschaft für die Ewigkeit festzuhalten.

Das Glück des Tüchtigen begleitete mich auf meinem weiteren Weg. Der Regen hatte erkannt, dass er mir nicht den Spaß verderben konnte, und suchte sich ein anderes Opfer. Am kommenden Abzweiger folgte bereits die erste und auch letzte ungewollte Streckenkorrektur. Anstatt dem Zeughausweg zu folgen, schwenkte ich zum Kleinen Dom ein. Anfangs sandig, später tierisch …. steil erreichte ich die „Affensteinpromenade“. Nicht, ohne zuvor noch einen herrlichen, abschmelzenden Wasserfall zu besuchen.

Leitern, Treppen, Steige - das machts aus.

Meine vorbereitete Laufstrecke war nicht mehr das Papier wert, auf dem ich sie entworfen hatte. Das Wandergebiet war mir jedoch nicht unbekannt, in dem ich mich heute laufend bewegte. Ich folgte der weiteren Ausschilderung zum „Großen Winterberg“, der meinen höchsten Streckenpunkt markierte. Bis dahin galt es noch einige Hügel zu nehmen.

Ich lief nun auf dem Reitsteig, der mich auf direktem Wege zu meinem favorisierte „Hügel“ bringen sollte. Bevor ich jedoch auf seinem Gipfel verschnaufen durfte, wurde erst mal ordentlich Laktat in die Oberschenkel „gepumpt“. Meine Tagesmotivation stimmte und so erreichte ich völlig kaputt das Plateau. Ohne rumzupausen, das macht so allein im Wald nämlich gar keinen Spaß, gings wieder hinab. Der „Bergsteig“ hatte es mir bereits vor längerer Zeit angetan. Allerdings war ich diesem bisher nur im Aufstieg gefolgt. Heute ging es zügigen Schrittes die feuchte Holzstufen, Sandsteine und Laubwege hinab.

Bergsteig vom Großen Winterberg nach Schmilka

Fast 2 Kilometer gings im Sauseschritt bergab … unbeschreiblich schön.  Der ein oder andere Wanderer, der sich bei herrlichem Frühlingswetter auf die Wanderschuhe gemacht, wurde entspannt begrüßt. Nein, ich hätte nicht mit ihnen tauschen mögen, die sich in umgekehrter Laufrichtung bewegten.

Nach 16 Kilometern erreichte ich das kleine Grenzdorf Schmilka. Die Sonne hatte jetzt die Oberhand gewonnen. Wenn da dieser stürmische Wind nicht gewesen wäre. Aus meiner Heimat gewohnt konnte mir auch die frontale Variante, die mich auf dem Elberadweg nach Postelwitz zu verblüffen versuchte, nicht wirklich den Tag vermiesen. Im lockeren Tempo lief nun alles aus den Beinen wieder heraus, was sich im Wald angesammelt. Ein wunderschönes Lauferlebnis ging nach 2:20 Stunden zu Ende, als ich nach 22 Kilometern die Ostauer Scheibe erreichte. Die Rennschnecke hatte sich bereits gesorgt, hatte ich doch meine Laufzeit um unwesentliche 45 Minuten überschritten … auch ein gutes Zeichen, diese Sorge.

Das Laufparadies

Der Alltag hat uns wieder und die Nachwehen des Laufwochenendes haben eingesetzt. Nicht muskulär, sondern seelisch habe ich schweren Schaden genommen … Sehnsucht nach dieser Laufidylle … was einen nicht alles so ereilt. Am Wochenende gehts aber bereits wieder in Richtung Sachsen. Der Citylauf der Elbmetropole ruft die Läuferschar und … ich folge.