Die Trans Gran Canaria 2019 …

ist bereits seit 50 Sunden Geschichte. Der erste große Lauf im internationalen Rennkalender. Und auch in diesem Jahr war ich wieder dabei. Zweifelte ich noch im letzten Jahr an der neuen Strecke, und vor allem der Distanz, des neuen Advanced Rennens, schrieb ich mich in diesem Jahr für die zweit längste Strecke des Trail Festivals ein. Getreu dem Motto, ein halbe ge-finish-te Distanz ist besser, als eine abgebrochene Langdistanz. Die meisten werden sich erinnern. Im letzten Jahr entschied ich, dass in Tejeda Rennende ist. Knapp 75 km sind dann vollbracht, von den insgesamt 128 Kilometern. Ein echtes Brett und mit der neuen Streckenführung ab Las Palmas etwas leichter zu Beginn. Die veränderte Route ab Cruz Grande dann aber mal ne richtige Hausnummer in Sachen Trail Running. Ich musste es erkunden, ohne vorherigen Streckentest, was ich für gewöhnlich tue, stürzte ich mich ins Haifischbecken. Geplant waren 10 Stunden (ich Schelm?). Nach 10 Stunden hatte ich Ayagaures erreicht. Knapp 2,5 Stunden von dort noch bis ins Ziel, wenn’s denn läuft. Bei mir lief es nicht, hatte den Tag mit der Trail-Allergie erwischt. Lest selbst, was unterwegs alles passiert, wenn’s passiert.

Bereits Tage vor dem Mainevent sind wir auf die Kanarischen Inseln gereist. Wie wir es nun schon seit Jahren tun. Der erste Kontakt fand im Jahre 2002 statt, als wir unsere Wanderlust entdeckten. Bezeichnenderweise war es auch Gran Canaria, die wir als eine der ersten auf dem Kanarischen Archipel bereisten. Na gut, immer sind wir nicht (im Februar) auf den Kanaren. Ab und an verschlägst uns auch auf die Balearischen Inseln. Aber das kann man auch schon immer Januar tun, wie in diesem Jahr.

Mit Sack und Packreisten wir in Familie am 9. Februar in den Süden der Insel Fuerteventura. Sonne, Sommer, Sand. Und Temperaturen, wie du sie im Sommer in der Sahara findest sollten dieses Jahr zu einem besonderen werden lassen. Ein bissl laufen, ein bissl wandern, viel chillen und den Alltag möglichst schnell vergessen lassen. Lange dauerte es nicht, ehe man sich im Manana-Modus befindet. Viele neue Entdeckungen prägten die erste Woche auf Canaryislands. Und dann geht es, besonders in Zweisamkeit, so schnell und die erste Woche ist Vergangenheit. Also setzte ich meine bessere Hälfte in den Flieger nach Hause, während ich bis zur Weiterreise noch einen Tag an der Nordküste der Insel, nahe den Corralejo-Dunes verbracht. Erstmals seit 9 Tagen hieß es zeitig aufstehen, als es am Sonntag mit der ersten „Binter“ nach Teneriffa ging. Mann, war ich müde, als ich um 6:15 Uhr mein Gepäck auf das Transportband legte.

Nur 250 Kilometer entfernt landete ich auf der Insel mit dem höchsten Berg Spaniens. Vor seinem letzten Vulkanausbruch maß er einmal 10.000 Höhenmeter. Unvorstellbar, was das für ein Koloss gewesen sein muss. Dieser einzelnstehende Vulkanschlot, der Pico del Teide. Immerhin misst er auch heute noch 3718 m, was auch noch beeindruckend genug ist, fährt man auf der TF-5 vom Flughafen Tenerife Norte in Richtung Puerto de la Cruz. Freie Sicht, morgens um Neun auf den Berg der Berge der kanarischen Inseln. Besteigen wollte ich ihn nicht, den Aufstieg bis zur Altavista Hütte hatte ich aber schon auf dem Zettel.

Mit dem Besteigen ist es (ist man der vorbildliche Naturfreund) auch nicht ganz so einfach. Bis auf 3550 m kann man laufen (oder mit der Seilbahn hochfahren) und für das letzte Stück benötigt man ein Permit, das man online anfordern kann und bei Erreichen der letzten Meile präsentieren darf. Sicher gibt es auch Möglichkeiten, das zu umgehen.

Schnell hatte ich mein Quartier in der Stadt am Meer bezogen. Lange vorher gebucht, alles immer direkt ohne fremde Hilfe (oder auch nicht) bezog im mein kleines, aber feines Domizil im 4. Stock direkt am Strand von San Telmo. Das Meeresrauschen im Bett, die Sonne auf dem Balkon, so ließ es sich aushalten. Puerto de la Cruz, im Vergleich zu den Hotspots im Süden der Insel, eher eine verschlafene Destination. Geschätztes Durchschnittsalter der Touristen 70 Jahre. Aber in den letzten 15 Jahren zu einem wirklich schicken Städtchen herausgeputzt, wo es viel zu entdecken gibt. Und, es ist hügelig. Keine Straße ohne Anstieg, selbst an der Küste entlang sind 3-400 Höhenmeter schnell zusammengelaufen.

Die sammelte ich dann auch auf diversen Ausflügeleien am Meer. Die Altavista besuchte ich natürlich auch. Hinauf mit dem Auto auf Zeit in die Canadas. Die Hochebene rund um den Vulkano. Von dort dann auf 3250 Meter hinauf und die 1.000 Höhenmeter im Downhill wieder zurück. Immer wieder ein toller Lauf nahe dem Dach der Insel.

Schnell sind auch hier die Stunden verflogen, wie immer, wenn man es rückblickend. Das Wetterchen bis auf einen etwas vernieselten Tag, endlich mal Laufpause (ach ne, bin ja abends dann noch mal los), war das Wetter traumhaft. Immer über 20 Grad, strahlender Sonnenschein und stahlblauer Himmel. Ab- und an mit ein paar „Schäfchen“ verziehrt.

Ab nach TransGranCanarien

Freitag früh dann wieder hinein in den Flieger, um pünktlich zur Startnummernausgabe auf Gran Canaria zu sein. Als ich mit ein paar Augenblicken Verspätung auf der Insel der „TransGranCanaria“ landete schlug mir gleich ein heißer Wind entgegen. Gut, es war jetzt nicht ein schnuggeliger Wüstenwind. Die Berge im Dunst … Calima-Zeit auf Gran Canaria.

Mir war anfangs nicht ganz klar, wie lange man doch mit den örtlichen Buslinien bis zur ExpoMeloneras brauchen würde, wo bis 13 Uhr die Nümmerchen in Empfang genommen werden konnten. Knapp zwei Stunden später musste ich es, als ich mit meiner 18 kg schweren Tasche vom Faro de Maspalomas zur Partymeile in Meloneras stiefelte.

Die Sachen für den dropbag-point und den Zielbereich hatte ich bereits im Handgepäck-Köfferchen wohl proportioniert. So war alles schnell erledigt. Dropbag gab es nicht? Bei 65k auch nicht unbedingt notwendig. Oder doch? Ach, eigentlich nicht.

Auf dem Weg zur Endhaltestelle der Global Buslinie 66 hatte ich auch bereits meine „Green Oase“ für die nächsten drei Tage ausgemacht. Knapp einen Kilometer Direktlinie über die Kieselhalde lag es entfernt.

Der Tag verging so schnell, wie er begonnen hatte. Recht zeitig lag ich unterm Bettlaken, denn der Wecker sollte kurz nach vier die Nacht für beendet erklären. Das tat er dann auch vorbildlich, die Garmin alarmierte noch mal hinterher. Man kann ja nicht umsichtig genug sein, wenn man bis spätestens 5:45 Uhr am Shuttlebus zum Start sein muss. Das schaffte ich dann auch locker. Hatte alles mit, nicht vergessen. Sogar eine kleine Zwischenmahlzeit für die Zeit bis zum Start in den halbleeren Laufrucksack gepackt. Na, geht doch. Offensichtlich sind noch nicht aller Hopfen und Malz verloren.

Der zweite Bus enthielt meinen Stuhl für die nun folgende, fast zweistündige Inselrundfahrt ins angeblich schönste Dorf Gran Canarias. Anfang in der Dunkelheit, ich schlafend, dösend, regenerierend, gab der nahe Sonnenaufgang den Blick frei auf die wunderschöne Bergwelt dieser kanarischen Insel. Schroffe Felsen, tiefe Täler, wunderschöne kleine Orte betrachtend waren wir dann doch recht schnell im Startort angelangt. Das umsichtige Nagetier hatte sich sicherheitshalber noch zwei Hoher-Atlas-taugliche Reisetabletten eingeworfen. Wäre schade um das zeitige Frühstück gewesen. Ich übertraf mich heute aber auch selbst 😉

Kurz vor acht öffnete der Reisebus seine Türen und ich war gespannt, wie es temperaturtechnisch auf über 1.000 Metern so aussah. Am frühen Morgen, als wir in Meloneras starteten war die kurz arm- und -beinliche Bekleidung optimal. Hier oben herrschten 10 Grad und es wehte ein laues (norddeutsches) Lüftchen. Schnell in die regendichte Jacke der Pflichtausrüstung eingehüllt, schaffte ich zu mindestens noch ein paar (unwichtige, aber erwartete) Infos in die Online-Welt zu zittern.

In der Sonne war es hingegen auszuhalten. Schnell noch das zweite Frühstück in den Körper gestopft. Einen Kaffee drauf und ich war bereit für die Reise zur Küste. Blumen und Gräser gießen, Uhr kontrollieren, Uhr kontrollieren, Steine bewässern. Was man eben so macht, wenn es los gehen kann aber nicht tut.

Pünktlich um neun fiel dann endlich der Startschuss und die 800 oder 900 oder Tausend, wer weiß das schon genau (ich jedenfalls nicht), begaben sich unter den eingehenden Bässen von „Smoke on the Water“ auf die Einführungsrunde durch die kleinen Berggemeinde. Somit hat man dann schon mal 100 hm weg auf dem ersten Kilometer und das Feld zieht sich ein wenig auseinander, nachdem bei Kilometer 2,5 die erste Staustufe erreicht wird. Langsam ging das einfädeln. Aber es war ja auch och Zeit genug, um innerhalb von 15 Stunden das Ziel zu erreichen. Dabei sind die Cutoffzeiten sehr verwirrend gesetzt. Hat man für die ersten 12,5 Kilometer ganze 2,5 Stunden Zeit (Staus werden nicht abgezogen 😉 ) wird danach gemütlicher zum Roque Nublo hinauf. Dann wird richtig knüppeleng und auch der Schlussabstieg zum Ayagaures Stausee ist in den angegebenen Zeiten ganz schwer machbar, wie ich JETZT weiß.

Vorerst aber war alles im grünen Bereich. Anfangs legt man an die 500 (kanarischen) Höhenmeter zurück, bei denen ich auf gar keinen Fall auf meine Stücke verzichten würde. Man kennt das ja im Alter. Die Regenjacke, die ich anfangs noch anhatte, war mittlerweile in den Laufrucksack gewandert. Es wurde warm, aber nicht stickig. Ein angenehm kühleres Lüftchen thermoregulierte hervorragend. Immer wieder ein bissl rumstehen und/ oder doch riskant überholen? Wir arbeiteten uns mühsam aber kontinuierlich nach oben. Der Startort immer im Rückspiegel verbreitete sich eine gewisse Sicherheit. Die ersten 5 Kilometer schaffte ich dann doch noch in einer guten Stunde. Die Stauigkeiten hatte sich auch erledigt und man konnte nun an seiner Tempofindung arbeiten. Obwohl im letzten Jahr erst gelaufen kamen mir einzelne Abschnitte völlig unbekannt vor. Ich wunderte mich wirklich. Aber sicher war ich im Jahr 2018 so mit dem „Zieleinlauf“ in Tejeda beschäftigt. Oder im Tunnel oder weißt der Förster.

Immer wieder wurde solide gelaufen. Im Downhill lief es bis hierher wirklich perfekt. Ich konnte alles erworbene schmerzfrei abrufen. Mein linkes Knie, den Unruhestifter, vorsorglich erst mal mit einer Bandage festbetoniert. Es half und hilft, wenn die Kniescheibe an seinem Platz bleibt. Völlig entspannt und immer noch bei strahlendem Sonnenschein erreichten wir das Cruz de la Tejeda. Der Touristenansturm hielt sich zu dieser frühen Morgenstunde in Grenzen. Meist Bodencrews spornten hier die Läufer an. Vermutlich, eventuell, es konnte nur so sein.

Hinterm Tejeden-Kreuz geht dann nur noch bergab. Konzentriert sollte am dennoch sein, ein erster Vorgeschmack auf das, was noch kommen wird. 6-er pace war die perfekte Geschwindigkeit für die nächsten 4-5 Kilometer. Der Ort des ersten Checkpoints rückt dann auch sehr schnell ins Blickfeld. Ehe man ihn erreicht, sind es aber dann noch ein paar geröllige Serpentinen. Der Planet brannte, je tiefer wir kamen nun recht ordentlich. Perfektes Laufwetter für mich. Vormittagszeit ist Kühlzeit. Als ich im letzten Jahr gegen 15:30 Uhr hier runter bin sah das schon anders aus. Schnell noch über ein paar Rohrleitungen gehüpft und ein bissl Geröll an eine andere Stelle verpflanzt und dann waren wir auch schon in Tejeda angekommen. Im letzten Jahr noch Baustelle ist die neue Prunkpromenade nun fast fertig. Auf dieser liefen wir nun. Viele, nette, aufmunternde Anfeuerungen brachten uns schließlich zur Kirche des Ortes, auf deren Balkon mit freiem Blick ins Tal der erste VP aufgebaut war, die erste Zwischenzeit genommen wurde. Schnell die bereits hier geleerten Flasks (2 x 500 ml) aufgefüllt und dann ging es auch schon weiter. Pausieren wollte ich außerhalb des Checkpoints. An ruhigen, schattigen Stellen … bisher nicht aber nach dem ersten Viertel, wenn km 16 gespeichert wird, sollte es dann soweit sein.

Checkpoint 1 in Tejeda passiert …

Zunächst bewegten wir uns, anfangs wandernd, dann wieder laufend, aus dem Ort bergab hinaus. Ein kleines Stück Asphalt-Straße muss gelaufen werden, bevor es, der öffentlichen Ausschilderung folgend, direkt auf den Roque Nublo geht. „5,5 km“ steht auf dem Wanderschild und nicht allzu steil und heftig, wie beim Startaufstieg. Dennoch wurde ordentlich nach Luft gerungen und auch den Beinen wurde allmählich klar, dass wir heute nicht beim Kindergeburtstag waren. Tapfer stöckelte ich mich nach oben. Donne, Sonne, Sonne. Und irgendwie gabs ganz schön sauerstoffarme Luft hier oben (eher unten) 😉 Trotzdem gab es kaum Überholvorgänge. Nur nach oben gucken sollte man nicht und tat ich nur sehr selten. Denn recht zeitig sieht man die Begrenzungsmauer einer kleinen Ortsverbindungsstraße, an der wir später entlanglaufen werden. Bis zu dem kleinen Ort, der 2 Bars enthält und in denen man sich hervorragend mit kalten Getränken versorgen kann ;-).

Heute war daran nicht zu denken. Nein, nicht dass ich Druck und Eile hätte irgendwas war eben doch und …. ich hatte das Geld vergessen. Aber psst. Nicht das ich noch nachträglich disqualifiziert werde. Gehört nämlich auch zur Pflichtausrüstung.

Zwischenlandung Lissabon … gleich gehts weiter.

Da sind wir wieder in der Luft. Das letzte Teilstück von Lissabon bis nach Berlin.

Irgendwann hat auch mal der längste Aufstieg sein Ende. Dieses fand er vorerst auf einer kleinen Ortsverbindungsstraße, die zum nächsten Trail führen sollte. Hier oben wehte schon immer ein gepflegtes Lüftchen, das dir den Schweiß des Anstieges schnell von der Haut pustet. Zeit, das Basecap an den Rucksack zu Tüddeln. Frische Luft um den Kopf bewirkt Außergewöhnliches. Wir kamen alle wieder ins traben. Einige wenige ins rennen. Die Stöcke versagten auf dem Asphalt total. Die Gummipuffer aus dem Laufrucksack zu puhlen? Soweit geht die Freundschaft dann auch nicht. Also ohne Stöcke oder besser Stöcke hoch und spazieren getragen.

Recht zügig hat man die paar Häuser, die Kirche und die zwei Gaststätten erreicht. Bevor die Straße noch steiler ansteigt, wird auf Trail abgerechnet. Für mich eine gute Gelegenheit, 16,2 km waren erreicht, die aufgeschobene Verpflegungspause nachzuholen. Kurz hinsetzen, Rucksack ab und die Twix-Riegel aus dem Rucksack gekramt. Und was hatte ich denn da noch leckeres? Meine Vorstartcola war in den Tornister gewandert und hatte jetzt Badewannentemperatur. Egal. Rein in den Körper die edle Flüssigkeit. Aufgrund von Erwärmung und Menge war sie allerdings nicht komplett niederzuringen. Ich verschraubte sie fein und stellte sie an den Wegesrand. Keine trinkt sowas weiter? Doch, ich mache sowas. Ich könnte da ja Geschichten erzählen.

Rucksack auf den Rücken und weiter ging der Aufstieg zum Laufhöhepunkt, den Roque Nublo. Hier kannte ich den weg genau, konnte mich gut erinnern, obwohl die letzte Begehung bereits gut 2 Jahre zurück lag. Meine pace war angenehm. Gar nicht soooo langsam, wie vermutet. Auch die handverlesenen, ebenen Passagen wurde überwiegend gespeedhiked. Ich wisst schon, wegen 50 Metern muss man jetzt nicht den Athleten raus kehren 😉

Noch immer schaltete ich nicht auf den sonst üblichen Höhenmodus der Fenix. Was würde es ändern? Wenn man da ist, ist man da. Ich versäumte das Fotografieren nicht, als der „Alte Sack“ erstmals in greifbare Nähe kam. Wir umrundeten das komplette Massiv nun weitestgehend Höhe haltend. Ein paar kleine Wellen. Joggen und traben wieder sinnvoll.

Ich hatte mir die Distanz nicht genau eingeprägt, schätzte den Aufstieg aber auf ca. 3 Stunden bis nach Garanon, wo der nächste CP die Distanz erträglicher macht. Schon von weitem konnte man den in Bälde folgenden Aufstieg vernehmen. Viele Fans des Natursports sind am Aufstieg versammelt und motivieren auf- und absteigende Trailrunner. Man begegnet sich, da der Weg als Stichweg vom Rundkurs abweicht. Ein bissl Klettern, ein wenig steigen und der dicke, fette Steinklotz konnte in voller Pracht bewundert werden. Handys (Pflichtausrüstung) wurden gezückt. Weitblicke über die Bergwelt Gran Canarias lassen das Herzilein hüpfen. Also mir ging es zumindest so. Schnell die Startnummer gescannt, das Lob des Volontärs eingeheimst und dann hatte ich den Stein auch schon wieder hinter mir gelassen. Die Fenix speicherte den 20. Kilometer und ich war exakt 4 Stunden unterwegs. 2 min/ km langsamer, als der Plan. Was aber nichts heißen soll, dennoch waren 45 Kilometer zu absolvieren und passieren kann noch viel auf dem Weg an den Strand von Maspalomas.

Noch 3 Kilometer hügelt man sich nun nach Garanon, dem nächsten CP und Futterstelle mit allem, was das Herz begehrt. Ich begehrte nichts, außer meine Wasserflasche aufzufüllen. Die Jahre zuvor, an denen ich hier verweilte gabs immer den großen Trailrunner-Strip. Die Dropbags wurden gefasst und neue Lauflümpchen übergeworfen. Heute gabs diese Möglichkeit nicht, zu kurz die Distanz für solch einen Faxenkram. Am Essenstand auch ein Andrang, wie an der HO-Kaufhalle am Montag. Ich musste hier weg, zweieinhalb Stunden Plus zum offiziellen Cutoff. Zum Glück bin ich gleich weiter, denn der Cutoffplan hatte so seine kleinen Schwächen.

Checkpoint zwei am höchsten Punkt (fast)

Für die nächsten 15 km durfte ich 1:45 h brauchen und für die nächste Etappe2:15 Stunden. Na holla, die Waldfee. Nicht machbar, so wie ich heute unterwegs war und da kam mir das Polster von 2,5 Stunden gerade recht. Übrigens kam mir die gerade geschilderte Erkenntnis nicht etwa vor dem Lauf. Mir dämmerte es unterwegs. Vorbereitung ist eben alles, und wenn es während des Wettkampfes ist.

Nun folgte ein unbekanntes Teilstück. Mussten wir bei vorangegangenen Austragungen nur (fast) senkrecht zum Pico de la Nieves, dem höchsten Berg der Insel mit 1940 Metern, aufsteigen, gings nun nur noch bis 1840 m hinauf. Zunächst einen gepflegten, mittelgebirgisch angehauchtem Waldweg entlang, wechselte dieser schließlich in einen inseltypischen Aufstieg. Kurz und knackig ging es von 1680 auf 1820 Meter hinauf. Ich hatte die Laufuhr nun auf Höhenmetermodus umgeschaltet. Ich musste im Bilde sein und wollte ja auch den höchsten Streckenpunkt und letzten Gipfel nicht verpassen. Als wir oben waren, verzweigten wir wieder auf den aus den Vorjahren bekannten Pfad. Schnell noch ein paar Bilder geknipst. Das Wetter war aber auch traumhaft schön. Durch lichten Nadelwald ging es hinüber auf das nächste geröllige Abstiegsstück. Festes Lavagestein forderte anfangs unsere gesamte Aufmerksamkeit. Weiter, immer weiter ging es nach unten. Vieles problemlos lauf bar, wenn man denn wollte oder noch konnte. Ich suchte mir eine kleine Gruppe und so bestimmte irgendjemand wenigstens das Tempo. Alle willig zum Finish. Auch wichtig, nicht dass man mal an ein paar Frühfinisher gerät, wie im letzten Jahr bei der Transvulcania passiert.

Ich kann mich noch an den 35. Kilometer erinnern, den ich nach 7 Stunden erreichte. Zuvor ging es auf wunderschön gemauertem Steinweg in Serpentinen zum Cruz Grande hinunter. Immer wieder muss man tückisch aufpassen, nicht von den Katzenbuckeln abzurutschen. Ich lief zwar und überholte auch. Aber es war irgendwie anders. Vielleicht auch, weil ich anfangs ein wenig die Kontrolle verlor und der Fuß etwas zu schräg stand. Nichts Tragisches, passiert eben auf dieser Geröllhalde.

Am Cruz Grande wieder ein großes Hallo und Horrido. Jeder bekam ein paar aufmunternde Worte. Da Sabotage schlechthin, als wir nicht dem gemauerten Weg folgten, wie bekannt, sondern übern Pass auf die andere Bergseite wechselten. Was war das. Sich mit Kaffee und Nudeln vollstopfende HPS-Sanitäter. Also wisst ihr. Wenn ich nicht so charakterfest wäre 😉 Nicht angefeuert oder geklatscht, aber gestopft. Nun sagt mal 😉

Mir machte es nicht wirklich was aus, viel neugieriger war ich auf die Streckenführung, die mich nun erwartete. Völlig neue Strecke bis nach Ayagaures, wie ich nun weiß. Hatte ich anfangs noch geglaubt, wir treffen irgendwann auf Teile der bekannten Strecke. Nein, Nichts, Niente. Nada. Alles neues Geläuf. Und soooo (anstrengend) schön.

Anfangs ließ es sich etwas zäh an, aber ich traute natürlich dem Kieselweg keine Sekunde. Das kann es nicht gewesen sein. Und das war es auch nicht. Nach gut einem Kilometer Fußentspannung auf breitem Forstweg mit Blick auf das heruntergestiegene Felsmassiv stürzten wir uns wenig später in den nächsten Singletrail. Bissl Geröll, bissl Staub, bissl festgewachsenen Stein. Nur kein Forstweg, wie vermutet. Hier begrub ich dann auch meine letzten Ambitionen, wenigstens in die Nähe der angepeilten Zielzeit von max. 11 Stunden zu kommen. Ich musste mich erst mal mit der neuen Lage vertraut machen. Hoch und runter und auf und ab folgten wir dem Weg. Rechter Hand kam bald der Chira-Stausee tief unter uns ins Blickfeld. Bekannter vielleicht das kleine Dorf Soria mit seiner Bank unterm Riesengummibaum und angeschlossener Raustauration.

Hier gabs heute nichts von all dem. Nur ein wehmütiger Blick aus der Ferne. Irgendwann pausierte ich noch mal eine Weile. Gegessen habe ich irgendwie ganz schleicht. Aber getrunken wie ein junger Wasserbüffel. Die Wassereinteilung war nicht ganz einfach, da die Streckenentfernungen zum veröffentlichten Höhenprofil doch ein wenig abwichen. Ich schätze, dass es 2 Kilometer mehr als angegeben waren und das passte dann auch so ungefähr. Immerhin können 2 km schon mal ne halbe Stunde dauern, wenn’s dick kommt. Und das in der prallen Sonne, staubiger Luft, sodass das Schlucken schwerfällt. Wieder all diese Luxusprobleme, auf dem man sich einsam und durstig auf einer Insel im Atlantik rumschlagen muss.

Mein Erinnerungsvermögen schwindet nun ein wenig, was den weiteren Streckenverlauf anbelangt. Irgendwann kurz von km 40 gabs noch mal einen fetteren Anstieg und wie ein Mausoleum thronte auf dessen „Gipfel“ der langersehnte CP. Welch ein Ort. Neben einem kleinen Sattel war das Verpflegungszelt aufgebaut. Die Flasks wurden dir förmlich zum Auffüllen aus der Hand gerissen. Hier war Zug im VP 😉 Schnell noch eine Cola trinken. Aber erst mal auf den Frack kippen, denn meine Becker hatte sich in einen Boden mit losem Rand entwickelt. Na ja. Irgendwas war dann doch noch dicht und zwei halbe Schnapsgläser Cola sind besser, als gar nichts. Schnell noch ein paar Gummitiere in die Hand und Käse in den Mund und dann gings auch schon weiter. Den kurzen, aber freudvollen Steilhang hinunter in den Wald. Der Käse durfte dann auf dem Steilhang bleiben, während die Gummitiere in meinem Mund verschwanden. Schnell rechnete ich mir die Distanz bis zum nächsten VP aus. 37,5 bis 47,2 laut altem Plan. Macht 10 Kilometer, also würde der VP kurz vor km 50 kommen. Macht 3 km mehr am Ende. Man wird sehen. Ich nahm das Worstcase-Szenario. Dann kann dich nichts überraschen.

Der 42. Kilometer wurde nach 9 Stunden gespeichert. Ja, ich verlor ein wenig den Drive, denn so lange wollte ich nun nicht in der Natur verbringen. Ich kriegte aber auch kaum die Knie hoch, was bei der Waldhügelei immer von Vorteil ist. Wir erreichten fast zur Marathondistanz einen breiten Forstweg, dem wir nun bergabnehmend folgten. Die Sonne immer noch permanent präsent. Nicht mehr anwesend waren hingegen mein MP3 Player. Ich hatte versucht, ab km 35 mit Musik etwas zu bewirken. Niente, Nada, Nothing. Auch das Gedudel am Ohr konnte die Katze heute nicht aus dem Sack locken. So ists halt manchmal. Permanente Durststrecke. Manchmal kommt es anders, als erwünscht.

Die Zeit vergeht ja garnicht und die Kilometer auch nicht.

Immer wieder antraben, mal nicht einen Fuß permanent auf dem Boden zu haben fiel heute sichtlich schwer. Ich hatte die Cutoffzeit am letzten CP um 1:45 Stunden unterschritten. 16 Uhr war ich am kleinen Fresszelt auf dem Sattel. Nun hatte ich für den folgenden Abschnitt bis 19:00 Uhr Zeit, wollte ich nicht mit dem Bus in’s Ziel reisen. Locker fluffig, so die Intension als ich am VP aufbrach. Da ich auch diesen Streckenabschnitt nicht kannte sollte ich mir schon ein bissl Luft verschaffen, um nicht allzu sehr in Bedrängnis zu geraten. Mittlerweile waren auch die 12 Stunden Zieleinlaufzeit den Barranco runter gegangen. Ich war nicht wirklich betrübt darüber, denn für Plan C, das finish, lag ich immer noch gut im Rennen. Manchmal musste eben kleine Brötchen backen, wenn der Wettkampf zum Training wird.

Die Kilometer vergingen immer im gleichen Rhythmus, bis plötzlich ein Schild (falsch aufgestellt) in den Augenwinkel kam … „20 km to META“. Da es vom Letzen VP bis ins META 18 km sind, was ich hätte schwören können, wären wir in 2 Kilometern schon am CP. Freudig kam ich sofort ans rennen und hüfen ob der guten Aussichten. Wenig später dann ein Warnschild „Gefährlicher Streckenabschnitt“. Also wenn die Guanchen solche Schilder aufstellen, dann weißte Bescheid. Schuhe enger Schnüren und downhill ins Tal. Doch dieses Tal war nicht das, was ich Kilometer vorhergesehen hatte. Der Stausee war nicht mehr da und die Häuseransammlung war bestenfalls ein Weiler, aber kein Ort mit Partypeoples an der Paella Schale. Egal. Erst mal in diesen Geröllhang gestürzt und runter. Wo keine Steine und Steinplatten rumlagen gab es Staub, Sand, Geschiebemergel oder wie dieser trockene, sauglatte Staub auch heißen mag.

Endlich unten, die pace natürlich unterirdisch für einen gepflegten downhill, gings durch einen Minibarrancco. Der sich später als Gipfel eines weiteren Bergmassivs darstellte, den wir nun (noch abenteuerlicher) absteigen sollten. Vorher noch mal ein kleiner Partypoint mit ein paar megalustigen Volontären. Sie gaben noch mal Wasser, mein Wunsch nach Cervesa wurde mit „gibts unten am CP“ beantwortet. Es dämmerte langsam, als ich den letzten Abstieg antrat. Alda. Oberhalb eines Felsens querten wir diesen. Der Abgrund mit Trassierband auf dem Boden markiert. Runter, runter, runter. Es war sooo weit. Tief unter mir konnte ich die anderen Läufer erkennen, die sich schlangengleich durch „Kamelgras“ nach unten drückten. Mir saß die Zeit im Nacken. Ich glaube die beiden Abstiege haben 30 min gedauert. Endlich unten. Es war 18:50 Uhr und ich konnte den VP nicht sehen, dafür hören. Immer der Straße entlang. Ich musste rennen. Was war nur los? Ich war der einzige der lief. Egal. Vielleicht kannten die die Cutoff-Zeit nicht? Ich rannte. Asphalt. Mir saß der Schweiß im Nacken und die Zeit auf der Stirn. Ein Gehetze, samstags kurz vor sieben in Ayagaures. Noch eine Kurve, noch ein Hügel, auch noch hoch. Immer noch nichts in Sicht. Es war 18:55 Uhr und kein VP. Noch ne Kurve, da CP mit Weitbereichslesern für den Startnummernscan. Der Volontär zeigte mir eine 5 mit der Hand. Ich deute das auf noch 5 Minuten. Musste ich den CP bis dahin verlassen haben. Foto, Online Nachricht, Roadbook checken, ob ich noch was essen kann. Hektik, Wahnsinn, Schweinepank. Was war hier denn plötzlich los? Alle gemütlich am Bier trinken und Paella essen?

Der Blick aufs Roadbook schaffte Klarheit. Cutoff-Zeit war 20 Uhr. Der alte Mann hatte sich um eine Stunde verguckt. Tunnelblick wahrscheinlich oder Sonnenstich oder einfach nur … gepennt. Schnell war ein Bier geöffnet, das Telefonnetz gecheckt und erst mal zuhause angerufen. Angehörige erschrecken? Natürlich nicht. Hier war jetzt mal Zeit, entspannt durchzuatmen. Ich hatte noch 5 Stunden bis ins Ziel. Zeit genug, das Gehetze der letzten halben Stunde zu vergessen und ein bissl zu schwätzen. Noch ein Bier? Lieber nicht. Man ist ja nicht nur zum Trinken hier, auch zum Essen. Viel war es dennoch nicht, was ich aß. Stattdessen machte ich mich fertig für die Nacht. Zwirbelte das Buff-tuch ums Rübchen, setzte die Petzl dran und schaltete die rückwärtige Beleuchtung in den Blickmodus.

Und dann war ich auch schon wieder auf dem Weg. Auf dem Weg ins Ziel. Wasser habe ich mir noch mitgenommen. Es konnte sich ja noch eine Weile hinziehen und im Dunklen sowieso. Bewegt man sich anfangs noch auf einer schönen kieseligen (Drecks-) Piste wird es dann fett. Immer höher geht es hinauf. Auf der rechten Talseite tänzelten die Lampen den von mir bereits geschafften Abstieg hinunter. Eine wunderschöne Minischlange aus weißen Dauerleuchten und rotem Blicken leuchtete sich den Berg hinab. Auf der linken Talseite, dort wo wir uns bewegten, gab es meist nur rotes Blinklicht. Und es war staubig. Ob du deine Füße hebst oder nicht. Es staubt immer und das sollte die nächsten 3 Stunden so bleiben. Erinnerungen auf meiner ersten Absolvierung wurden wach. Ach damals, 126 km laufend (offiziell 123k) verfluchte ich dieses Stück ebenso. In der Dunkelheit ist es einfach sch … sehr, sehr unschön.

Endlich hat man die letzte Kurve erreicht, 250 hm sind zurückgelegt, geht es auf der anderen Bergseite wieder hinab. Anfangs noch auf dieser Staubischlumpfpiste. Später dann stürzt man sich weiter ins Tal auf einem feinen Geröllweg, der dann nach endlich erscheinenden Serpentinen die Talsohle erreicht. Der „Steingarten“ ist erreicht, wo das Schilf beginnt. Und das Schilf begann. Drei Kilometer Geröll, gefolgt von 2 Kilometern laufbarer Piste und dann ist der Barranco auch schon durchschritten.

Leider hatte mich meine Erinnerung ganz böse verlassen. Als die 3 Kilometer um waren war immer noch Geröll und auch noch nach 4 und nach 5. Langsam kippte die Stimmung. Ich begann zu reden. Mit den Steinen zu reden, nicht zu fluchen. Das ging mir so auf den Zeiger, ich musste mit den Steinen reden. Und irgendwie half das dann auch. Die mich überholenden quatschte ich auch noch voll und spornte sie zum Laufen an. Ich hatte mit laufen gar nichts mehr am Hut. Auch die aufgelockerten Passagen, wo man hätte rennen können, ohne sich ernsthaft zu verletzen, wurden von mir ignoriert. Ganz im Gegenteil, ich rief das Geröll herbei. Zum Glück war kein deutschverständiger um mich herum. Aber was willst machen. Jammern hilft schon manchmal ein bissl. Zumindest verging die Zeit. Meine pace war sowas von konstant. 5 min/km schneller und ich hätte das Ding sicher noch gewonnen 😉 Spaß beiseite.

Raus aus dem Tal der Tränen

Irgendwann tauchte dann die Stadt am Horizont auf. Vorher sieht man das Zementwerk, das keines ist. Mein Zementwerk halt. Dann kommt rechter Hand der Hühnerstall, in dem heute keine Hühner waren und dann endlich ist der Steingarten zu Ende. Noch 5 Kilometer bis META. Lauf, Forrest Lauf. Ich wollte das letzte Stück, wenn wir wieder festen Boden unter den Füßen haben unbedingt rennen. Diese (Dreckszement) Piste wollte ich unbedingt rennen, wie ich es bisher immer getan habe. Aber meine Mantras funktionierten nicht. So ein „Thundertrack“ auf den Ohren hätte geholfen, aber daran dachte ich nicht. Ich erzählte mir immer dieselben falschen Sachen, die es mir unmöglich machten zu laufen. Nach wenigen Metern war die Joggerei immer wieder beendet. Ich muss rennn. Wieder und wieder startete ich einen neuen Versuch. Zumindest überholte mich keiner. „Ich muss euch doch noch allen Gute Nacht sagen“, so mein Mantra für den Zielprint. Es war mir wuscht. Ich lief nicht konstant.

Wann kommt denn die Autobrücke, dann laufe ich durch. Da ist sie, die Brücke, wo die Ortslage erreicht wird. Dann noch ein bissl Kieselweg, Flussbett und das kommt der allerletzte VP „Parque Sur“. Dort, wo ich die letzten beiden Male durchgelaufen bin, so im Flow war ich.

Heute flow-te es nicht. Hinter der Autobahnbrückte kam ich ins Laufen. Leicht joggen, konstant joggen. 10 m später … ende Allende. Endlich das gemauerte Flussbett. Aber wo ist „Parque Sur“? Ahh, nächste Brücke. Ich konnte es sehen, Brückenunterquerung und dann Treppen rauf. Eine gute Idee mit den Treppen. Noch einmal spürst du, dass du nichts mehr spürst. Ein paar asphaltene Meter noch und die letzte Zeitnahme ist durch. Ich konnte meine Stunde plus auf den Cutoff leider nicht halten. Jetzt wars mir auch egal. Ich lief heute nicht durch. Bekam Cola, Iso, Bier, Kaffee angeboten. Ich nahm den Kaffee mit 2 x Zucker. Eine Wohltat, nachts um zehn an der Atlantikcoast. Ein Käffchen für den Staubischlumpf. So sah ich zumindest abwärts der Kniee aus.

Alle schon weg? Keiner mehr da. Ich war der letzte Gast (unserer kleinen losen Gruppe), der sich ins letzte Gefecht stützte. Noch 3,7 km bis META. Ein bissl gemauertes Flussbett latschen. Lampe aus, Lampe aus. Lampe vorm Kopf, Lampe wieder auf den Kopf. Ein Gerödel. Das Laufen eher ein kleben.

Endlich, wir konnten das Flussbett mit seinem unregelmäßig hohen Gestein verlassen. Asphalt. Lauft, Forrest, Lauf. Und Forest lief. Ich lief. Auf Asphalt. Oder wirkte der Kaffee, oder rief mein Bett? Ich habe keine Ahnung. Nun meldete sich auch noch die Fenix zu Wort. 5% Akku. Aber damit kann man mich ja nun wirklich nicht aus der Ruhe bringen. Aber die ganze Aufzeichnung auf einer Uhr zu haben ist ja auch krass. Ich lief immer noch, während ich die andere Fenix startete. Die Kilometer flogen dahin, wie den ganzen Tag noch nicht gekannt. Da vorne gehts rechts ab. Dort, wo ich mich vor 2 Jahren verlaufen hatte. Wieder Asphalt. Mich schloss sich ein weiterer Mitläufer an, als ich auf ihn aufschloss. Noch einmal gings ins gemauerte Flussbett hinab, um eine Brücke zu unterqueren. Rechts hoch. Da vorne ist die Tankstelle. Ich war immer noch am Rennen. Mein Mitläufer hatte es aufgegeben. 6:xx-er pace war recht ordentlich, wie ich fand.

Da links, meine kleine Oase, in die ich wenigen Minuten zurückkehren kann. Duschen und schlafen. Endlich. Aber erst mal rauf auf den Fußweg. Jetzt war es überschaulich. Noch 3 Kreisverkehre, dann einmal rechts und dann finish.

Immer noch war ich am renn. Ich habe keine Ahnung, welcher Hafer mich gestochen hatte. Immer wieder überholte ich gehende Athleten. Ist wohl auch beim Ultra erlaubt, wenn jemand geht, oder. Da vorne, letzter Kreisverkehr. Das Ziel war seit mehreren Minuten deutlich hörbar, nun wurde es greifbar. Zieleinlauf vorbereiten, Sachen grade rücken. Abstand zu anderen Läufern. Neee. Noch 2 Läufer vor mir, langsam joggend. Vorbei oder ins Ziel wandern.

Sorry ich bin vorbei, aber nicht im Zielkanal, sondern weit davor. Arme ausbreiten, in den Zielkanal einfliegen. Jubel, Klatschen, hämmernde Begrenzungen.

Nach 13:41 Stunden

hatte ist den weiten Weg beendet. Zieleinlauf Trans Gran Canaria Advanced 2019. Mann war das ein Stück (mentale) Arbeit.