Aller guten Dinge sind drei – Marathon du Mont Blanc 2016

Anreise und Hotel finden dank (dieser Mal vorher) ausgedruckter Karte (etwas old school, ich weiß) verliefen beunruhigend reibungslos. Durch eine gewisse Ortskenntnis in Chamonix, ich konnte mich tatsächlich erinnern, war ich bereits vor 11 im Hotel und auch kurze Zeit später wieder in der Stadt. Da hier die Restaurationen spätestens halb zwölf (p.m.) schließen, ist zielgerichtete Futtersuche am Abend unerlässlich.

Am Morgen danach dann Startnummernausgabe gleich nach dem Anschwitzenmorgenlauf. Dieses Mal kein lockerer 500 hm Jogg, wie noch im letzten Jahr. Alles sollte besser werden. Vieles verändert in der unmittelbaren Vorbereitung. Ich fühlte mich richtig gut. Und es gab mir auch nicht zu denken. 😉

Kurzer Nachmittagsspaziergang zum kleinen Chalet La Floria. Atmosphäre aufsaugen. Rechtzeitig zog ich am Abend die Vorhänge zu. Es war noch nicht einmal acht, als ich das offizielle Offsignal versandte. Wie bereits die Tage zuvor schlief ich mehr schlecht als recht. Eine gewisse Ausgeruhtheit war dennoch zu verspüren, als ich 2:50 Uhr (10 min vor Weckzeit) meine Entspannungsphase beendete.

Die Sachen schnell angezogen, ein Schüsselchen Müsli vernascht und dann ging es auch schon in den Start- Zielbereich, nur 5 min fußläufig zu erreichen. Perfekt. 15 Minuten vor der Zeit …. Totales Gedränge. War ich im letzten Jahr so zeitig? Also war wieder das obligatorische Absperrgitterklettern angesagt. In Chamonix gibt es beim Start immer Stau. Zu eng die Straßen, zu dicht das Spalier an Frühaufstehern. Pünktlich um vier wurde hochgezählt. Komisch??? Aber bei five war dieses Mal Schluss. Der Start im letzten Jahr bei eleven ließ mich auch heute schmunzeln.

Jetzt gehts lo(ho)s

Keine 10 Sekunden später passierte ich den Startbogen. Und es rollte gut an. In diesem Jahr kleine Streckenanpassung. Nicht direkt zur Seilbahnstation zum Brevent ging es hinauf sondern in langer Runde durch die Stadt. Gar nicht so schlecht. Das Starterfeld sollte sich wahrscheinlich entzerren. Da ich mein Aufwärmtempo lief, war natürlich ein reges Überholen angesagt. 6:10 min/km auf dem ersten war perfekt. Es hügelte sich gleich erst mal leicht hinauf. Alles bestens. Keine mich überfordernden Anstiege. Alles konnte stocklos gerannt werden.

Nach gefühlter Ewigkeit auf Asphalt folgte Waldweg und dann … der erste Stau. Schnell war er Geschichte. Einrollen ist wichtig, rumstehen werden wir noch genug, so meine Intension. Doch wir sollten nicht lange brauchen und es staute länger. Einige wenige ungeduldige kämpften natürlich um jede Millisekunde und mussten auf engem Pfad versuchen, 2,5 Plätze gut zu machen. Einer ist eben immer dabei.

Stau - time to shot

Stau – time to shot

Stauzeit gefühlte 10 Minuten … Transvulcaniafeeling kam auf 😉 Endlich verließen wir den breiten Pfad und sortieren uns, Stau drei, auf dem Singletrail Richtung Brevent ein. Ich hatte mittlerweile die Stöcke, neue Errungenschaft aus der Not heraus (keine Stöcke im Handgepäck), auf Arbeitslänge gebracht. Kann ich irgendwie blind. Selbes Fabrikat, wie die bereits besitzenden, nur 150 g schweren. Bin ja auch kräftiger geworden 😉

Den Mont Blanc links, die Lampenkaravane bei Kopf in Nackenlage gut zu erkennen. Es lief gut. Ich fühlte mich wohl. Nix zickte und zipperte. Ich war zufrieden mit dem, was ich da tat. Immer wieder ein verstohlener Blick auf den Höhenmesser, der zur Standardanzeige bei Bergrennen zählt. Die Kilometer piepsen eh automatisch aber auch eher unwichtig. Besonders beim Mont Blanc 80, der ja an die 90 km lang ist. Somit sagt die horizontale Distanz nicht wirklich was aus. Kann aber auch böse enden 🙂

Anfangs noch geht es recht zügig hinauf. Ab 1700 Höhenmetern, wir müssen auf knapp 2500 m von 1040hm am Start, wird es dann steiler. Mann kommt dem zur Folge auch schneller ans Ziel. Immer wieder wurde ein Foto geschossen. Der Mont Blanc erscheint „so nah, als wär man da“. Nein, Mann war da.

Dann endlich die erste Hütte. Die Sonne war bereits aufgegangen und erhellte den obersten Zipfel des fetten Steinmassivs. Ein traumhafter Anblick. Ich sockte, etwas abweichend vom Pfad, zum Chalet hinüber, um mich auf den Weiterweg vorzubereiten. Schnell ein Foto noch. Nein Danke, sagte ich zu einem Sonnenaufgangsfotografen dort oben, er brauche kein Foto von mir schießen. Selbstbesorger, sozusagen.

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Mont Blanc Massiv morgens gegen 6

Gleich oben, das erste Mal

Gleich oben, das erste Mal

ein Traum von Trail

ein Traum von Trail

Die Lampe wurde verstaut. Gern hätte ich mein Basecap aufgesetzt, doch das lag nicht mehr auf dem Boden im Zimmer, sondern auf dem Bett. Wurde also in der morgendlichen Routine vergessen. Dafür wanderte die Sonnenbrille auf die Nase und das war auch gut so. Denn wenige Meter nach dem Chalet begann das Schneefeld, das sich bis zum Brevent hinauf ziehen sollte. Einige eingebrachte Stufen waren anfangs noch zu erkennen.

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Hinüber zum Brevent

Doch bei geschätzten 700 Läufern, die vor mir waren, an bequemes Steigen nicht zu denken. Auch die gelegentlichen Laufpassagen fielen in diesem Jahr aus. Ich war ein wenig angenervt. Beruhigte mich aber wieder. So ist es aufm Trail. Erstens kommts anders und … als man denkt.

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Tapfer stapfte ich mit der Schlange hinauf. Überholen unmöglich. Also musst du mit dem Trott. Es war aber auch kein Fitzelchen Gestein zu sehen. So wurde der Weg offensichtlich nach Möglichkeit bzw. aktueller Schneelage geschaffen und wir kamen fast an der Seilbahnstation des Brevent raus. Mögen an die 50 hm oben drauf gesattelt worden müssen 😉 Kann man besser schauen. 🙂

Nix wieder runter

Nix wieder runter

Nun endlich der Downhill, wo mal richtig pace gemacht werden konnte. Ohhha. Auch Schnee. Nun gut. Um Sturzfrei zum VP1 zu kommen, musste Mann es auch nicht übertreiben. Also langsame Fahrt hinunter. Wenigstens laufen war möglich, wenn auch gaaaanz sorgsam. Leider gab es auch keine „Rutschen“, wie im letzten Jahr am Col de Terrasse. Im Allgemeinen wohl auch nicht steil genug. Fast genau auf 2100 hm war der Schnee zu Ende. Wie abgeschnitten. Das machen die doch extra, um uns den letzten gerölligen Downhill zum Gleitschirmstartplatz zu gönnen 😉 Ich checke im schnellen Bergab gleich mal die üblichen Verdächtigen. Hüfte ok, Füße perfekt, Knie schmerzfrei … ein Traum von Körperzustand.

Schnitt, hier endete die Schneelage

Schnitt, hier endete die Schneelage

Am Verpflegungspunkt wurden schnell die Getränke aufgefüllt. Nein, nicht schnell. Hier wurde serviert und nichts mit Selbstbedienung. War aber auch der einzige VP, wo das so gehandhabt wurde. So konnten wir in Ruhe durchschnaufen. Nach all der Hetzerei. Ach wir hetzten gar nicht?

Ich trank überraschend viel. War ich im letzten Jahr noch mit der dünnen Windjacke unterwegs, war es heuer extrem schwül. Der Veranstalter hatte vorher per SMS vor der Hitze gewarnt und auch im Vorstartbriefing wurde noch einmal auf die ungewöhnlich hohen Temperaturen verwiesen. 20 Grad in den Bergen, was wirklich extrem warm ist und 30 Grad in den Tälern. Im Schatten wohlgemerkt. Über 1700 Metern schon mal Schatten gesehen? Da war ich mit meinem UV-ignorierenden Hilfsbuff ja perfekt aufgestellt (Sonnenbrand auf dem Kopf ist Sch…). Also trank ich tapfer und regelmäßig. Ich hatte insgesamt 2,5 Liter Getränke dabei. Alles in Flaschen, um die Menge und deren Verbrauch nicht aus dem Auge zu verlieren. Der neue Trailrucksack ist hier eine wirkliche Innovation. 4 Flaschen voll gefüllt und nix wackelt oder nervt. Ich lobe ja nicht gern, aber da ist … ein guter Griff gelungen.

Knapp drei Stunden bis Planpraz

IMG_5042IMG_5037_gedrehtSchnell waren 1,5 Liter aufgefüllt. Eine Banane gegessen und weiter gings. Im Downhill die schneefreie Skipiste am Planpraz hinunter. Kurzer Gegenanstieg und dann ging es auch schon rauf auf den Trail hinüber nach La Flegere. Ein wirklich tolles Stück. Kaum Höhenunterschiede, also nennenswerte (glaube so 250 bis zum Skilift) legt man zurück. Dennoch kommt es das ein oder andere Mal zu kleineren, angenehmen Stauigkeit auf den schmalen Pfaden.

Wie aus dem Nichts, ich war auch in diesem Jahr sehr überrascht, taucht die Liftstation La Flegere auf, unterhalb deren man sich weiter fortbewegt. Kleine Kieselstraße zur Auflockerung und es trailt sich weiter zum nächsten „Gipfel“. Die beliebte Schlussetappe von „UTMB“ und „CCC“ wird nun (in umgekehrter Richtung) gelaufen. Bekannt (aus Funk und Fernsehen) kommt mir hier so vieles bekannt vor. Die Wasserlage doch recht ordentlich und bei großen Wasserfall musste ich an Mirko denken, wie er fast von einen Stein vernichtet wurde oder an Andrê seine Wassereinlage und an Mathias Stockverlust. Viel Luft war nicht mehr unter der kleinen Holzbrücke, auch heute nicht.

Je höher wir kamen, umso mehr Schneefelder tauchten auf. Waren diese passiert, waren spontan gebildete Seen zu umlaufen, sich von Grasinsel zu Grasinsel hüpfend vor nassen Schuhen zu bewahren. Ein toller Spaß, der die Zeit verfliegen ließ. Und tolle Bilder von Seen, die es eigentlich gar nicht gab obendrein. Endlich war der finale Downhill erreicht und zu viele übervorsichtige Läufer vor mir.

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Immer wieder meine Bitte um Überflugerlaubnis. Es ging zäh voran. Aber der Tag war ja auch noch jung und man soll den Tag nicht vor dem Abend loben.

Irgendwann war dann endlich der Col de Montets erreicht. Ich hatte bereits das zweite Gel vernascht, ja vorbildlicher Ernährungsplan, und wie gerufen ein Papierkorb zur Resteentsorgung. Ja, ihr lieben Mitläufer. Da bin ich oldschool in nehme mein Krams mit 😉 Auch die kleinen Schnipsel gaaanz oben am Gelbeutelchen. 😉 Die passierenden Wanderer hatten alle ihre Hände vergessen. Kannste nix machen. Was nun folgte war der bequeme, endlich konnte man Tempo gemacht werden, downhill Richtung Vallorcine.

Neuseenland

Neuseenland

Einige Wanderer kamen uns entgegen. Ansonsten lässt man es hier rollen. Gut 6 Stunden auf ich auf den Füßen. Die erste Ortschaft wird erreicht und wir zweigten vor La Buet ab. Dem ersten großen VP, den ich nach 6:19 Stunden erreichen sollte (cutoff 7h, wie ich nun weiß). Schnell waren Getränke aufgefüllt. Mit Selbstbedienung geht’s einfach fixer. Eine kurze Sitzpause gönnte ich mir und packte bei der Gelegenheit gleich mal die Stöcke an den Rucksack. Hatte irgendwie das Gefühl, ohne Stäbchen besser klar zu kommen und so war es auch. Keine 10 min später war ich wieder aufm Trail. Die meiste Zeit verliert man am Fressstand!

VP2 erfolgreich abgefrühstückt

traumhaft

traumhaft

Eine Tüte Gummibärchen verputzend näherte ich mich dem nächsten Anstieg. Nun sollte es knapp 600 hm hoch gehen. Nix dicket. Am Anfang jedenfalls nicht. Wir passierten das geilste Restaurants in Le Buet. Direkt über einem reißenden Bach. Herrlich und sofort musste das IPhone aus dem Schnellzugriff gezückt werden. Auch hier hatte der Rucksack eine perfekt angebrachte Tasche, leider nur für IPhone 6 Größe. Ist ja auch das perfekte Trailfotografietelonierator 😉

Pause. Wir landen gleich. Der fliegende Trailreporter muss kurz unterbrechen …

Mittlerweile waren wir an die sieben Stunden unterwegs, als wir den kleinen Weiler, weiß nicht wie er heißt, passierten und den Traumblick auf die fetten 3- und 4 Tausender der Umgebung genießen konnten.

IMG_5080Ich war zügig unterwegs. Auf die Knie bebeugt, drückte ich mich den Pfad am Bach entlang. Aus der Ferne hörte man einen der ungezählten Wasserfälle rauschen. Die Begrünung schützte vor der unmittelbaren Sonneneinstrahlung. Es waren angenehme Temperaturen, frische Luft. Immer eine Wohltat. Stetig bewegten wir uns aufwärts. Ich war den mich umgebenden Stöckchentrailern ohne diese „überlegen“. Irgendwann war ich allein. Auch mal schön, ohne dieses ständige Geschnaufe 😉 Immer wieder schaute ich auf den Höhenmesser. Und er kroch. Wir mussten nun auf knapp 2000 m aufsteigen. Der sich dann anschließende Weg zum Col de Terasse war wegen der aktuellen Schneelage unpassierbar, sodass ein anderer Pass zum Emosson Stauseee gewählt wurde. Ich hatte dem keine besondere Bedeutung bei beigemessen. Na dann geht es eben wir 600 hm runter und 700 wieder hinauf. Das diese in Summe mehr Zeit kosten könnte. Daran hatte ich nicht im Traum gedacht. Der Aufstieg nahm kein Ende. Endlich war die Baumgrenze erreicht und der begehbare 3000-er kam in Sicht. Nun ging es noch „flott“ eine Wiese hinauf und keine 50 hm später wurde gescannt. Wir waren erst einmal geschafft. Knapp unter 2000 m fällt das atmen schwerer, ist man nicht gut gerüstet. Und ich war es nicht.

Col de Terasse

Col de Terasse

Ein paar Traumfotos, die Sicht gigantisch, später ging es auch schon wieder hinab. Bis kurz vor Vallorcine sollte der downhill andauern. Herrlicher Trail, der Zeit fraß, ohne Ende. Die Sonne war zur Hochform aufgelaufen. Es dauerte eine Weile, bis wir wieder schattenspendenden Wald erreichten. Mein Getränkevorrat ausreichend. Ich machte auch regen Gebrauch davon. Die schwindende Höhe war auch an den Temperaturen zu merken. Es wurde wieder grillig. Immer öfter musste ich die ausgetrockneten Schleimhäute verwöhnen. „Stau“ an der Wasserstelle. Nein, keine offizielle. Die gab es nur aller 12-15 Kilometer. Immer wieder ein rauschender Bach oder ein Trog, der dessen Wasser auffing lud zur kollektiven Befeuchtung ein. Wieder solch eine Verwöhnstelle. Das eiskalte Wasser taten Kopf und Nacken gut.

Viele Läufer füllten auch ihre Trinkblasen. Ich hatte gut gewirtschaftet. Keine ungeplanten Verluste in den Schnabeltassen zu verzeichnen. Weiter hinab. Noch knapp 100 hm durch den Wald. Ein herrliches Teilstück. Anfang glaubte ich, mich verlaufen zu haben. So schmal und ausgesetzt war der Pfad. Doch die Beschilderung sorgte für Sicherheit. Übrigends wie immer vorbildlich. An dieser gibt es überhaupt nichts auszusetzen.

Der Alternativaufstieg

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Mühsam steigt der trailrunner

An einem kleinen Weiler erreichten wir den tiefsten Punkt der Strecke. Da ich andauernd schaute, merkte ich mir auch die Hohe: 1290 m markierte des tiefsten Punkt vor dem Aufstieg. Noch schnell ein wenig am Wassertrog eines Grundstücks genascht. Es ging die nächsten 2 Kilometer recht eben dahin. Wieder durch Wald geschützt, konnte sich die sonnenverbrannte Haut ein wenig erholen. Dafür war die Mittagshitze spürbar. Hitze, ich ich noch als angenehm empfand. Es muss um die 30 Grad im Schatten gewesen sein.

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schweißtreibend

Wir erreichten ein Tal, bereits von weitem waren die Wasserfälle zu vernehmen. Es wurde Baum- und damit schattenlos und es ging nach oben. Wege? Fehlanzeige. Herrliche Trails sorgten für Gemütlichkeit in der Fortbewegung. Irgendwo dort oben musste der Pass sein, den man bisher nicht sah. Knapp über 1300 m waren wir hoch. Somit war klar, dass an die 700 hm gekraxelt werden durfte. Ob Stöcke oder nicht. Auf dem felsigen Untergrund egal und bei den zu erklimmenden Felsstufen, je höher, desto extremer, auch eher Hupe. Wir kamen voran. Jeder Bach wurde genutzt, sich und seine unbedeckten Körperteile zu erfrischen. Ein Ritual, das alle Läufer hier bevorzugten. Warnschilder verieten, hier ging es zur Sache. Ich fühlte mich langsam, wie eine Schnecke. Nach dem ersten Kilometer, den die Fenix hier speicherte, wurde mein Gefühl bestätigt. Bluetrail-pace beim Aufstieg zum Pico del Teide war angesagt. Mann war das zäh. Ich schimpfte innerlich über diesen geilen Pfad. Er stand dem Aufstieg zum Col de Terasse (dem Originalweg) in nichts nach. Lediglich der Schnee und die dünnen Luft fehlten. Nein, es war härter. Viel Kletterei und rutschender Untergrund stellten die Trailfreunde auf ein harte Probe. Je höher wir kamen, desto langsamer wurden wir. Immer wieder mussten Verschnaufpausen eingelegt werden.

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Wasser …

Ich beschränkte diese auf die Stellen mit Bachquerung. Viele andere trailrunner suchten den Schatten der wenigen Büsche und Sträucher. 25 min/km der nächsten Kilometer. Das war heavy. Ich war recht angefressen. Der Pass, der erreicht werden sollte immer noch nicht in Sicht. Es wurde zäh. Ich hatte mental zu kämpfen. Ganz klar. Der Planet drückte, das Ziel nicht zu sehen und die pace unterirdisch. Einziger „Lichtblick“, das Leider der Mitkämpfer. Ich wurde nicht überholt, sondern „stürmte“ voran. Man war das ein Brett.

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Obeeeen!!!

Daaaa. Ein Wegweiser kam am Horizont, geschätzte 100 hm über mir in Sicht. Lichtblicke. Die Motivation stieg. Vorher noch ein etwas breiteres Bachbett, was es zu überqueren galt. Alta, was war hier los? Trailrunner, sitzend, völlig apatisch wirkend, kippten sich Wasser mit dem Trinkbecher auf den Kopf. Bilder, die man nicht wieder vergisst. Es wurde anstrengend. Die Steigung hatte mittlerweile die 5 vorn erreicht. Also 55% sind gemeint. Was für ein Gesteige und Gekletter. Das erspähte Hinweisschild wieder verschwunden. Eine Fatamogana? Mann war das eine geile Sche… . Zwei Wendungen … Pause. So die Strategie der Meisten. Die Kilometerpace mittlerweile bei 28 min/km. Da kommst du voran. Wir alle waren froh, uns überhaupt noch zu bewegen. Immer wieder, galt es die Steilstufen hinauf zu klettern. Die Hände hilfreich, nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Wir waren mitten in der Wand.

Ohh, da oben. Keine Felsen mehr. Weg. Ein Weg!!! Nur noch 30 % Anstieg . Man könnte laufen. Ja, ne. Ist klar. 😉 Das Plateau. Fast erreicht. Oben. Meine Arme flogen nach oben, ein Freudenschrei musste sein. Wir waren oben. Smart- und IPhones wurde gezückt und zurück fotografiert. Vor uns der Emosson-Stausee. Ein Ausblick, der sich nicht beschreiben lässt.

Drauf auf dem Damm

Ein Gefühl, das man selten hat. Yes. Wir waren oben. Das Lächeln kehrte in unsere Gesichter zurück. Kurz vor 15 Uhr erreichte ich den Staudamm, auf dessen Krone wir hinüber zum VP liefen, joggten, krochen. Nein wir waren gigantisch schnell unterwgs. Gemessen an der Fortbewegungsgeschwindigkeit der letzten 3 Kilometer. Eine Gerüstbrücke brachte uns auf den Damm. Mein Weg. Es ging neben uns, nur durch ein Geländer geschützt (gefühlte) hunderte Meter hinunter. Vor uns schon die Gerüsttreppe, die uns zum VP hinauf brachte. Schnell noch ein paar Fotos. Es war ein Traum von Aussicht. Auch konnten wir die Originalstrecke sehen. Bis zum Stausee mit Schnee bedeckt. Unmöglich, dort zu laufen.

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Blick zurück

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besser geht es kaum

Ich erreichte die Seilbahnstation und damit den Süffelstand. Schnell wurden drei Wasserflaschen aufgefüllt, mit Elektrolythen angereichert. Noch ein Stück Kuchen gegessen, welches gerade so drin blieb. Ich musste weiter. Viele Läufer rasteten. Suchten Schutz im Schatten der kleinen Gebäude. Ich hatte das Gefühl, genug Zeit verloren zu haben und sockte sofort wieder los. Das Abstieg hatte es in sich. Im letzten Jahr versagten die SLAB Ultra SG kläglich. Ich war gespannt, wie die SLAB Wings 7 die Steilabstiege beherrschten.

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VP 3 Emosson-Stausee

VP 3 Emosson-Stausee

Zunächst folgten wir bis zur Bahntrasse diversen Steinplatten. Verschiedenste Ausprägung, nur wenig Trittfläche hatten sie alle. Immer wieder konnte ich überholen. Auch Stöcke hier eher hinderlich. Meine steckten seit 16 Kilometern im Rucksack und das war gut so. Nach der Querung der Bahnstrecke, der direkte Abstieg immer noch halsbrecherisch, ging es im Wald weiter. Kein rutschen in diesem Jahr auf dem losen Waldboden. Die Schlappen machten einen guten Job. Wir bewegten uns recht zügig nach unten. Immer aufmerksam. Auf den teils seil- und kettenversichterten Singletrails. Bei 13xx Metern wurde ein kleiner Weiler mit angeschlossenem Wasserbottich erreicht. Mein Mentalziel beim Abstieg. Etwas abseits vom Weg, aber bekannt aus dem letzten Jahr. Wieder war es drückend heiß hier unten.

Nach ein paar Metern Asphalt, wir durchliefen die kleine Häuseransammlung, wechselten wir auf einen Graspfad, der auf einen Singletrail uns die verbleibenden 200 hm zur Kontrollstelle bringen sollte. Nach ein paar 100 Metern entspanntem Laufen, es war eben und weich, herrlich weich, stürzten wir uns wieder in den Wald. In geschlossener Formation erreichten wir die Kontrollestelle für die Pflichtausrüstung.

Abenteuerlich nach Querung der Bahntrasse

Abenteuerlich nach Querung der Bahntrasse

Doch warum kontrollierte keiner was. Die „Damen vom Grill“ telefonierten. Na legt doch endlich mal einer was raus? Wieso hat keiner seinen Rucksack ab? Na dann lasst mich. „Finito, no diskus!“ Hörte ich. „Wie, finito?“ Ich fragte nach „no control?“ „No! finish!“ Wie finisch? „No diskuss!“ Schluss, aus. Ich fragte nach „Cutoff Time?“ „Yes“ Ein wilder Tumult entstand. Ich konnte das gar nicht glauben. Hier war cutoff Punkt. War ich so langsam. Ich hatte noch 12 Stunden Zeit bis Chamonix. Hier kann doch nicht Schluss sein?

Zieleinlauf, was wir hier noch nicht wussten

Zieleinlauf, was wir hier noch nicht wussten

Ich nahm es hin, während einige wild gestikulierten. Eine junge Frau konnte ihre Tränen nicht mehr verbergen. Das Herausschneiden des Kontrollabschnitts besiegelte das Ende. Das wars. Schluss aus. Mein erstes Cutoff. Um 5 min und 39 sekunden (wie ich zuhause feststellte) zu langsam. Die Cutoff Zeit vom letzten Jahr wurde um 30 min verringert, damit keinem nachts auf dem „Col de Balme“ durch die Schneefelder Muss. Habe ich auch erst zu hause nachgelesen.

Ziel ... für heute nach 12:05 Stunden

Ziel … für heute nach 12:05 Stunden

Ich sank an einer Hauswand zu Boden. So eine Sch … Warum war ich so langsam? Mit cutoff hatte ich nicht gerechnet. Garnicht realisiert, dass hier ein Kontrollpunkt ist. Hier, im nichts. Ja, ich war heute zu schwach für diesen Trail. Ich hatte meinen Meister gefunden. Knapp eine Stunde später fuhr ich mit französischen Trailrunnern im Auto nach Chamonix zurück. Die Rücktransport durch den Veranstalter war irgendwie nicht oder noch nicht geklärt. Zur Not konnte man aber auch mit dem Train direkt bis Chamonix zurück reisen.

So endete mein zweiter „Marathon du Mont Blanc 80 km“ nach

12:05:39 h

im schweizerischen Finhaute. Take it easy. Ich war ruhig, gefasst, gelassen. Zu kaputt, um wirklich zu verstehen, was hier gerade passiert war. Nach DNS zum Bluetrail, einenem DNF beim Ultratrail Barcelona nun der dritte ziellose Ultratrail. Nun ists aber genug!!! Das Training ist zu forcieren. Gleich am nächsten Tag geht es los, wenn es denn geht!

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The winner takes ist all …

Zielfotos

Zielfotos